Geschichte
Für das heutige Kirgisistan ist eine Besiedlung seit dem 2. Jahrtausend vor Christus nachgewiesen. Im 5. und 6. Jahrhundert agierten die sogenannten Jenisej-Kirgisen als Vasallen der Göktürken und fanden erstmals Erwähnung in zeitgenössischen historischen Quellen. Ab dem 8. Jahrhundert wanderte ein Teil dieser Stämme südwestwärts ins heutige Kirgisistan. Im 9. und 10. Jahrhundert schufen sie ein Großreich, welches über weite Teile Zentralasiens herrschte.
Im 13. Jahrhundert ergaben sich die Kirgisen aus freien Stücken Dschingis Khans ältestem Sohn Jöchi und nahmen an dessen Feldzügen in Zentralasien teil. Nach der Zergliederung des Mongolenreiches gehörten die Kirgisen zunächst zur Orda-Horde. Später wurde das Gebiet zwischen der Weißen Horde und dem Tschagatai-Khanat aufgeteilt. In dieser Zeit wurden die Kirgisen immer wieder von Überfällen der westmongolischen Oiraten heimgesucht.
Als die Dzungaren aus der westlichen Mongolei heraus ihr Herrschaftsgebiet sukzessive nach Westen erweiterten, wurden die Kirgisen Richtung Süden in das Tienschan-Gebirge gedrängt, in etwa dort, wo sich das heutige Staatsgebiet Kirgisistans befindet. Im späten Mittelalter standen die Kirgisen dann unter dem Einfluss der Großen Horde.
Im 18. Jahrhundert separierten sich die Kirgisen zunehmend von den ethnisch verwandten Kasach-Kirgisen. Während die einen unter den Einfluss der nach Süden strebenden russischen Kosaken und Siedler gerieten, wurden die Kirgiz-Kirgisen zeitweise in das Chinesische Kaiserreich inkorporiert. In dieser Zeit wurde die Region vollständig islamisiert.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte die russisch dominierte Sphäre das heutige Kirgisistan. Das Chinesische Kaiserreich wurde zeitgleich durch den Imperialismus der westlichen Mächte und die mit dem Vereinigten Königreich gefochtenen Opium-Kriege entscheidend geschwächt. 1876 übernahm das Zarenreich die vollständige Herrschaft.
Nach der russischen Revolution gründeten die Kirgisen zusammen mit den benachbarten und ethnisch verwandten Kasachen das kurzlebige Alasch-Orda-Khanat, welches jedoch durch die Rote Armee 1919 blutig unterworfen wurde.
Zunächst war das heutige Kirgisistan nur eine autonome Oblast innerhalb der Turkestanischen Autonomen Sowjetrepublik, die wiederum fast den gesamten Süden Zentralasiens umfasste. 1926 wurde dann der Status einer eigenen autonomen Republik zugestanden. Zehn Jahre später mit der Verfassung von 1936 ist Kirgisistan schließlich in den Status einer Sowjetrepublik erhoben worden. Fast zeitgleich jedoch wurden im Rahmen des Großen Terrors des Jahres 1937 und folgende große Teile der intellektuellen Elite des Landes umgebracht.
Ende der 1980 erwachten auch in Kirgisistan zunehmend nationalistische Bestrebungen, wobei auch hier die Allianz mit den benachbarten Kasachen gesucht wurde. Ein Sprachenstreit, wonach Russisch als offizielle Landessprache der Sowjetunion eingeführt werden sollte, sorgte für eine weitere Entzweiung von der Zentralregierung in Moskau.
So erklärte sich Kirgisistan schon Ende 1990 für innerstaatlich unabhängig, verblieb jedoch im Verbund der Sowjetunion. Nach dem Augustputsch 1991 votierte das Parlament Kirgisistans für eine vollständige Eigenständigkeit. Als erster Präsident wurde der bisherige Präsident der Sowjetrepublik, Askar Akajev, in Wahlen bestätigt. In den folgenden Jahren folgte ein recht radikaler Umbau von der Plan- zur Marktwirtschaft. Präsident Akajev gelang es, seine Machtstellung gegenüber dem Parlament sukzessive zu stärken. Der zunehmend autoritäre Regierungsstil führte zu Beginn der 2000er Jahre erstmals zu signifikanten Wahlbeeinflussungen. Zudem wurden führende Köpfe der Opposition verhaftet. Und immer stärker brachen Spannungen zwischen dem nördlichen und dem südlichen Landesteil aus.
Als auch die Parlamentswahlen des Jahres 2005 mit massiven Fälschungen einhergingen, kam es in den Straßen Bischkeks zur Tulpenrevolution. Präsident und Regierung traten unter dem Druck der Straße zurück. Akajev floh nach Russland und Oppositionsführer Kurmanbek Bakijev wurde zum Übergangspräsidenten bestimmt. Das Amt des Regierungschefs ging an einen anderen Oppositionellen, Felix Kulov. Die Allianz zwischen Bakijev und Kulov brach jedoch schnell auf, als Bakijev ein Verfassungsreferendum zur Stärkung der präsidialen Rechte initiierte.
Kulov verließ das Bündnis, während Bakijev seine Machtposition ausbaute.
Die Präsidentschaftswahlen von 2009 machten Bakijev mit mehr als 75 Prozent der Stimmen zum eindeutigen Sieger, wurden von der Opposition jedoch angefochten und auch von der OSZE als gelenkt bezeichnet. Nach schweren Unruhen mit dutzenden Toten setzte sich Bakijev zunächst ins südkirgisische Dschalalabad und später nach Kasachstan ab.
Neuer Präsident wurde der Sozialdemokrat Almasbek Atambajev, dem es 2017 gelang, seinen politischen Ziehsohn, Sooronbai Dscheenbekov, ins Präsidentenamt zu hieven. Auch diese Präsidentschaftswahlen waren von etlichen Unregelmäßigkeiten überschattet.
In der Folge wurde das Bündnis zwischen Atambayev und Dscheenbekov immer brüchiger und verwandelte sich in einen offenen Machtkampf. Im August 2019 sollte Atambayev verhaftet werden, was dieser jedoch mittels seiner Unterstützer verhindern konnte. Dauerhaft konnte die Ingewahrsamnahme jedoch nicht verhindert werden. Nach den Parlamentswahlen 2020 und erneuten Protesten gelang es Atambayevs Leuten, ihn aus dem Gefängnis zu befreien. Allerdings wurde er kurz darauf wieder inhaftiert.
Im Zuge der Proteste mussten auch Präsident Dscheenbekov und seine Regierung zurücktreten. Als Interimspräsident wurde Sadyr Dschaparov eingesetzt. Neuwahlen brachten im Januar 2021 einen deutlichen Sieg für Dschaparov, der nunmehr der neue starke Mann des Landes ist.
Im Jahre 2022 kam es mehreren bewaffneten Grenzscharmützeln mit dem südlichen Nachbarn Tadschikistan.
Politik
Kirgisistan lässt sich als äußerst instabile Demokratie bezeichnen. Immer wieder fallen gewählte Mandatsträger autoritaristischen Tendenzen anheim, werden Stimmenkäufe, gewaltsame Straßenproteste, Intrigen oder Beeinflussung der Justiz und der Sicherheitsorgane als legitimes Mittel der politischen Auseinandersetzung begriffen. Hier fehlt es an einer gewachsenen politischen Kultur, wiewohl Kirgisistan noch immer als einzige Demokratie unter den postsowjetischen Staaten Zentralasiens gelten kann, allerdings geprägt von einer massiven Korruption.
Der Hohe Rat (Jogorku Kenes) ist das Parlament Kirgisistans. Seit der Verfassungsreform des Jahres 2005 besteht es nur noch aus einer Kammer mit 120 Sitzen, die für die Dauer von fünf Jahren gewählt wird. Der Jogorku Kenes wählt den Premierminister und bestätigt dessen Regierung.
Bei den heftig kritisierten Parlamentswahlen im Oktober 2020 schafften es nur vier Parteien über die Sieben-Prozent-Hürde. Die meisten Mandate konnte die Partei Birimdik des nunmehr zurückgetretenen Präsidenten Dscheenbekov erringen. Fast gleichauf lag „Mekenim Kirgisistan“ des Oligarchen Raimbek Matraimov. Auch diese Partei galt als weitgehend regierungstreu und russlandfreundlich. Aufgrund der ökonomischen Potenz ihres Gründers wird sie in besonderem Maße mit dem Vorwurf des Stimmenkaufes in Verbindung gebracht.
Die wirtschaftsliberale Kirgisistan-Partei stand Ex-Präsident Dscheenbekov ebenfalls nahe. Sie erhielt knapp neun Prozent der Stimmen. Als einziger echter Oppositionspartei gelang der nationalistischen Butun Kirgisistan der Einzug ins Parlament, dies allerdings nur äußerst knapp mit 7,13 Prozent der Stimmen.
Das Präsidentenamt ist der zweite Pfeiler der kirgisischen Exekutive. Die amtierenden Präsidenten haben stetig versucht, ihre Machtfülle auszudehnen, hatten aber im Regelfall das Parlament und die Opposition gegen sich. Aktuell lässt sich Kirgisistan als semipräsidentielle Republik bezeichnen. Der Präsident darf nicht jünger als 35 und nicht älter als 65 Jahre sein, er muss während seiner Amtszeit sämtliche politische und wirtschaftliche Aktivitäten einstellen und ein Sitz im Parlament bleibt ihm ebenfalls vorenthalten. Er wird für sechs Jahre direkt vom Volk gewählt und darf danach nicht noch einmal kandidieren.
Nach dem Rücktritt von Präsident Dscheenbekow im Oktober 2020 wurden die nötig gewordenen Neuwahlen im Januar 2021 recht deutlich vom ehemaligen Oppositionsführer Sadyr Dschaparov gewonnen.
Ex-Präsident Akajev befindet sich im russischen Exil, Ex-Präsident Bakijev ist über Kasachstan und Russland nach Weißrussland geflohen, hält mittlerweile die dortige Staatsbürgerschaft, Ex-Präsident Atambajev befindet sich nach einer kurzlebigen Befreiungsaktion seiner Unterstützer wieder in Haft und das Schicksal des gerade abgesetzten Präsidenten Dscheenbekov ist offen. Schon allein diese Reihung verdeutlicht die enorme Volatilität der kirgisischen Politik.
Neben wirtschaftlichen und ideologischen Einflüssen orientieren sich die parteipolitischen Linien stark an regionaler Provenienz. Kirgisistan ist tief gespalten zwischen dem Norden rund um die Hauptstadt Bischkek und dem Süden in der Gegend von Osch im fruchtbaren Fergana-Tal. Der Norden ist stärker nomadisch geprägt und weniger religiös. Hier lebt der Großteil der russischen Minderheit. Der Süden hingegen orientiert sich stärker an den sunnitischen Kulturen Zentralasiens, ist seit Jahrhunderten sesshaft und wird geprägt von den usbekischen und tadschikischen Minderheiten.
Administrativ ist Kirgisistan in sieben Regionen geteilt. Die Städte Bischkek und Osch haben einen regierungsunmittelbaren Status. Grundsätzlich wird das Land eher zentralistisch regiert.
Außenpolitisch steht Kirgisistan eng an der Seite Russlands, doch auch den USA wird im Norden ein Militärstützpunkt gewährt. Von immer größerer Bedeutung sind die kirgisisch-chinesischen Beziehungen, die allerdings vom Konflikt in der benachbarten chinesischen Region Xinjiang getrübt werden. Hier sind viele Kirgisen von der Verfolgung der muslimischen Minderheiten betroffen.
Auch die Beziehungen zu den zentralasiatischen Nachbarn Tadschikistan und Usbekistan sind angespannt, wobei es insbesondere um Gebietsstreitigkeiten im Fergana-Tal sowie im hohen Pamir geht.
Zum nördlichen Nachbarn Kasachstan werden enge und gute Beziehungen gepflegt.
Demografie
Kirgisistan ist mit mehr als sechseinhalb Millionen Einwohnern auf knapp 200.000 Quadratkilometern für zentralasiatische Verhältnisse dicht besiedelt (33 EW/qkm). Zu Beginn der 1990er Jahre gab es eine kurze Delle in der demografischen Wachstumskurve, nach nur zwei Jahren war jedoch wieder ein kontinuierlicher Anstieg zu verzeichnen.
Die Fertilitätsrate liegt aktuell bei etwa drei Kindern pro Frau, wobei die nicht-muslimischen Minderheiten der Russen, Ukrainer und Deutschen deutlich geringere Werte aufweisen. Zudem sind viele Angehörige dieser Minderheiten seit den 1990er Jahren aus Kirgisistan ausgewandert. In diesem Zuge hat sich der kirgisische Bevölkerungsanteil seit 1990 von knapp 50 auf 74 Prozent erhöht. Die Usbeken stellen nunmehr mit 15 Prozent die größte Minderheit, während die Russen nur noch fünf Prozent der Bevölkerung ausmachen – 1990 waren es noch 22 Prozent. Die Kirgisien-Deutschen stellten zum Ende der Sowjetzeit noch eine signifikante Minderheit, sind mittlerweile aber nahezu vollständig abgewandert. Gleiches gilt für die Ukrainer. Die Dunganen sind chinesische Muslime, deren Anteil an der kirgisischen Gesamtbevölkerung bei etwa einem Prozent liegt.
Parallel zur ethnischen Verteilung hat sich auch die Relevanz der kirgisischen Sprache deutlich erhöht. Russisch ist zwar noch immer zweite Amtssprache, wird aber insbesondere im Süden Kirgisistans nicht mehr überall verstanden. Das Kirgisische hingegen ist mittlerweile Unterrichtssprache an fast allen Schulen und wird auch im interethnischen Dialog immer häufiger genutzt.
Blick auf Osch, der größten Stadt im Süden des Landes. Foto: © Firespeaker
Zumindest zahlenmäßig ist der Islam in Kirgisistan im Aufwind. Mittlerweile bekennen sich mehr als 90 Prozent der Bevölkerung zur sunnitischen Glaubenslehre. Der Anteil der Christen ist dagegen deutlich rückläufig, ebenso jener der Atheisten. Daneben bestehen Communities von Buddhisten, Juden und Bahai.
Kirgisistan ist eindeutig von zwei dominierenden Zentren geprägt. Zum einen die Hauptstadt Bischkek unweit der kasachischen Grenze und zum anderen die Stadt Osch im Fergana-Tal. Bischkek ist mit mehr als einer Million Einwohnern die größte Stadt Kirgisistans, doch insgesamt weist das Fergana-Tal mehr Einwohner auf. Das östlich des Yssykköl gelegene Karokol ist mit seinen knapp 80.000 Einwohnern das einzige nennenswerte städtische Zentrum abseits dieser Regionen.
Geografie und Klima
Mit etwa 200.000 Quadratkilometern ist Kirgisistan eines der kleineren zentralasiatischen Länder. Doch immerhin entspricht das Territorium den gesamten Neuen Bundesländern plus Bayern und Hessen. Von West nach Ost erstreckt sich Kirgisistan über knapp tausend und von Nord nach Süd über etwa 500 Kilometer. Im Norden teilt sich das Land eine 1.212 Kilometer lange Grenze mit Kasachstan. Im Osten folgt die 1.063 Kilometer lange kirgisisch-chinesische Grenze. Im Süden und Westen liegt Tadschikistan mit 963 Kilometern gemeinsamer Grenze. Auf kirgisischem Staatsgebiet liegen die beiden tadschikischen Exklaven (Vorukh und Kayragakh). Die mit 1.314 Kilometern längste und am stärksten gegliederte Grenze hat Kirgisistan mit dem westlichen Nachbarn Usbekistan. Eine kirgisische Exklave liegt auf usbekischem Staatsgebiet, während vier usbekische Exklaven von kirgisischem Territorium umschlossen sind.
Kirgisistan ist ein Hochgebirgsland. 90 Prozent der Landesfläche liegen höher als 1.500 Meter. Die durchschnittliche Höhe beträgt 2.750 Meter. Im Norden und im Zentrum liegen der Tienschan. Höchster Gipfel ist mit 7.439 Metern Höhe der auf der kirgisisch-chinesischen Grenze liegende Jengish Chokusuu. Zu sowjetischer Zeit trug er noch den Namen Pik Pobedy (Gipfel des Sieges).
Der gesamte Nordosten wird vom Tienschan eingenommen. Im Südwesten hingegen reichen die Ausläufer des Pamir weit ins Land hinein. Der Pik Tandykul an der kirgisisch-tadschikischen Grenze ist mit 5.544 Metern der höchste Gipfel im Süden des Landes.
Die etwas niedriger gelegenen Regionen sind gleichzeitig die Zentren der Besiedlung – zum einen das Fergana-Tal rund um Osch und Dschalalabad und zum anderen die bereits nördlich des Tienschan-Hauptkamms gelegene Hauptstadt Bischkek.
Kirgisistan ist eines der wenigen Länder, dessen Wasser ausschließlich in Binnengewässer abfließt. Die wichtigsten Flusssysteme sind der Syrdarja und der Chu. Ersterer hat mit Kara Darya und Naryn seine Quellflüsse in Kirgisistan und fließt nach deren Zusammenfluss dem langsam versiegenden Aralsee zu. Letzterer entspringt in den Bergen nordwestlich des Yssykköl, fließt dann nach Kasachstan und versiegt in den dortigen Wüsten.
Kirgisische Jurte. Foto: © Peretz Partensky
Der Yssykköl im Nordosten Kirgisistans ist einer der spektakulärsten Orte Zentralasiens und nach dem Titicacasee der zweitgrößte Hochgebirgssee der Welt. Er liegt auf einer Höhe von mehr als 1.600 Metern und ist bis zu 670 Metern tief. Mehr als hundert Flüsse und Bäche münden in den See. Weil es aber keinen Abfluss gibt, ist er – wie alle Endseen – salzhaltig. Die Salinität ist aber nicht sonderlich ausgeprägt, sodass einige Hydrologen vermuten, dass der Yssykköl unterirdisch zumindest teilweise in den Chu-Fluss entwässert. Der Yssykköl verliert jährlich an Fläche, die Verdunstung ist mit circa fünf Zentimetern pro Jahr allerdings nicht ansatzweise so stark ausgeprägt wie beim Aralsee.
Insgesamt finden sich in Kirgisistan mehr als 2.000 Seen, von denen die meisten in Höhen von 3.000 bis 4.000 Metern liegen.
Das Klima in Kirgisistan wird zum einen durch die extrem kontinentale Lage und durch die Höhe beeinflusst. Die mildesten Wintertemperaturen werden im Fergana-Tal rund um Osch und am Yssykköl verzeichnet. Die durchschnittliche Januartemperatur liegt in diesen Regionen bei etwa minus vier Grad. Deutlich kälter ist es dagegen in den Grenzregionen zu Tadschikistan und China.
Die höchsten Sommertemperaturen wurden ebenfalls im Fergana-Tal gemessen. Hier kann das Thermometer auf mehr als 40 Grad steigen. Zusätzlich zeichnet sich das Fergana-Tal durch seine häufigen Niederschläge aus (etwa 2.000 mm/Jahr). Am Westufer des Yssykköl ist es dagegen trockener. Insgesamt sind Niederschläge in Kirgisistan deutlich häufiger als bei den zentralasiatischen Nachbarn und so eignen sich einige Landesteile für den landwirtschaftliche Anbau. Dies gilt insbesondere für das Fergana-Tal, aber auch für andere Regionen. Der Großteil des Landes ist jedoch mit Bergsteppe bewachsen, auf der sich lediglich Viehzucht betreiben lässt.
Wirtschaft und Verkehr
Der Agrarsektor ist nach wie vor der zentrale Wirtschaftszweig in Kirgisistan. Wichtige Exportprodukte sind Baumwolle, Tabak, Schafswolle und Fleisch. Daneben basiert die kirgisische Volkswirtschaft auf dem Abbau von Bodenschätzen, wie Gold, Aluminium und Uran. Letzteres hat der kirgisischen Bauindustrie in den vergangenen Jahren zu wesentlichen Impulsen verholfen.
Zumindest theoretisch besitzt der Energiesektor erhebliches Potential. Wasserkraft wird schon heute genutzt, ist aber deutlich ausbaufähig. Klima und Topografie bieten daneben erstklassige Voraussetzungen für Wind- und Solarkraftwerke.
Trotz der unbestrittenen landschaftlichen Schönheit und der Besonderheiten der kirgisischen Kultur wurde in den vergangenen Jahren kaum in den Tourismus investiert. Die meisten Touristen kommen noch immer aus den post-sowjetischen Staaten.
Die Verkehrsinfrastruktur in Kirgisistan stammt hauptsächlich aus sowjetischen Zeiten. Ein weiterer Ausbau wird erschwert durch die herausfordernde Topografie und die massive Korruption. Bislang sind 7.000 Kilometer Straße befestigt, mehr als zwei Drittel davon bestehen aus Beton. Zumindest konnte mit Unterstützung der Asiatischen Entwicklungsbank eine leistungsfähige Verbindung zwischen den beiden Siedlungszentren Bischkek im Norden und Osch im Süden geschaffen werden. Von dort wiederum führt eine Stichstrecke ins Tal des Talas in Kirgisistans Nordwesten. Der Yssykköl ist sowohl auf der Nord- als auch auf der Südseite recht gut durch Straßen erschlossen.
Irkeshtam ist der wichtigste Grenzübergang nach China. Die Straße von dort nach Osch und weiter durch das Fergana-Tal ist mittlerweile gut ausgebaut. Gleiches gilt für die Verbindung zwischen Osch durch das Fergana-Tal nach Taschkent. Die übrigen Straßen befinden sich in einem teilweise sehr schlechten Zustand. Hinter Sarytash führt der Pamir-Highway ins benachbarte Tadschikistan.
Das Schienennetz wurde zu sowjetischen Zeiten errichtet, weshalb die heutigen Staatsgrenzen innerhalb Zentralasiens keine Berücksichtigung fanden. Viele Relationen werden daher nicht mehr befahren. Insgesamt ist der Zugverkehr in Kirgisistan von äußerst geringer Relevanz. Bischkek und Osch sind beispielsweise nicht miteinander verbunden. Es gibt lediglich eine Verbindung von Bischkek nach Kasachstan und von Osch nach Usbekistan.
Der Manas International Airport ist der wichtigste Flughafen in Kirgisistan. Es bestehen Verbindungen nach Moskau und in andere russische Städte, nach Almaty, Astana, Istanbul, Dubai, Taschkent und Ürümqi. Innerkirgisisch werden Dschalabad, Osch und Batken angeflogen. Aus der Europäischen Union gibt es keine Flüge nach Kirgisistan, weil die kirgisische Luftverkehrsbehörde und damit alle kirgisischen Airlines wegen Sicherheitsbedenken ausgeschlossen bleiben.
Der Flughafen von Osch bietet einzelne internationale Verbindungen.
Der Personennahverkehr in Kirgisistan wird nahezu ausschließlich auf der Straße abgewickelt – über Taxis, Sammeltaxis und Busse.
Einwohner: 7,2 Mio. (vgl. Dänemark 5,82 Mio.)
Fläche: 199,9 Tsd. qkm (vgl. Neue Bundesländer, Bayern und Hessen 199,6 Tsd. qkm)
Bevölkerungsdichte: 36 EW/qkm
Hauptstadt: Bischkek – 1,14 Mio. EW (vgl. Köln 1,1 Mio. EW)
Amtssprache: Kirgisisch, Russisch
Währung: Kirgisischer Som (KGS)
Regierungsform: Parlamentarische Republik
Zeitzone: +5 MEZ