Geschichte
In der Antike wurde das heutige Tadschikistan von den Skythen bewohnt. Später unterlag es erstmals persischen Einflüssen. Nach dem Sieg Alexanders des Großen wurde die Region von dessen Nachfolgern, den Diadochen, regiert und hellenistisch geprägt. Um Christi Geburt herum drangen schließlich die nordindischen Kuschanen nach Norden und installierten ein Reich, welches vom Kaspischem Meer bis in den Westen Chinas und gen Süden nach Nordindien reichte. Unter den Kuschanen wurde der Buddhismus in der Region verbreitet, konnte sich aber nicht behaupten. Mit der Eroberung durch die Sassaniden begann im dritten Jahrhundert die zweite persische Epoche. Nachdem die Region kurzzeitig vom chinesischen Kaiserreich erobert worden war, fiel sie im Rahmen der islamischen Expansion an das arabische Kalifat. In dieser Zeit wurde Tadschikistan nachhaltig islamisch missioniert.
Bis zum Ende des ersten Jahrtausends herrschte die sunnitische Samaniden-Dynastie über das heutige Tadschikistan, in den folgenden Jahrhunderten geriet die Region jedoch unter den Einfluss nomadischer Steppenheere aus dem Nordosten. Besonders zu erwähnen sind die Mongolen, welche im 13. Jahrhundert große Teile Eurasiens beherrschten. Nach dem Zusammenbruch des mongolischen Imperiums traten die Timuriden deren Nachfolge in Zentralasien an.
Im 16. Jahrhundert konnten türkische Stämme das Gebiet für sich okkupieren, bevor Mitte des 18. Jahrhunderts eine dritte persische Phase begann.
Im 19. Jahrhundert expandierte das Russische Zarenreich zunehmend nach Zentralasien. Dies war auch ökonomisch getrieben von der wachsenden Nachfrage nach Baumwolle, die die Vereinigten Staaten im amerikanischen Bürgerkrieg nicht mehr befriedigen konnten. Die indigenen Tadschiken konnten der überlegenen russischen Militärtechnik nicht viel entgegensetzen. Im beginnenden 20. Jahrhundert etablierten sich einige oppositionelle Bewegungen. So wollten die Jadidisten islamische Werte aufrechterhalten und sie gleichzeitig mit dem technologischen Fortschritt der Zeit verknüpfen.
Die Basmachi-Bewegung wendete sich noch vehementer gegen die russischen Besatzer. Sie wollten verhindern, dass junge Tadschiken für den Kampf im Ersten Weltkrieg rekrutiert werden.
Nach der Russischen Oktoberrevolution wurde die innenpolitische Instabilität genutzt, um eine autonome Regierung im Fergana-Tal zu etablieren. Nachdem die Bolschewiken sich gegen die in Zentralasien kämpfenden Weißgardisten durchgesetzt hatten, wurden die sezessionistischen Bestrebungen mit einem brutalen Massaker an der indigenen Bevölkerung beantwortet, dem mehr als 25.000 Menschen zum Opfer fielen. In der Mitte der 1920er Jahre konnte der Widerstand endgültig gebrochen werden. Tadschikistan war zunächst Teil der Turkestanischen Autonomen Sowjetrepublik innerhalb der Russischen Sowjetrepublik. 1924 wurde dann eine eigenständige Tadschikische Sowjetrepublik geschaffen. Die traditionell tadschikischen Städte Buchara und Samarkand gingen allerdings in der benachbarten Usbekischen Sowjetrepublik auf.
In den späten 1920er und den beginnenden 1930er Jahren wurde die gesamte tadschikische Agrarwirtschaft kollektiviert und auf den Anbau von Baumwolle umgestellt. Auch dagegen regte sich erbitterter Widerstand, der letztlich mit Gewalt gebrochen wurde.
Im Zusammenhang mit Stalins Großem Terror des Jahres 1937 wurde nahezu die gesamte politische Elite Tadschikistans ausgetauscht und in der Regel durch ethnische Russen ersetzt. Zudem setzte eine intensive russische Besiedlung ein. Während der sowjetischen Periode war Tadschikistan die ärmste und am wenigsten entwickelte unter den 15 Sowjetpubliken.
Tadschikistan war eine der letzten Republiken, die sich vom Bund der Sowjetunion lossagten.
1992 wurden erste Präsidentschaftswahlen abgehalten, die Emamoli Rahmon mit 52 Prozent der Stimmen zum Sieger bestimmten. Die Opposition wollte diesen Sieg jedoch nicht anerkennen, sodass ein Bürgerkrieg zwischen verschiedenen muslimischen Clans entflammte.
In den ersten Jahren der Unabhängigkeit verloren viele ethnische Russen ihre Posten in der Regierung, wurde die Nutzung der tadschikischen Sprache massiv propagiert. Zudem richteten sich auch die beiden Bürgerkriegsparteien mehrfach gegen die russische und die jüdische Minderheit. Und nicht zuletzt blieb Tadschikistan das Armenhaus der Region, waren die Perspektiven in Russland, Israel oder Deutschland deutlich verheißender.
Der Bürgerkrieg kostete mehr als 100.000 Menschen das Leben, mehr als eine Million wurden zu Flüchtlingen innerhalb oder außerhalb der Grenzen Tadschikistans. Der Sieger war Emomali Rahmon, der das Land bis heute führt. 1997 wurde ein belastbares Waffenstillstandsabkommen mit der Vereinigten Tadschikischen Opposition ausgehandelt und 1999 Wahlen abgehalten.
Das Ergebnis bestimmte Emomali Rahmon fast einstimmig zum Präsidenten, wurde jedoch erneut von der Opposition angezweifelt. Um die südliche Grenze zu Afghanistan zu sichern, kamen russische Truppen ins Land. Nach dem 11. September 2001 und dem daraufhin einsetzenden Afghanistan-Krieg durften auch US-amerikanische, französische und indische Truppen in Tadschikistan stationiert werden.
Im Jahre 2022 kam zu mehreren bewaffneten Grenzscharmützeln mit den nördlichen Nachbarn Kirgisistan.
Politik
Offiziell ist Tadschikistan eine Republik, in der regelmäßige Wahlen von Präsident und Parlament abgehalten werden. Allerdings konnte keine dieser Abstimmungen den Standards der OSZE gerecht werden und sahen stets den amtierenden Präsidenten und seine Regierungspartei vorn – zumeist mit äußerst deutlichen Mehrheiten.
Offiziell herrscht Pressefreiheit, doch regierungskritische Berichterstattung findet kaum statt.
Das Parlament besteht seit der Verfassungsreform von 1999 aus einem Ober- und einem Unterhaus.
Die Nationalversammlung hat 33 Mitglieder, von denen 25 für jeweils fünf Jahre gewählt und acht vom Präsidenten nominiert werden.
Das wichtigere Unterhaus wird in regelmäßigen Wahlen bestimmt. 22 Sitze werden nach Verhältnis- und 41 nach Mehrheitswahlrecht vergeben. Die letzten Parlamentswahlen fanden im April 2020 statt. Danach erhielt die Demokratische Volkspartei von Präsident Rahmon 47 Sitze. Die ebenfalls regierungstreuen Parteien der Agrarier, der Kommunisten und der Sozialisten kamen auf sieben, zwei bzw. einen Sitz. Stärkste Oppositionskraft ist die Partei für wirtschaftliche Reformen mit fünf Sitzen. Die Demokratischer Partei hält ein Mandat.
Die letzte Präsidentschaftswahl wurde im Oktober 2020 abgehalten und sah Emomali Rahmon mit 92 Prozent der Stimmen an der Spitze.
Insgesamt muss Tadschikistan als autoritäres Regime beschrieben werden. Unter Präsident Rahmon ist es jedoch gelungen, das Land zu befrieden und in einer sehr instabilen Weltregion für belastbare innenpolitische Verhältnisse zu sorgen.
Administrativ gliedert sich Tadschikistan in vier Regionen (viloyat). Sughd mit dem tadschikischen Anteil am Fergana-Tal und Khatlon im bevölkerungsreichen Südwesten des Landes besitzen einen normalen Status. Zwischen beiden liegt die Hauptstadtregion um Duschanbe, die unmittelbar von der Zentralregierung verwaltet wird. Das sehr dünn besiedelte Berg-Badakhschan nimmt etwa die Hälfte der Landesfläche ein und besitzt seit 1991 einen Autonomiestatus, der im Hinblick auf die innere Verwaltung bis heute respektiert wird.
Außenpolitisch lehnt sich Tadschikistan eng an Russland an, zeigt sich beispielsweise interessiert an einem Beitritt zur Eurasischen Wirtschaftsunion. Gute Beziehungen werden auch zum Iran gepflegt, mit dem man eine gemeinsame persische Identität und Sprache teilt. Es gibt aber auch Unterschiede. So ist Tadschikistan mehrheitlich sunnitisch und bekennt sich zu einem säkularen Staatswesen.
Seit dem Beginn des Afghanistan-Krieges wurden die Verbindungen zu den Vereinigten Staaten intensiviert, stellt Tadschikistan sein Territorium für Stützpunkte der US-Armee zur Verfügung. Im Gegenzug wurden Wirtschafshilfen gewährt und garantieren die US-Truppen im Land die territoriale Integrität.
Auch Indien engagiert sich stark in Tadschikistan, will das Land vor dem Hintergrund der indo-pakistanischen Friktionen zu einem strategischen Vorposten ausbauen.
Größter Investor ist China. Allerdings sind die Beziehungen zwischen beiden Ländern jüngst etwas abgekühlt, weil Tadschikistan es sich im Gegensatz zu vielen anderen islamischen Nationen getraut hatte, die massiven Verfolgungen muslimischer Minderheiten im Nordwesten Chinas zu kritisieren.
Die oft territorialen Differenzen mit dem zentralasiatischen Nachbarn Usbekistan wurden weitgehend ausgeräumt, was zu stabilen Beziehungen führte. Mit der Machtergreifung der Taliban hat sich das Verhältnis zum südlichen Nachbarn Afghanistan indes deutlich verschlechtert. Im Herbst 2020 und erneut zwei Jahre später ist es mit Kirgisistan im Norden zu Grenzscharmützeln mit mehreren Dutzend Toten gekommen.
Demografie
Tadschikistan ist zwar das kleinste Land Zentralasiens, weist aber eine signifikant höhere Einwohnerzahl auf, als die kirgisischen Nachbarn im Norden. Das ist umso bemerkenswerter, als dass weite Regionen des Landes kaum bewohnt sind. Aus diesen Faktoren ergibt sich zwangsläufig eine dichte Besiedlung in den urbanen Zentren. Diese sind das Fergana-Tal im Norden sowie der Südwesten von der Hauptstadt Duschanbe bis zur afghanischen Grenze. Im tadschikischen Teil des Fergana-Tals leben etwa zwei Millionen Menschen. Der Metropolenraum rund um Duschanbe zählt eine weitere Million. Etwa sechs Millionen Menschen verteilen sich in der hügeligen Region an den westlichen Ausläufern des Pamir. Hier liegen mit der Hauptstadt Duschanbe (850.000 EW), Kurgonteppa (111.000 EW) und Kulob (105.000 EW) drei der vier tadschikischen Großstädte.
Die zweitgrößte Stadt ist Khujand, welches mit knapp 200.000 Einwohnern das Zentrum des tadschikischen Fergana-Tals darstellt.
Die Einwohnerzahl Tadschikistans steigt kontinuierlich an. Die unmittelbare Transformationsphase und der anschließende Bürgerkrieg führten nur zu einer leichten Delle in der demografischen Wachstumskurve. Von 1989 bis heute hat sich die Bevölkerung Tadschikistans von fünf auf knapp zehn Millionen annähernd verdoppelt. Mehr als ein Drittel der Tadschiken sind jünger als 14 Jahre. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen, denn die Fertilitätsrate liegt noch immer bei mehr als drei Kindern pro Frau. Gleichzeitig hat sich die Abwanderung deutlich abgeschwächt.
Ethnisch betrachtet, ist der Anteil der Tadschiken in den vergangenen dreißig Jahren deutlich gestiegen. Dies liegt zum einen an der hohen Fertilität innerhalb dieser Bevölkerungsgruppe und zum anderen an der anhaltenden Abwanderung ethnischer Minderheiten. So stellten Usbeken und Russen 1989 noch mehr als 30 Prozent der Bevölkerung. Der Anteil der Usbeken ist bis heute jedoch von 23,5 auf nur 13,8 Prozent gesunken, jener der Russen von acht auf nur noch 0,5 Prozent. Die tadschikischen Kirgisen hingegen lagen sowohl 1989 als auch 2019 bei etwa einem Prozent der Gesamtbevölkerung.
Mittlerweile ist das Land mit etwa 85 Prozent klar tadschikisch geprägt, während sich 1989 nur etwas mehr als 60 Prozent zu dieser Volksgruppe zählten. Innerhalb der Tadschiken verdienen die Unterethnien der Pamiris und der Yagnobi Erwähnung, die zusammen etwa zweieinhalb Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen.
Zu sowjetischen Zeiten lebten noch signifikante Minderheiten der Russlanddeutschen und der bucharischen Juden im Land. Diese sind jedoch nahezu vollständig ausgewandert, vornehmlich nach Deutschland und nach Israel.
Die tadschikische Sprache ist ein Zweig des Persischen, unterscheidet sich damit deutlich von den Sprachen der nationalen Minderheiten. Usbekisch ist eine Turksprache, die aktuell von etwa 15 Prozent der in Tadschikistan lebenden Menschen gesprochen wird. Auch Kirgisisch gehört zu den Turksprachen und wird von etwa zwei Prozent der Bevölkerung verstanden. Als Erstsprache ist das Russische kaum mehr vertreten, wird aber noch immer weithin verstanden und dient als Verkehrssprache zwischen den Ethnien.
Erwähnenswert sind zudem die indigenen Sprachen Shughni und Yagnobi, die ebenfalls zur persischen Sprachenfamilie gehören und in den Hochtälern des Pamir bzw. im Yaghnobi-Tal gesprochen werden.
Der Islam hat in Tadschikistan seit dem Ende der Sowjetunion eine spürbare Renaissance erfahren. Aktuell bekennen sich 95 Prozent zur sunnitischen und etwa drei Prozent zur schiitischen Konfession. Radikalislamische Bestrebungen wie im benachbarten Afghanistan, im Iran oder in großen Teilen Pakistans haben in Tadschikistan noch nicht nennenswert Fuß fassen können.
Christen spielen mit weniger als einem Prozent nur eine untergeordnete Rolle. Vorherrschend in diesem Segment ist die Russisch-Orthodoxe Kirche.
Auch die bucharischen Juden sind nahezu vollständig ausgewandert. Eine kleine Gemeinde besteht noch in der Hauptstadt Duschanbe.
Geografie und Klima
Tadschikistan wird begrenzt von Kirgisistan im Norden, China im Osten, Afghanistan im Süden und Usbekistan im Westen. Die Grenze zu Kirgisistan ist etwa tausend Kilometer lang, erstreckt sich einerseits entlang des Pamir-Nordkamms und andererseits im Fergana-Tal. Mit Vorukh und Kayragach bestehen zwei tadschikische Exklaven auf kirgisischem Staatsgebiet.
Mit Usbekistan teilt sich Tadschikistan eine Grenze von 1.300 Kilometern Länge – der Nordteil verläuft durch das Fergana-Tal, der Mittelteil ist am Nordkamm des Pamir sehr gebirgig und der südliche Abschnitt trennt den dicht besiedelten Südwesten Tadschikistans von der Region um Samarkand. Ganz im Norden wird eine tadschikische Exklave von usbekischem Staatsgebiet umschlossen.
Mit 1.400 Kilometern ist der afghanische Abschnitt die längste Grenze Tadschikistans. Sie wird nahezu in ihrem gesamten Verlauf durch den Panj gebildet, der über mehr als tausend Kilometer Länge die extremen Höhen des Pamir durchschneidet. Kurz nach der Vereinigung mit dem Vakhsh trägt der Fluss den Namen Amudarja, tritt ins Tiefland über, verlässt nach wenigen Kilometern das tadschikische Staatsgebiet, um fortan die usbekisch-afghanische Grenze zu markieren.
Die chinesisch-tadschikische Grenze ist knapp 500 Kilometer lang und verläuft nahezu ausschließlich durch die extremen Höhen des Pamir. Weite Abschnitte waren zwischen beiden Staaten umstritten, im Jahre 2011 konnte jedoch ein Großteil der Streitigkeiten im Rahmen eines Abkommens geklärt werden.
Tadschikistan ist mit 142.600 Quadratkilometern das flächenmäßig kleinste zentralasiatische Land. Mehr als 95 Prozent entfallen auf Hochgebirge, mehr als die Hälfte der Landesfläche liegt höher als 3.000 Meter. Damit gehört Tadschikistan mit Bhutan und Nepal zu den drei Staaten der Welt mit einer durchschnittlichen Höhe von mehr als 10.000 Fuß (3.048 Meter). Höchster Gipfel ist der Pik Ismail Somoni, der unter dem alten Namen Pik Kommunismus mit 7.495 Metern den höchsten Punkt der ehemaligen Sowjetunion markierte. Er wird eingerahmt vom Sina Pik (ehemals Pik Lenin) und vom Pik Korzhenevskaya, die jeweils mehr als 7.100 Meter hinaufragen. Die Bergkette erstreckt sich im Nordosten Tadschikistans in Richtung der kirgisischen Grenze.
Der Pik Ismail Somoni ist der vierthöchste Gipfel des Pamir, der höchste Tadschikistans und war seinerzeit unter dem Namen Pik Kommunismus der höchste der Sowjetunion.
Die südöstliche Grenze zu Afghanistan wird geprägt von den nördlichen Ausläufern des Karakorum, die mit dem Pik Karl Marx und dem Pik Engels immerhin Höhen von mehr als 6.500 Metern erreichen.
Amudarja und Syrdarja sind die wichtigsten Flusssysteme in Zentralasien. Mit dem Vakhsh und dem Panj entspringen beide Quellflüsse des Amudarja im tadschikischen Pamir. Der Panj bildet die gesamte Südgrenze zu Afghanistan. Der Voksh entspringt im Nordteil des Pamir an der kirgisischen Grenze. Der wichtigste Nebenfluss des Amudarja ist der Serafschan. Sein Tal durchschneidet den Norden des Landes und ist als Verkehrsweg von hoher Relevanz. Im Tiefland angekommen, fließt er durch Usbekistan und danach dem Amudarja zu, den er allerdings immer seltener erreicht.
Der Syrdarja entspringt mit seinen Quellflüssen im Tienschan. In seinem Unterlauf passiert er den tadschikischen Teil des Fergana-Tals und sorgt dort für fruchtbare Böden.
Amudarja und Syrdarja entwässerten über Jahrhunderte in den Aralsee erreichen diesen jedoch heute zumeist nicht mehr.
Der größte See des Landes ist der Karakol im extrem gebirgigen Nordosten. Er liegt nahe dem Dreiländereck zu Kirgisistan und China auf knapp 4.000 Metern Höhe. Der Karakol bedeckt eine Fläche von etwa 380 Quadratkilometern. Wie bei allen abflusslosen Seen in Zentralasien ist sein Wasser salzig. Eine lange Halbinsel und eine daran anschließende Insel teilen den See in ein westliches und ein östliches Becken.
Das Klima in Tadschikistan ist geprägt von der Höhe und der Kontinentalität der Region. Das Fergana-Tal im Norden wird am stärksten landwirtschaftlich genutzt. Niederschläge sind recht selten, doch das Wasser des Syrdarja wird zur Bewässerung genutzt. Die Region wird zwar von den Ausläufern des Tienschan vor den arktischen Wettersystemen aus dem Norden geschützt, allerdings sinkt auch hier das Thermometer an mehr als hundert Tagen im Jahr unter Null. Die höchste Durchschnittstemperatur wird in den niedrig gelegenen Regionen des Südwestens verzeichnet. Die Januartemperaturen liegen dort um null Grad und im Juli zwischen 25 und 30 Grad Celsius. Zeitweilig kann es auch zu großer Hitze mit mehr als 40 Grad kommen. Tadschikistan ist das feuchteste aller zentralasiatischen Länder. Am Fedchenko-Gletscher im Landesinneren fallen 2.240 Millimeter Schnee im Jahr und auch die Täler des Vakhsh und des Kafernigan im Südwesten verzeichnen hohe Niederschläge. Die Hochgebirgsregion im Südosten hingegen ist äußerst trocken und aufgrund der Höhe sehr kalt. Entsprechend ist die Vegetation dort sehr karg und lässt sich als Hochgebirgswüste beschreiben. Der hügelige Südwesten und das Fergana-Tal hingegen sind vergleichsweise fruchtbar und werden intensiv landwirtschaftlich genutzt.
Wirtschaft und Verkehr
Tadschikistan ist das ärmste der zentralasiatischen Länder und hängt noch immer massiv von internationaler Hilfe ab. Die wenigen Industriebetriebe, die zu Sowjetzeiten bestanden, konnten sich auf dem freien Markt zumeist nicht durchsetzen. Erhalten hat sich lediglich die Aluminium-Produktion. Daneben ist Baumwolle das wichtigste Exportgut. Insbesondere im Fergana-Tal, aber auch im Südwesten finden sich riesige Plantagen. Die Agrarwirtschaft wurde nur zögerlich privatisiert, sodass noch immer die alten sowjetischen Produktionsstrukturen bestehen und der Staat massiv in die Abläufe eingreift. Eine weitere wesentliche Einkommensquelle vieler Tadschiken stellt der Heroin-Schmuggel aus Afghanistan in Richtung Russland und Europa dar. Es gibt Schätzungen, wonach die hierdurch erzielten Gewinne mehr als 50 Prozent des tadschikischen Bruttoinlandsproduktes ausmachen. Die kriminellen Banden profitieren dabei von der ausgeprägten Korruption in den staatlichen Verwaltungen.
Die Finanzkrise des Jahres 2008 hat Tadschikistan schwer getroffen. Mehr als 60 Prozent der Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze. In diesem Zusammenhang wird das rasante demografische Wachstum zunehmend zur Herausforderung. Allerdings hat die anhaltende innenpolitische Stabilität in den vergangenen Jahren ein leichtes, aber stetiges Wachstum der Volkswirtschaft bewirken können.
Tadschikistan besitzt reiche Vorkommen an Gold, Silber und Antimon, allerdings wird deren Ausbeutung durch die schwierige Topografie erschwert.
Bei der Energiegewinnung wird vornehmlich die Wasserkraft der aus dem Pamir herabströmenden Flüsse genutzt. Doch in den kommenden Jahren sollen auch einige Erdgasfelder ausgebeutet werden.
Die Infrastruktur in Tadschikistan ist deutlich ausbaufähig. Eine besondere Herausforderung sind die extremen Höhen. Von Duschanbe führt eine gut ausgebaute Straße Richtung Westen ins usbekische Denau. Auch mit dem Fergana-Tal im Norden des Landes ist die Hauptstadt durch eine durchgehend asphaltierte Straße verbunden. Dabei wird das Gissar-Gebirge durchbrochen, welches den Nordkamm des Pamir markiert. Entlang des Serafschan zweigt eine Straße ins usbekische Samarkand ab.
Mit dem Bau des Anzob-Tunnels wurde vor einigen Jahren eine durchgehende Straßenverbindung von der Hauptstadt Duschanbe in den tadschikischen Teil des Fergana-Talas geschaffen. Foto: © Amirsaniei
Von Duschanbe in Richtung Nordosten führt eine gute Straße durch das Tal des Vakhsh bis nach Kirgisistan. Der Grenzübergang ist aktuell allerdings nur bilateral, steht Drittstaatlern nicht offen.
Die Straßen in Berg-Badakhschan sind eine Herausforderung. Von Duschanbe bis Qalai-Khumb ist die Verbindung noch gut ausgebaut, weiter in Richtung Süden nach Ishkoshim immerhin mit Schotter verstärkt, entlang der afghanischen Grenze im Wakhan-Tal dann zumeist eine unbefestigte Piste.
Die wichtigste Verbindungsroute für Berg-Badakhschan ist der Pamir-Highway, welcher bei Khorugh vom Tal des Panj abzweigt und sich durch die Berge in Richtung Murgab windet. In weiterer Folge wird der 4.655 Meter Ak-Baitai-Pass überwunden und der Karakul erreicht. Hinter dem See liegt die Grenze nach Kirgisistan, von wo die Straße über Sarytash in die Stadt Osch führt. Die Strecke wurden in den vergangenen Jahren spürbar ertüchtigt, wird jedoch laufend von Erosion, Erdbeben, Lawinen und Landrutschen bedroht.
In Murgab – der größten Siedlung Berg-Badakhschans – zweigt eine Straße zur chinesischen Grenze am Kulma-Pass ab. Auf chinesischer Seite besteht Anschluss an den Karakorum-Highway.
Die wichtigsten Grenzübergänge nach Afghanistan finden sich in Shirkhan-Bandar und in Ishkoshim.
Im Fergana-Tal bestehen einige grenzüberschreitende Verbindungen zwischen dem usbekischen, kirgisischen und tadschikischen Teil des Tals.
Das Eisenbahnsystem in Tadschikistan ist 600 Kilometer lang und verbindet die Industriegebiete im Gissar- und im Vakhsh-Tal mit der Hauptstadt Duschanbe. Von dort wiederum verkehren seit dem Jahr 2000 Züge über Kurganteppa nach Kulob unweit der afghanischen Grenze.
Noch immer ist allerdings das tadschikische Fergana-Tal vom Hauptnetz der tadschikischen Eisenbahn abgeschnitten. Reisen von Duschanbe nach Khujand können nur über usbekisches Territorium erfolgen. Sowohl von Duschanbe als auch von Khujand bestehen internationale Verbindungen in Richtung Moskau.
Duschanbe ist der größte internationale Flughafen Tadschikistans. Von hier lässt sich unter anderem Frankfurt am Main erreichen. Auch die Städte Khujand im Norden und Kulob im Süden des Landes werden aus dem Ausland angeflogen, vornehmlich aus Moskau.
Es gibt zwei staatliche Airlines – Somon Air und Tajik Air.
Der ÖPNV im Land wird nahezu ausschließlich über Busse und Sammeltaxis abgewickelt. In Khujand und Duschanbe verkehren auch Trolleybusse. In der Hauptstadt Duschanbe soll in den kommenden Jahren eine Schwebebahnlinie entstehen.
Einwohner: 10,1 Mio. (vgl. Tschechien 10,7 Mio.)
Fläche: 143,1 Tsd. qkm (vgl. Griechenland 132 Tsd. qkm)
Bevölkerungsdichte: 71 EW/qkm
Hauptstadt: Duschanbe – 1,56 Mio. EW (vgl. München 1,51 Mio. EW)
Amtssprache: Tadschikisch, Russisch
Währung: Tadschikischer Somoni (TJS)
Regierungsform: Parlamentarische Republik
Zeitzone: +4 MEZ