Zunächst das Gute. Es ist viel, viel besser als noch in den 1990er Jahren, als zwischen Kyjiv, Jerewan, Taschkent, Ulaanbaatar und Wladiwostok das blanke Chaos herrschte. Ich habe etliche Geschichten gehört. Von Mongolen, Russen, Ukrainern, Georgiern, Deutschen und anderen mehr. Es muss schlimm gewesen sein… Lesen Sie im Folgenden, wie es heute um die Sicherheit im weiten Raum zwischen der Ukraine, über Kaukasus, Zentralasien und die Mongolei bis nach Japan bestellt ist.
Geld und Sicherheit
Mongolei
Beginnen wir mit der Mongolei. Taschendiebstähle kommen vor, doch regelrechte Überfälle sind mittlerweile selten. In Ulaanbaatar sollte man als (ortsunkundiger) Ausländer nach wie vor nicht in die etlichen Privattaxis steigen, doch auch hier ist die Wahrscheinlichkeit für bittere Erfahrungen gesunken. Abhilfe schafft u.a. die neue UBCab-App, die sich in der mongolischen Hauptstadt enormer Beliebtheit erfreut und nach einem ähnlichen Muster funktioniert, wie Yandex oder Uber.
Nach wie vor gilt, dass ausländische Männer in Begleitung mongolischer Frauen nicht überall gerne gesehen sind und dass man sich generell vor alkoholisierten Männern in Acht nehmen sollte. Doch auch hier ist der Trend positiv, denn der Alkoholismus geht insbesondere bei jungen Menschen signifikant zurück.
Es gibt keine Garantie, doch im Grundsatz sind das Zentrum von Ulaanbaatar und der gesamte ländliche Raum recht sicher. Meiden sollte der unbedarfte Besucher lediglich den Jurtengürtel rund um die mongolische Hauptstadt sowie den im Osten Ulaanbaatars gelegenen Bezirk Sansar. Unter den mittleren Städten verzeichnet Erdenet die besten Zahlen. Im ostmongolischen Aimak-Zentrum Tschoibalsan hingegen sollte man etwas vorsichtiger unterwegs sein.
Auch für allein reisende Frauen scheinen die Gefahren überschaubar. Insbesondere dann, wenn man die Mongolei in Relation zu den anderen Staaten Zentralasiens betrachtet.
Korruption ist in der mongolischen Gesellschaft nach wie vor ein gravierendes Problem, doch die Sicherheitsorgane bilden eine rühmliche Ausnahme. Wenn man also auf der Straße gestoppt wird, ist davon auszugehen, dass dies irgendeine Bewandtnis hat. Entweder das eigene Fehlverhalten oder aber anderweitige Ermittlungen.
Deutlich gravierender als die Kriminalität sind die Gefahren, die vom Autoverkehr und von der Natur ausgehen. Ich bin auch schon in der Mongolei Auto gefahren und will daher nicht explizit abraten. Doch man sollte sich bewusst sein, dass der Stadtverkehr in Ulaanbaatar extrem chaotisch ist und die anderen Verkehrsteilnehmer mitunter waghalsigste Manöver auf die Straße bringen. Zumindest ist im Dauerstau von UB die Geschwindigkeit eher gering, sodass Leib und Leben nicht unmittelbar gefährdet erscheinen. Anders auf dem Land. Auf asphaltierten Straßen muss jederzeit mit Bodenwellen und Schlaglöchern gerechnet werden, was allerdings nur wenige Mongolen von einer offensiven Fahrweise abhält. Über entgegenkommende Fahrzeuge auf der eigenen Fahrbahn wird man sich nur anfangs wundern. In diesen Situationen Ruhe bewahren, abbremsen und möglichst weit nach rechts ausweichen. Ganz langsam sollte man aber auch nicht dahinschleichen, weil in diesem Falle der rückwärtige Verkehr Risiken birgt. Von Nachtfahrten wird abgeraten.
Picknicks jenseits der Piste inmitten weiter Landschaft vermitteln bleibende Eindrücke und sind angesichts der großen Entfernungen mitunter unausweichlich. Sicherer ist es jedoch, wenn man sich fünfzig oder hundert Meter weiter in die Steppe begibt und sich erst dort zur Ruhe setzt. Denn wenn der Boden halbwegs eben ist, wird auch offroad gerast. Und weil da und dort ein Hindernis im Wege liegt und ausgewichen werden muss, sind gerade umherlaufende Kinder akut gefährdet.
Schließlich die Natur. Ob geführt oder individuell. Jeder sollte mitdenken und sich an der Reisevorbereitung beteiligen. Wird dieser Grundsatz beherzigt, dann ist am Ende eingepackt, was notwendig ist. Wasser, Reiseapotheke, warme Kleidung, Sonnenschutz, Ersatzreifen, Benzinkanister. Auch Verkehrskarten, ein mongolisches Wörterbuch und eine Liste mit Notfallnummern können von Nutzen sein. Große Teile des mongolischen Südens und Ostens sind nahezu unbewohnt. Es gibt dort nichts. Keine Dörfer, keine Läden, keine Tankstellen, nichts. Wer dort hin will – und dafür gibt es viele gute Gründe – muss entsprechend vorbereitet sein und sich bewusst machen, wie lange man im Falle eines Unfalls ins nächste Aimakzentum benötigt.
Picknick am Wegesrand bitte mit ausreichendem Abstand zur Piste.
In Ulaanbaatar Bargeld zu tauschen ist etwas günstiger als die Abhebung mit der Karte. Nördlich des Sukhbaatar-Platzes gibt es eine Straße, in der sich Wechselstube an Wechselstube reiht, die man jedoch besser mit einheimischer Begleitung besucht. Die Kurse in den niedergelassenen Banken sind allerdings nicht viel schlechter. ATM-Automaten stehen in ausreichendem Maße zur Verfügung. Auf dem Land ist es schwieriger, sodass man sich vor einer Reise dorthin mit der Landeswährung Tugrik eingedeckt haben sollte.
Betrug ist nicht die Regel, doch man sollte sich schon bemühen, halbwegs passend zu zahlen. Wechselgeld wird manchmal einfach einbehalten. In diesem Fall sollten Sie in der nötigen Bestimmtheit auf ihrem Recht beharren. Grundsätzlich ist das Wechselgeld immer nachzuzählen. Kein Mongole wird sich daran stören, denn sie selbst halten es genauso.
1 Euro etwa 4.000 Mongolische Tugrik
Sibirien
Wie in der Mongolei, weist der Trend auch in Sibirien nach oben. Das Chaos der Jelzin-Jahre ist lange vergangen und die Bandenkriminalität spürbar gesunken. Auf dem Land ist es noch sicherer als in den Städten. Im Unterschied zur Mongolei interessiert es in Sibirien kaum, ob man eine einheimische Frau an seiner Seite hat oder nicht. Dafür aber können die politischen Friktionen zwischen dem sogenannten Westen und Russland für Zündstoff sorgen. Man muss zwar ziemliches Pech haben, um an einen allzu streitlustigen Patrioten zu geraten. Wenn es aber passiert, dann auf die Politiker aller Seiten und jedweder Couleur schimpfen, sich selbst betont apolitisch geben, ansonsten die Völkerfreundschaft propagieren und Gott um Frieden bitten. Üblicherweise werden politische Themen im Gespräch mit Ausländern aber bewusst umgangen.
Der Fahrstil der Sibirjaken ist wesentlich defensiver als jener der Mongolen, dafür jedoch kann man sich nicht immer auf die Integrität der Polizisten am Wegesrand verlassen. Eine kleine Bestechung mag manchmal aus der Patsche helfen, darf aber nur dezent angedeutet werden, weil sie ja selbst eine Straftat darstellt. Ansonsten hat man auch gegenüber der russischen Polizei seine Rechte, sollte zwar nicht provokant auftreten, sich aber auch nicht einschüchtern lassen.
Bei Sperrungen etc. den Anweisungen des Sicherheitspersonals unbedingt Folge leisten. Die Grenzzonen dürfen nur bereist werden dürfen, wenn man auf direktem Wege Russland verlassen bzw. betreten möchte. Militärische Einrichtungen keineswegs fotografieren. Spaß versteht hier niemand und die Konsequenzen können mitunter gravierend sein.
Allein reisende Frauen sind in Sibirien nicht ungewöhnlich, Übergriffe selten. Allerdings ist es in den vergangenen Jahren vermehrt zu Fällen gekommen, bei denen heimlich Drogen und andere Substanzen in die Drinks gemischt wurden. Grundsätzlich sollte Frau in den russischen Bars und Diskotheken die gleiche Vorsicht walten lassen wie in jeder westeuropäischen Metropole auch.
Für die Unbilden der Natur gilt genau das, was für die Mongolei schon gesagt wurde. In den urbanen Regionen des Riesenreiches ist die Infrastruktur mittlerweile gut ausgebaut. In den entlegenen Weiten kann es deutlich anders sein. Vorbereitung ist alles. Sowohl bei der Packliste als auch bei der Recherche zum Zielgebiet.
Wie sich die Situation in der Folge von Putins Krieg in der Ukraine entwickeln wird, ist außerordentlich schwierig zu prognostizieren. Seit Beginn dieses Wahnsinns war ich nicht mehr in Russland.
Die Stadt Kyakhta liegt in der Grenzzone und darf somit nur mit Sondergenehmigung besichtigt werden.
Geld lässt sich recht einfach beschaffen. Der Bargeldumtausch vor Ort ist am günstigsten, die Abhebung vom Konto aber nicht viel teurer. In den großen Städten kann in fast allen Bankfilialen Euro oder Dollar getauscht werden. Das muss auch sein, weil es gesetzlich verboten ist, mit anderen Währungen zu zahlen als dem russischen Rubel.
Aktuell können mit ausländischen Bankkarten keine Geldbeträge mehr abgehoben werden. Also muss ausreichend Bargeld mitgeführt werden, um es vor Ort zu tauschen. Das funktioniert nach wie vor.
1 Euro etwa 95 Russische Rubel
Zentralasien
Die fünf zentralasiatischen Staaten vermitteln ein heterogenes Bild. Kasachstan bietet das Sicherheitsgefühl einer gepflegten Autokratie. Überfälle sind selten. Lediglich vor kleineren Betrügereien sollte man sich vorsehen. Auch Usbekistan lässt sich unkompliziert bereisen, wobei es spürbar wilder wird, je weiter man in den Westen des Landes gelangt. Kirgisistan ist dagegen ein etwas heißeres Pflaster, was insbesondere für die beiden Großstädte Bishkek und Osch gilt. Tadschikistan ist zwar die ärmste der fünf ehemaligen Sowjetrepubliken Mittelasiens, aber vergleichsweise sicher. Ausgenommen von dieser Beurteilung ist das Grenzgebiet zu Afghanistan, wo Drogenbanden ihr Unwesen treiben, denen man besser nicht in die Quere kommt. Zudem kam es hoch oben im Pamir jüngst zu einigen Grenzscharmützeln mit Kirgisistan. Ausländer wurden von derartigen Streitigkeiten in den vergangenen Jahren jedoch nie beeinträchtigt.
Turkmenistan schirmt sich ohnehin weitgehend von der übrigen Welt ab, wird nur selten von Touristen betreten.
In der gesamten Region kann den Sicherheitskräften nicht immer getraut, muss mit Korruption gerechnet werden. Insbesondere an den Grenzen werden mitunter Sondersteuern und Formulare herbeifantasiert, die allesamt zum Ziel haben, dem Reisenden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Umso wichtiger ist es, genauestens informiert zu sein und die Nummer der jeweiligen deutschen Botschaft in petto zu haben. Mit sicherem Auftreten wird man der allgemeinen Verunsicherungsstrategie schnell den Wind aus den Segeln nehmen.
Anders sieht es aus, wenn man wirklich etwas falsch gemacht hat. Radarfallen sind beispielsweise in Kasachstan eine regelrechte Massenplage und auch die äußerst strikte 0,0 Promille-Regelung wird engmaschig kontrolliert. Die Konsequenzen sind zwar weniger drastisch als in Deutschland, doch im besten Falle wird die Angelegenheit gar nicht erst aufgenommen…
Für die hochmotorisierte Nachkommenschaft der lokalen Autokraten und Oligarchen gelten die Gesetze nicht. Und zwar in keinem der fünf in Rede stehenden Länder. Man legt sich mit ihnen nicht an und macht ihnen auf der Straße großzügig den Weg frei. Man kann sie sehr einfach an den schnellen und teuren Autos erkennen.
Insgesamt sind die Sicherheitsstandards in Zentralasien etwas niedriger als in Russland oder in der Mongolei. Die Betonung liegt jedoch auf „etwas“ und ich will an dieser Stelle keinesfalls von Reisen in diese hochspannende Region abraten. Ist man gut informiert, hat ein sicheres Auftreten und respektiert die lokalen Gepflogenheiten, sind gravierende Probleme noch immer unwahrscheinlich. Leider aber gilt dies nur für Männer bzw. gemischte Gruppen. Für Frauen ist es ungleich schwieriger. Auf caravanistan.com, einem englischsprachigen Portal für Reisen entlang der Seidenstraße, findet sich ein äußerst informativer Beitrag zum Thema. Quintessenz ist, dass Frau sich im Voraus eine Legende zurechtlegt, die den Männern vor Ort erklärt, warum sie gerade allein ist und dass zu Hause ein Mann und mehrere Kinder warten. Ob Fake oder nicht. Man sollte immer einen Ring tragen, denn unverheiratete Frauen rangieren auf einer Ebene mit lokalen Prostituierten. Frauen sollten Frauen ansprechen und die einheimischen Männer weitgehend ignorieren. Das Nachtleben ist extrem männlich dominiert, weshalb dringend abgeraten werden muss, sich dort ohne vertrauenswürdige Begleitperson hineinzubegeben.
Ich kenne einige Frauen, die die Region bereist haben. Die Schilderungen waren unterschiedlich. Ich selbst bin ein Mann und kann daher nicht aus erster Hand nachvollziehen, wie es ist und welche Strategien sinnvoll sind. In jedem Fall sollte Frau sich der kulturellen Besonderheiten bewusst sein und sich mental entsprechend wappnen.
In den größeren Städten der Region gibt es ausreichend Wechselstuben und Bankautomaten. Auch in vielen Banken können Euro in die lokale Währung umgetauscht werden. Kartenzahlung ist im ländlichen Raum eher unüblich, Wechselstuben und Automaten sind rar gesät, weshalb man sich vor Reisen dorthin mit ausreichend Bargeld eindecken sollte.
1 Euro etwa 600 Kasachische Tenge
1 Euro etwa 100 Kirgisische Som
1 Euro etwa 12 Tadschikische Somoni
1 Euro etwa 4 Turkmenistan-Manat
1 Euro etwa 14.700 Usbekische S‘om
Lari, Rubel und Tugrik.
Kaukasus
Der Kaukasus ist im Grundsatz recht sicher. Weder in Georgien noch in Armenien oder Aserbaidschan muss mit Überfällen gerechnet werden. Kleine Betrügereien können aber vorkommen, weshalb man als Reisender nicht zu naiv sein sollte. Taxifahrer sind wie fast überall auf der Welt mit Vorsicht zu genießen. Hier hilft die russische Yandex-App, denn man bekommt nicht nur die besten Preise, sondern auch detaillierte Informationen zu Fahrer und Auto.
Die georgischen Sicherheitsbehörden arbeiten meist korrekt, weshalb man gar nicht erst versuchen sollte, sie zu bestechen. Dadurch wird alles nur noch schlimmer. Armenien und Aserbaidschan fallen in dieser Hinsicht etwas ab. Hier kann Korruption durchaus vorkommen, wobei es helfen wird, höflich, aber auch in der gebotenen Deutlichkeit, auf die eigenen Rechte zu verweisen.
Politik ist vor allem in Armenien und Aserbaidschan ein äußerst sensibles Thema. Keinesfalls darf man in irgendeiner Weise Sympathien für den jeweiligen Kriegsgegner erkennen lassen. Auch auf Nachfrage eine eigene Positionierung vermeiden, betont vage bleiben und ansonsten der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass die vielen Konflikte möglichst bald friedlich gelöst werden können. An den Grenzen zu Aserbaidschan wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit befragt werden, ob man in der Vergangenheit schon mal Armenien bereist hat. Ein armenischer Einreisestempel ist in der Regel kein Problem, keinesfalls darf jedoch eingeräumt werden, dass man in Berg-Karabach bzw. der armenisch dominierten de-facto-Republik Arzach war. Die armenischen Grenzer stellen umgekehrt keine solchen Fragen.
Die georgisch-russischen Beziehungen haben sich in den vergangenen Jahren etwas gebessert, doch der Verlust von Abchasien und Südossetien reißt noch immer eine tiefe Wunde in das nationale Bewusstsein. Es gibt nicht viele Gründe, nach Südossetien zu reisen, für Abchasien aber schon. Georgische Behörden dürfen keinesfalls einen entsprechenden Stempel im Pass finden. Einige Touristen sind aus diesem Grund schon im Gefängnis gelandet. Aktuell sind solch drastische Reaktionen nicht zu erwarten, aber Probleme wird es geben. In Abchasien sollte man die Grenzregion zu (Kern)Georgien möglichst schnell hinter sich lassen. Hier treiben kriminelle Banden ihr Unwesen und in der Nacht darf man sich als Ausländer keinesfalls auf die Straße verirren. Im Nordwesten rund um Suchumi und in Richtung der russischen Grenze wird es besser.
Die kaukasische Fahrweise ist überall gewöhnungsbedürftig. Zwar ziemlich offensiv, dabei aber nicht allzu aggressiv. Abstand halten, vorbereitet sein und sich durchaus auch mal reindrängeln. Auf den Bergstraßen ist besondere Vorsicht geboten. Von Nachtfahrten ist abzuraten. Passiert ein Unfall, sollte unbedingt die Polizei gerufen werden.
Für allein reisende Frauen erscheinen Georgien und Armenien weitgehend unbedenklich. In Aserbaidschan ist es anders. Baku kommt zwar recht liberal daher, aber abseits davon gilt, was ich bereits über Zentralasien geschrieben habe.
Geld ist vor allem in Georgien kein Problem. In jeder kleineren Stadt finden sich mehrere Wechselstuben, in Tbilissi deutlich mehr als hundert. Bargeld einzuführen und vor Ort zu tauschen, ist noch immer der beste Weg. Ähnlich sieht es in Armenien und Aserbaidschan aus, wobei die Dichte der Wechselstuben nicht ganz so hoch ist. Für Aserbaidschan ist zu beachten, dass an den meisten Geldautomaten maximal 200 Manat abgehoben werden können, was einem Gegenwert von lediglich hundert Euro entspricht.
Die georgische Polizei verhält sich in den meisten Fällen äußerst korrekt.
1 Euro etwa 3,1 Georgische Lari
1 Euro etwa 1,95 Aserbaidschan-Manat
1 Euro etwa 440 Armenische Dram
Japan
Japan ist eines der sichersten Länder der Welt. Niemand muss sich hier über Taschendiebstahl, Taxibetrug oder falsche Abrechnungen sorgen. Es wird alles seinen Sinn und seine Richtigkeit haben. Kriminalität ist nicht absent, doch sie bewegt sich – wie alles in diesem ordnungsbesessenen Land – in klar gefassten Linien. Die Yakuza hat einen ungeschriebenen Deal mit der seit 1955 nahezu ununterbrochen regierenden LDP geschlossen. Mit dem Inhalt, dass die Banden weitgehend ungestört ihren Geschäften im Bereich Schutzgeld, Kreditwucher und Prostitution nachgehen, sich aber von Drogen fernhalten und die breite Zivilbevölkerung nicht behelligen. Nicht selten pflegen beide Seiten persönliche Beziehungen, wird mitunter zu Gelagen in die Bordelle geladen, was gerne und mit Freuden angenommen wird, auch wenn Prostitution in Japan illegal ist.
Die ausländischen Besucher muss das alles nicht kümmern. Er oder sie genießt immer und überall nahezu hundertprozentige Sicherheit. Mit nur wenigen Ausnahmen. Lediglich in den Rotlichtbezirken Tokyos und Osakas ist es zu Fällen gekommen, wo Frauen mit KO-Tropfen betäubt worden sind, aber auch das kommt nur äußerst selten vor.
Auch japanische Männer können allzu zudringlich werden. Es bleibt aber fast immer beim Gegrabsche. Sollten Sie Opfer werden, schreien Sie laut Chikan. Falls man den Täter erwischt, wird ihn eine harte Strafe treffen. Im Berufsverkehr werden auf den meisten Linien Frauenwaggons eingesetzt, in die Männer nicht einsteigen dürfen.
Wagen der Polizei von Osaka. Foto: Прикли
Sicherheit wird großgeschrieben
Der Fahrstil in Japan ist äußerst zögerlich und vorsichtig. Hier zeigt sich wie in einem Prisma die Sicherheitsbesessenheit der japanischen Gesellschaft. Überall plärren einem Maschinen und Menschen ins Ohr wie gefährlich dieses oder jenes sein kann und wie man sich am besten auf jegliche Eventualitäten vorbereitet. Obgleich jede Baustelle mit kilometerlangem Vorlauf durch Schilder, Leuchten und Kegel abgesichert ist, stehen direkt davor immer noch zwei Opis, die einen mit grünen Fähnchen durchwinken. Am Ende der Baustelle gleich noch einmal. Ich weiß nicht, ob sie rote Flaggen überhaupt dabeihaben, zum Einsatz kommen sie jedenfalls nie. Die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten sind abstrus niedrig angesetzt und genau so langsam bewegt sich der durchschnittliche japanische Autofahrer über eine Kreuzung. Und so ist vielleicht der Blutdruck die größte Gefahr, mit der sich der eilige ausländische Autofahrer in Japan auseinandersetzen muss.
Die Polizei scheut sich in der Regel vor Scherereien mit Ausländern, was etwa im Straßenverkehr von Vorteil sein kann. Grundsätzlich ist jeder Ausländer verpflichtet, sich jederzeit so ausweisen zu können, dass der Aufenthaltsstatus ersichtlich ist. Für Personen, die sich länger im Land aufhalten, ist dies der sogenannte Ausländerausweis, für Touristen der Reisepass mit dem Einreisestempel. Unbedingt sollte sich jeder Reisende der überaus strengen Drogenpolitik in Japan bewusst sein. Selbst für geringste Mengen der noch so harmlosen Stoffe können drakonische Strafen drohen. Die Ausweisung mit einer lebenslangen Einreisesperre ist noch das Beste, was passieren kann. Japanische Gefängnisse führen ein extrem strenges Regime mit einem Grad an Unfreiheit, wie er nicht ansatzweise den Haftanstalten hierzulande entspricht. Hier will man nicht sein müssen.
Der Azuma-Kofuji in der Präfektur Fukushima ist nur einer von hunderten Vulkanen in Japan.
Die Unbilden der Natur
Ein Text über Sicherheit in Japan kann nicht ohne die allfälligen Bedrohungen der Natur auskommen. Letztmals musste Japan im Jahre 2011 ein großes Beben ertragen. Durch den dadurch ausgelösten Tsunami verloren mehr als 20.000 Menschen ihr Leben. Wenige Stunden später ereignete sich der Reaktorunfall von Fukushima, wobei dessen Folgen trotz der massiven weltweiten Berichterstattung regional begrenzt blieben. Einer Reise nach Fukushima, das im Übrigen eine der schönsten der 47 japanischen Präfekturen ist, steht nichts entgegen. Wenn etwas nicht gesperrt ist, dann ist es auch nicht gefährlich. Das außergewöhnlich hohe Sicherheitsbedürfnis in Japan wurde oben bereits thematisiert.
Auf Erdbeben kann man sich nur bedingt vorbereiten. Die Metropolregion rund um Tokyo wartet seit Jahrzehnten auf den nächsten großen Schlag. Das letzte datiert ins Jahr 1923 und war eine der schlimmsten Katastrophen der Menschheitsgeschichte. Historisch ereigneten sich große Beben in der Region etwa alle 70 Jahre. Heute ist Tokyo deutlich besser vorbereitet, doch die enorme Siedlungsdichte in dieser mit Abstand größten Stadt der Welt bleibt ein Problem.
Im Falle des Falles gilt: Türen öffnen, Fenster schließen. In einem Türbogen oder unter einem stabilen Tisch Schutz suchen. Laufende Elektrogeräte ausschalten. Kleinere Feuer sofort ersticken. Im Außenbereich die Nähe von Gebäuden meiden. Grundsätzlich aber erst einmal Ruhe bewahren, denn die meisten Beben sind harmlos.
Vulkane erheben sich zwar fast überall in Japan, doch eine große Gefahr sind sie nicht. Gleiches gilt für die Taifune, die im September und Oktober über das Land hinwegfegen, allerdings das Potential haben, den öffentlichen Verkehr weitgehend lahmzulegen. Eine Reise nach Japan aus Angst vor den Unbilden der Natur nicht anzutreten, wäre hochgradig sinnbefreit, denn das allgemeine Lebensrisiko ist trotz Beben, Tsunamis, Vulkanen, Taifunen & Co deutlich geringer als in Mitteleuropa und den meisten anderen Orten der Welt.
1 Euro etwa 166 Japanische Yen
Im Sommer 2024 haben die Russen mehrere Raketen auf die größte Kinderklinik der Ukraine gefeuert – das Okhmatdyt-Hospital (im Bild).
Ukraine
Sicherheit ist das drängendste Thema für ein Land im Krieg. Beginnen wir mit der Bedrohung von außen. Einzig und allein Russland entscheidet, wann, wie viele und welche Flugkörper es wohin in die Ukraine schickt. Das kann beispielsweise in Kyjiv wochenlang ausbleiben, dann gibt es wieder Zeiten mit täglichem Beschuss. Aus den höheren Stockwerken der Plattenbauten lässt sich beobachten, wie die Flugabwehr gegen die anfliegenden Drohnen und Raketen vorgeht. Mitunter ein derart farbenfrohes Schauspiel, dass man sich erst vergegenwärtigen muss, dass dies hier nicht Silvester ist, sondern Krieg und dass man besser die Kellerräume aufsucht. Letzteres wird von den Menschen in der Ukraine immer seltener getan, weil es dann doch meistens gutgeht und es lästig ist, ganze Nächte in U-Bahn-Schächten zu verbringen. Auch der Luftalarm wird von den meisten Passanten mittlerweile geflissentlich ignoriert. Öffentliche Gebäude werden dann geschlossen, doch ansonsten geht das Leben fast wie normal weiter. Ein vollkommen menschliches Anpassungsverhalten, weil man nicht vollständig in Wehklage und Hysterie aufgehen darf, leben will und Dinge zu erledigen hat, zumal die Luftabwehr meist gut funktioniert. Andererseits sind nach fast jedem größeren Angriff Opfer zu beklagen, die nicht tot oder verletzt wären, wenn sie rechtzeitig die Metrostation aufgesucht hätten. Es ist eine Abwägung, die jede und jeder für sich individuell treffen muss. Auch der Besucher aus dem Ausland. In jedem Fall möchte ich Ihnen raten, die App e-alert (єТривога) auf Ihrem Handy zu installieren, denn damit sind Sie jederzeit schnell und detailliert über die Bedrohungen aus der Luft informiert. Auch sollten Sie sich bei Ihrer Unterkunft über die nächstgelegenen Schutzräume informieren.
Abseits des Alarms, und der tönt bei weitem nicht immer, kann man in der West- und Zentralukraine fast vergessen, dass man sich in einem Kriegsgebiet befindet. Die Panzersperren auf den Straßen muten bald an wie normale Straßenmöbel und die Checkpoints vor der Einfahrt in die großen Städte wie ein lästiges Ärgernis. Darin liegt allerdings auch eine Gefahr begründet. Keinesfalls sollte man die kriegsbedingten Vorgaben der Sicherheitsbehörden locker nehmen oder gar ignorieren. Die Ausgangssperre wird je nach Region und Bedrohungslage unterschiedlich gehandhabt. In Kyjiv gilt sie derzeit täglich von null bis fünf Uhr in der Nacht. Sie müssen in dieser Zeit nicht zu Hause sein, können alternativ auch in einem der Kyjiver Untergrundclubs durchtanzen bis in den Morgen, auf öffentlichem Straßenland haben Sie jedoch nichts verloren. Werden Sie ohne triftigen Grund angetroffen, erwartet Sie mindestens ein schmerzhaftes Bußgeld. An den meisten Checkpoints werden die Autos mittlerweile einfach durchgelassen, wird nur sporadisch und/oder bei Verdacht zum Anhalten aufgefordert. Dennoch gilt, dass Sie auf Schritttempo abbremsen, den Blickkontakt mit den Soldaten suchen und erst wieder beschleunigen, wenn die Ihnen ein entsprechendes Signal gegeben haben. Ob im Auto, im öffentlichen Verkehr oder zu Fuß: Halten Sie bitte stets Ihren Reisepass griffbereit. Für Männer gilt dies in besonderem Maße, weil derzeit verstärkt nach Wehrdienstverweigerern gefahndet wird und Sie nachweisen wollen, dass Sie kein ukrainischer Staatsbürger sind. Kirchen, Märkte, Landschaften oder andere Sehenswürdigkeiten können gerne fotografiert werden, achten Sie aber bitte darauf, dass dabei keine sicherheitsrelevante Infrastruktur im Bild ist, etwa Pipelines, Brücken, Gleisanlagen oder Ähnliches. Sie möchten nicht in den Verdacht geraten, für die russische Seite zu spionieren, denn darauf stehen 15 Jahre Knast. Selbstverständlich müsste man Ihnen in einem rechtsstaatlichen Verfahren noch nachweisen, dass Sie die Bilder auch an den Feind übersandt haben, doch im besten Falle geraten Sie erst gar nicht in derlei Sperenzien. Das Kyjiver Regierungsviertel zwischen dem Khreshtshatyk-Boulevard und dem Dnipro-Ufer ist nach wie vor gesperrt. Bitte auch dort nicht fotografieren, auch wenn das Haus mit den Chimären in der Ferne noch so verlockend aussieht.
Zerstörter russischer Panzer nach Kyjiv.
Die allgemeine Sicherheitslage ist stabil. Die Front bewegt sich seit Monaten nur mäßig. Eine Reise in die frontnahen Städte wie Sumy, Kharkiv, Saporizhja oder Kherson ist möglich, würde ich aber nicht empfehlen, da ein Durchbruch der Russen zwar unwahrscheinlich ist, aber nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann. Im restlichen Staatsgebiet erscheinen mir die Risiken kalkulierbar, was insbesondere für die Westukraine gilt, im Prinzip jenen Bereich von der EU-Außengrenze bis Kyjiv. In Odessa ist der Beschuss signifikant häufiger als etwa in Lemberg. In meiner persönlichen Risikoabschätzung würde ich die Stadt als Grenzfall einordnen. Es ist allerdings auch ein äußerst lohnendes Reiseziel.
Für die innere Sicherheit müssen nicht so viele Worte aufgewandt werden. Die Kriminalitätsrate ist niedrig, dennoch sollten Sie – wie im deutschsprachigen Raum auch – nicht allzu unachtsam sein. Die Fahrweise in der Ukraine ist eher defensiv, die Infrastruktur nicht allzu komplex und die Beschilderung ausreichend, sodass ich die Mitnahme des eigenen Autos bzw. die Anmietung eines Wagens vor Ort ausdrücklich empfehlen möchte. An gesundheitlichen Risiken ist vor allem HIV zu nennen, hat die Ukraine doch die höchste Infektionsrate Europas. Die vom ehemaligen Kernkraftwerk Tschernobyl ausgehende Strahlung liegt abseits der Sperrzone weit unter den Grenzwerten der IAEO und auch der Genuss von Leitungswasser ist unbedenklich.
1 Euro etwa 48 Ukrainische Hrywnja.