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Ostwärts Reisen

Republik Altai, Russland

Republik Altai

Geschichte

Die Republik Altai (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Region) lag über Jahrhunderte am Kreuzungspunkt östlicher und westlicher Zivilisationen. Europäische Siedlungen lassen sich bis in die Bronzezeit zurückverfolgen. Im fünften vorchristlichen Jahrhundert kamen auch Asiaten in den Altai und vermischten sich mit europäischen Stämmen. In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten dominierten in dem Gebiet zuerst die Göktürken, dann die Uiguren und schließlich die Kirgisen.

Im 13. Jahrhundert ergaben sich die Kirgisen freiwillig dem rasch expandierenden Mongolenreich. Nachdem dieses zerfallen war, gelangte die Region unter die Kontrolle der „Goldenen Horde“.

Aufgrund seiner Lage im geografischen Zentrum Eurasiens vereinte der Altai in verschiedenen Epochen unterschiedliche Ethnien und Kulturen. Aus dieser Region kommend, verbreiteten sich die sogenannten altaischen Sprachen fast über den gesamten eurasischen Kontinent – vom Bosporus bis nach Japan.

Nach all den verschiedenen turkisch-mongolischen Stämmen und Nationen trat ab Mitte des 18. Jahrhundert ein neuer Akteur auf den Plan – das Russische Zarenreich. Diesem ordneten sich die Altaier nach dem Zusammenbruch des Dzungarischen Khanats freiwillig unter, woraufhin die ersten russischen Siedler aus Zentralsibirien in die Berge des Altais vordrangen.

Wie in vielen Teilen Sibiriens setzten sich unmittelbar im Anschluss an die Oktoberrevolution 1917 auch im Altai erst einmal die konterrevolutionären Weißgardisten durch. 1919 gewann die Rote Armee jedoch die Oberhand. Das Dorf Ulala wurde zum neuen Verwaltungszentrum und entwickelte sich in der Folge zur heutigen Republikhauptstadt Gorno-Altaisk. Bald darauf wurde die Autonome Region Oirat gegründet, die in etwa deckungsgleich mit den heutigen Gebieten der Republik Altai und der benachbarten Region Altai war.

Kurz vor Ende der Sowjetunion wurde 1991 Gorno(Berg)-Altai aus der Region Altai herausgelöst und zur Autonomen Republik innerhalb der Russischen Sowjetrepublik erklärt. Erst kurz vor dem Ende der Sowjetunion war also die Grundlage geschaffen für die Existenz der heutigen Republik Altai innerhalb der Russischen Föderation. 1997 wurde eine Verfassung verabschiedet, zudem einigte man sich auf eine Flagge und ein offizielles Wappen.

Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine wurden überproportional viele Bürger der Republik zum Kriegsdienst eingezogen.

Politik

Administrativ gliedert sich die Republik in einen Stadtkreis und in zehn Rajons. Die insgesamt 245 Ortschaften sind zu 91 Landgemeinden zusammengefasst. Die aktuelle Verfassung wurde im Juni 1997 verabschiedet. Derzeitiger Ministerpräsident ist der studierte Soziologe Oleg Khorokhordyn. Er wurde zunächst vom Präsidenten der Russischen Föderation ernannt und später in Wahlen bestätigt. Khorokhordyn gehört der Partei „Einiges Russland“ an.

Das Parlament der Republik Altai ist der „El Kurultai“. Die Kreml-Partei „Einiges Russland“ hält hier eine Mehrheit von 24 der 41 Sitze.

Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine wurden überdurchschnittlich viele Bürger der Region zum Kriegsdienst herangezogen.

Demografie

Die Republik Altai hat 218.000 Einwohner. Die Bevölkerungsdichte liegt bei 2,4 Einwohnern pro Quadratkilometer und damit etwas höher als in den anderen südsibirischen Republiken Burjatien und Tuwa oder in der unabhängigen Mongolei. Von 1990 bis 2019 war ein stetiges Wachstum von zunächst 190.000 auf nun 218.000 Einwohner zu verzeichnen. In der Hauptstadt Gorno-Altaisk leben derzeit 64.000 Einwohner. Das sind 30 Prozent der Gesamtbevölkerung, womit die Stadt eine geringere demografische Dominanz ausübt als Kyzyl in Tuwa oder Ulan-Ude in Burjatien. Zweitgrößte Stadt ist die Siedlung Maima, die sich mit ihren 18.000 Einwohnern direkt vor den Toren von Gorno-Altaisk ausbreitet.

Die Republik-Hauptstadt Gorno-Altaisk. Foto: © Vít Hněvkovský

Die drittgrößte Siedlung ist Kosch-Agatsch ganz im Süden mitten im Altaigebirge kurz vor der mongolischen Grenze gelegen. Hier leben 10.000 Menschen. Alle übrigen Ortschaften haben weniger als 6.000 Einwohner.

Russen bilden in der Republik noch immer die deutliche Mehrheit. Allerdings ist deren Anteil von 1989 bis heute von 63 auf 56 Prozent gesunken. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil des indigenen Volks der Altaier von 29 auf 34 Prozent gestiegen. Kasachen machen etwa sechs Prozent der Bevölkerung aus. Sie leben vor allem in der Chuja-Hochebene im äußersten Süden der Republik. Das kleine, rund um den Telezker See siedelnde Volk der Telengiten liegt bei knapp zwei Prozent. Weitere kleine Minderheiten sind die indigenen Kumandinzen, Ukrainer und Deutsche.

Nach einer Umfrage des Sreda-Institutes bekennen sich 28 Prozent der Einwohner zur orthodoxen Kirche. 25 Prozent gaben an, zwar spirituell zu sein und an eine höhere Macht zu glauben, sich aber nicht einer bestimmten Religion oder Konfession zuordnen zu wollen. 15 Prozent bezeichneten sich als Atheisten. Schamanismus und Buddhismus bildeten eine gemeinsame Kategorie, auf die ein Anteil von 13 Prozent entfiel. Die sechs Prozent Moslems entsprechen dem Anteil der Kasachen an der Gesamtbevölkerung.

Geografie und Klima

Die Republik Altai nimmt etwa 92.000 Quadratkilometer ein und ist damit etwas größer als Österreich. Geografisch erstreckt sie sich nahezu vollständig über den nördlichen Altai. Im äußersten Norden liegt die Republik-Hauptstadt Gorno-Altaisk noch im Hochgebirgsvorland auf lediglich 300 Metern Höhe. Diese flächenmäßig sehr kleine Zone bildet das einzige Tiefland der Republik. Von dort steigt das Relief sukzessive an, bis mit der Siedlung Kosch-Agatsch auf 1.800 Metern Höhe eine der höchstgelegenen Gemeinden Russlands erreicht wird. Die umgebende Hochebene befindet sich bereits an der südlichen, wetterabgewandten Seite des Altai und ist entsprechend trocken. Etwas südwestlich davon liegt auf russischer Seite des Vierländerecks zwischen Russland, China, Kasachstan und der Mongolei die Ukok-Hochebene. Dieses Plateau schmiegt sich direkt zwischen die beiden höchsten Massive des Altai. Die auf der russisch-kasachischen Grenze liegende Belukha nördlich des Ukok-Plateaus ist mit mehr 4.500 Metern den höchsten Punkt des Gebirges. Das südlich davon liegende Tawan-Bogd-Ola-Massiv markiert das Dreiländereck zwischen Russland, der Mongolei und China. Dessen höchster Gipfel ist der Khuiten mit 4.374 Metern. Im Osten der Republik geht der Altai in den Westsajan über. Dieses Gebirge bildet zusammen mit dem Ostsajan die Nordabdeckung des Mongolischen Hochlandes und zieht sich bis zum Baikal.

Die wichtigsten Flüsse der Republik sind die Bija und der Katun. Kurz hinter der Grenze zur angrenzenden Region Altai vereinigen sich beide bei der Stadt Bijsk zum Ob. Dieser wiederum bildet gemeinsam mit dem Irtysch das fünftgrößte Flusssystem der Erde und entwässert in den Arktischen Ozean. Die beiden Quellflüsse des Ob sind touristisch von großem Interesse. Die entsprechenden Hochtäler bilden wichtige Siedlungsschwerpunkte, bieten pittoreske und vielfältige landschaftliche Eindrücke.

Die Bija entspringt aus dem Telezker See im Osten der Republik. Dieser See ist einer der tiefsten der Welt, der größte der Republik und liegt umgeben von bis zu 2.500 Meter hohen Bergketten. Der wichtigste Zufluss ist der Tschulyschman, der etwa 250 Kilometer vor dem Telezker See im Sajan-Gebirge noch auf dem Gebiet der Republik Altai entspringt und damit die Quelle des Ob-Flusssystems markiert. Nach dem Telezker See durchbricht die Bija den Übergang vom Sajan- zum Altai-Gebirge und vereinigt sich nach knapp 300 Kilometer mit dem Katun zum Ob. Der Katun wiederum entspringt im hohen Altai direkt an der russisch-kasachischen Grenze und zieht sich dann in Richtung Norden durch die gesamte Republik.

Die Belukha ist der höchste Gipfel des Altai. Foto: © Anna Mozhayeva

Die beiden das Klima der Republik Altai prägenden Umstände sind die zentrale Lage innerhalb Eurasiens sowie die Höhen des Altai-Gebirges. Daraus ergibt sich zum ersten eine extreme Kontinentalität mit langen, kalten Wintern und kurzen, heißen Sommern. Zum zweiten zeigen sich innerhalb der flächenmäßig kleinen Republik extreme Unterschiede. So differiert die Jahresmitteltemperatur zwischen den Orten Chemal und Kosch-Agatsch zwischen plus sechs und minus fünf Grad. Diese Differenz entspricht in etwa den mittleren Temperaturunterschieden zwischen Sankt Petersburg und Sotschi. Chemal verfügt über das mildeste Klima Sibiriens, Kosch-Agatsch wiederum entspricht den nördlichen Breiten jenseits des Polarkreises.

Zwischen den Tälern im Norden der Republik und dem Hochgebirge im Süden unterscheiden sich auch die Niederschlagsmengen sehr deutlich. In beiden Fällen sind die Winter deutlich trockener als die Sommer, doch in den Bergen fällt im Winter nahezu gar kein Schnee und insgesamt sind die Niederschlagsmengen im Norden viermal höher als im Süden.

Daraus und aus den unterschiedlichen Höhenlagen ergibt sich eine äußerst vielfältige Vegetation. Die Hauptstadt Gorno-Altaisk liegt genau am Übergang von Bergtaiga zu den weiten Steppen Zentralasiens. Hauptsächlich jedoch wird die Republik von den bewaldeten Hängen des nördlichen Altai eingenommen. Südöstlich des Altai-Hauptkamms finden sich dagegen mit dem Tschuja- und dem Ukok-Plateau weite Hochebenen mit halbwüstenartiger Vegetation. Dementsprechend vielfältig ist auch die Tierwelt in der Region.

Wirtschaft und Verkehr

Grundsätzlich gehört die Republik Altai zu den wirtschaftlich rückständigen Regionen in Russland. Die Durchschnittseinkommen sind signifikant geringer als in den meisten anderen Subjekten der Russischen Föderation. Die wirtschaftliche Struktur ist vorwiegend landwirtschaftlich geprägt. Einen besonderen Stellenwert nehmen der Getreideanbau und die Gewinnung von Tierwolle ein. Ansonsten besitzen die Leichtindustrie und die Lebensmittelverarbeitung eine herausgehobene Relevanz.

Zunehmend wird in den Tourismus investiert. Es gibt etliche touristische Infrastrukturprojekte, wobei in den kommenden Jahren insbesondere die Angebote für den Wintersport ausgebaut werden sollen.

Gazprom plant die Errichtung einer Ferngasleitung von den sibirischen Feldern über die Republik Altai zur russisch-chinesischen Grenze an der Ukok-Hochebene. Mit diesem Projekt würden sich erhebliche wirtschaftliche Potentiale verbinden, allerdings wäre damit der UNESCO-Welterbestatus für die Ukok-Hochebene und den hohen Altai gefährdet.

Der Chujsker Trakt ist die zentrale Verbindung zwischen dem Norden der Republik rund um die Hauptstadt Gorno-Altaisk in den Süden zur mongolischen Grenze bei Tashanta. Er folgt weitgehend dem Tal des Katun und in weiterer Folge dem seines längsten Nebenflusses, der Chuja. Der Trakt stellt den wichtigsten Verkehrsweg der Republik Altai dar. Abseits dieser gut ausgebauten Fernverbindung bestehen nur wenige asphaltierte Straßen, ist die Infrastruktur deutlich ausbaufähig. Dies ist zum einen der herausfordernden Topografie und zum anderen den geringen finanziellen Ressourcen geschuldet. Immerhin sind jedoch der Telezker See und das Tal des unteren Katun bei Chemal über asphaltierte Wege mit dem Chuijsker Trakt verbunden. Eine weitere Straße verlässt den Trakt hinter Topuchaja in Richtung Westen, erschließt die Siedlung Ust-Kan, führt dann in südlicher Richtung nach Ust-Koksa und endet schließlich bei Tjungur etwas nördlich der Belukha. In naher Zukunft soll die Straße verlängert werden, um bei Inja wieder auf den Chujsker Trakt zu treffen. Vom Telezker See kommend, folgt auch dem Tal des Bija eine asphaltierte Straße, die bei der Stadt Bijsk jenseits der Republikgrenze den Trakt erreicht.

Weite Teile der Republik lassen sich nur mit Geländefahrzeugen oder zu Pferd erreichen. Das gilt leider auch für viele landschaftliche Highlights, wie die Ukok-Hochebene, den nordöstlichen Altai oder das Belukha-Massiv.

Der Grenzübergang bei Tashanta ist einer der wenigen Punkte, an denen auch Drittstaatler die russisch-mongolische Grenze überqueren dürfen.

An den Eisenbahnverkehr ist die Republik Altai nicht angebunden. Der nächstgelegene Bahnhof befindet sich in der Stadt Bijsk – etwa hundert Kilometer nördlich von Gorno-Altaisk. Von dort besteht eine knapp 150 Kilometer lange Stichstrecke zum Eisenbahnknoten Nowoaltaisk mit Anschlüssen nach Nowosibirsk und nach Kasachstan.

Der Flughafen von Gorno-Altaisk spielt gerade aufgrund der fehlenden Eisenbahnverbindung eine zentrale Rolle bei der Erschließung der Republik Altai für den Tourismus. Er wurde im Jahr 2011 wiedereröffnet und hat seitdem sein Passagieraufkommen verdoppeln können. Es bestehen mehrere regelmäßige Verbindungen nach Moskau. Weitere Ziele sind Krasnojarsk und Kasan.

Republik Altai

Einwohner: 0,206 Mio. (vgl. Hansestadt Rostock 0,209 Mio.)

Fläche: 93 Tsd. qkm (vgl. Österreich 84 Tsd. qkm)

Bevölkerungsdichte: 2,2 EW/qkm

Hauptstadt: Gorno-Altaisk – 57 Tsd. EW

Amtssprache: Altaiisch, Russisch

Währung: Russischer Rubel (RUB)

Regierungsform: Autonome Republik innerhalb der Russischen Föderation

Zeitzone: +6 MEZ

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