Mit dem Auto durch Georgien - von Achim Ludwig.
Unter den Fittichen von Falk Schäfer bzw. Ostwärts Reisen brach ich in einer kleinen Gruppe im September 2022 zu einer knapp dreiwöchigen Rundreise durch Georgien auf. Zwei Paare im Seniorenalter, die sich auf eigene Faust dieses spannende Land erschließen wollten, im Hintergrund aber auf die Organisation und Koordination eines erfahrenen Reiseprofis setzen wollten. Das war unser Ansatz, dem vollumfänglich entsprochen wurde.
Flüge waren gebucht. Vor Ort wurden wir vom Mietwagenanbieter in Empfang genommen, der uns beim Geldtausch und beim Kauf einer georgischen SIM-Karte unterstützte. Wir folgten einer eigens konzipierten Route, die direkt auf unsere Prämissen, Interessen und Bedürfnisse abgestimmt war. Die Unterkünfte am Wegesrand waren allesamt seriös, erlesen und wussten mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis zu glänzen. Unsere Ankunft war stets avisiert und wir wurden jedes Mal von freundlichen Menschen begrüßt. Die Reiseroute wurde täglich aktualisiert und Rückfragen extrem zeitnah beantwortet, sodass wir uns ausgezeichnet informiert fühlten.
Das Fazit gleich am Anfang: alle sind wohlbehalten zurückgekommen und waren vollends begeistert. Perfekt organisiert und individuell auf die Wünsche und das Alter der Teilnehmer zugeschnitten. An dieser Stelle noch einmal großen Dank und Anerkennung an Falk Schäfer.
Mestia mit seinen Wehrtürmen im wilden Swanetien.
Wir hatten uns auch deshalb für die Individualtour ohne Reiseführer entschieden, weil jeder von uns Vieren recht gut Russisch und auch Englisch sprach, jene beiden Fremdsprachen, mit denen man in Georgien überall Anschluss findet. Allerdings waren nicht alle Georgier zu einer Kommunikation auf Russisch bereit, was sich mit den wechselhaften Beziehungen zu Russland in den vergangenen Jahrhunderten und dem aktuellen Krieg in der Ukraine erklären lässt.
Der Mietwagen war ein Jeep mit Automatikgetriebe und Allradantrieb, der für unsere Reise unbedingt erforderlich war. Alles vom Reiseorganisator perfekt vorbereitet.
Schon auf der Fahrt vom Flugplatz erkannten wir, dass nicht alle Straßen deutschen Vorstellungen entsprechen. Sie sehen mitunter aus wie asphaltierte Wirtschaftswege, sodass man den Abzweig auch einmal verpasst. Spätestens an dieser Stelle lernten wir den Mehrwert von Google Maps schätzen und des Links mit der konkreten Route, den wir vor jeder Fahrt zugesandt bekamen und dem wir nur folgen mussten. Hilfreich vor allem im Hochgebirge, wo eine verpasste Abfahrt aufregend werden kann, weil Wendemanöver auf kurvenreichen Bergstraßen nicht jedermanns Sache sind.
Die Passstraße am Goderdzi-Pass zwischen Akhalzikhe und Batumi wird bald vollständig asphaltiert sein.
Ein absoluter Höhepunkt ist die Fahrt ins wilde Swanetien im Hohen Kaukasus. Eine spektakuläre Berglandschaft und gut ausgebaute, wenn auch nicht immer fertige Straßen garantieren Spaß am Fahren und führten uns zu einer luxuriösen Unterkunft, in der wir das erste Mal die Vielfalt der georgischen Küche kennenlernten. Leckere Fleischgerichte, ofenfrische Teigware, gefüllt mit Gemüse oder Käse, alles gut gewürzt, leicht und bekömmlich. Den Rest der Reise haben wir uns nur mit georgischen Gerichten verwöhnt, obwohl in den Städten auch internationale Küche angeboten wird. Eine Entdeckung für die Männer war das georgische Bier, das sich mit dem deutschen messen kann. Unbedingt kosten sollte man georgische Weine, die in großer Vielfalt und zu erschwinglichen Preisen erhältlich sind. Auch sollte man das Fladenbrot direkt vom Bäcker probieren. Eine Bäckerei findet sich im kleinsten Ort und ist in der Regel ab dem frühen Morgen geöffnet.
Kvareli-Weingut im ostgeorgischen Kakhetien.
Wir haben unsere Entscheidung für eine Individualreise im Mietwagen nie bereut. Die hervorragende Planung unseres Veranstalters beinhaltete fast alle sehenswerten Ziele. Die Schönheit der Natur, die Geschichte des Landes in den Klöstern, Weingärten und Museen, die Gegensätze zwischen modernen Großstädten wie Tbilissi und Batumi sowie kleinen Städten und Dörfern. Wir sahen den Wohlstand genauso wie die Einfachheit und Härte des Lebens auf dem Lande. Wir genossen Wanderungen durch dichte Gebirgswälder und Spaziergänge durch die Altstädte von Batumi und Tbilissi. An den Transfertagen hat der Reiseorganisator sehenswerte Orte und historische Stätten als Zwischenstopps entlang der Route konzipiert, sodass wir am Ende den Eindruck bekamen, alles in Georgien gesehen zu haben. In Erinnerung geblieben ist mir ein Gespräch mit einem jungen Georgier, der sehr lebhaft vom Widerstand der Einheimischen gegen die Versuche offensichtlich korrupter Amtsträger aus der Hauptstadt erzählte, ein naturbelassenes Touristenziel, einen Wasserfall mitten in der Wildnis, mit Zufahrtstrassen und Hotels zu kommerzialisieren. Solche zufälligen Begegnungen, die einen Einblick in das wahre Leben ermöglichen, kommen bei geführten Gruppenreisen sicher seltener vor. Das trifft auch auf unsere etwas unkonventionelle Fahrt nach Tbilissi zu. Nach dem Besuch eines Höhlenklosters bot uns der Reiseorganisator ein wenig Abenteuer und schickte uns über unbefestigte, aber ungefährliche Pisten nach Rustawi. Beim Halt mitten in der weiten Hügellandschaft an einem einsamen Schild mit dem Hinweis auf die Grenze zu Aserbaidschan trafen wir auf eine Militärpatrouille, die uns den richtigen Weg durch die Steppe wies. Beeindruckend war auch die Tour von Achalzikhe nach Batumi durch eine schöne Berglandschaft über den Goderdzi Pass. Gleichzeitig bekamen wir einen Einblick in den georgischen Straßenbau. Asphaltierte Strecken und halbfertige Bauabschnitte, interessanterweise von einer chinesischen Firma ausgeführt, wechselten sich ab mit einspurigen Straßen und endeten in einer Schotterpiste. Generell haben wir uns nie unsicher gefühlt. Unterwegs gibt es genug Möglichkeiten zu tanken sowie Getränke und Essen einzukaufen. Natürlich haben wir uns auch verfahren, doch stets kam sofort Hilfe von Falk Schäfer aus Berlin.
Dystopische Landschaften im Grenzland zu Aserbaidschan.
Rückblickend können wir sagen, dass Georgien nicht nur als Reiseziel für Senioren interessant ist, sondern gerade auch für junge Leute, die uns in großer Zahl begegnet sind. Ein hochinteressantes Land, das nach der Unabhängigkeit seinen Weg sucht, weltoffen ist und eine gut entwickelte touristische Infrastruktur aufweist.
Ein persönlicher Tipp: Ein schöner Weg sich Georgien anzunähern sind Bücher und Musik. Wer nicht nur als Tourist unterwegs sein will, kann sich auf diese Weise schon vorher auf das Land einstimmen. Neben den Beschreibungen von Falk Schäfer und sehr guten Reiseführern lasen wir Bücher von Nino Haratischwili, die unser Interesse und auch das Verständnis für das Land und seine Geschichte geweckt haben. Dazu gehört auch die Musik der weltbekannte Klaviersolistin Khatia Buniatishvili und die mehrstimmigen Gesänge der georgischen Männerchöre.
Die Hafenstadt Batumi am Schwarzen Meer.