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Kasachstan

Kasachstan Karte

Geschichte

Die Weiten Kasachstans sind schon seit der Steinzeit besiedelt. Mit dem Stammesverband der Xiongnu erreichten zur Zeit Christi Geburt erste staatliche Strukturen zumindest den Osten des heutigen Kasachstans. In den folgenden Jahrhunderten zogen verschiedene Völker durch die Steppen Zentralasiens und erzeugten jenen Migrationsdruck, der in Europa letztlich die Völkerwanderung auslöste. Währenddessen wurde der Osten Kasachstans durch das mongolische Rouran-Khaganat beherrscht.

In den folgenden Jahrhunderten migrierten verschiedene Turkvölker in die Region und bildeten mächtige Stammesverbünde. Teile Südkasachstans wurden im 8. und im 9. Jahrhundert von den Arabern erobert, die den Islam ins Land brachten.

Im 12. Jahrhundert herrschte der mongolische Stamm der Kara-Khitan über weite Teile Kasachstans. Im 13. Jahrhundert wurde dieses Reich allerdings sukzessive von den expandierenden Reiternomaden Dschingis Khans usurpiert. Mit der Aufteilung des Mongolischen Imperiums fiel Kasachstan an dessen westlichen Zweig, die Goldene Horde. Dieses kasachische Khanat wurde 1465 gegründet und hielt bis 1731.

Schon im 17. Jahrhundert erreichten Kosaken und andere russische Siedler das Territorium Kasachstans. Im Norden des Landes wurden verschiedene Forts errichtet, die als Ausgangspunkt für die weitere Expansion nach Osten und Süden dienen sollten. Bis zum Jahre 1820 mussten alle mongolischen Stammesverbünde nach und nach die russische Oberhoheit anerkennen.

Die russischen Siedler okkupierten immer mehr Flächen für sich und viele Nomaden wurden in die Sesshaftigkeit gezwungen. In der Folge ereigneten sich verschiedene Aufstände, die allerdings sämtlich niedergeschlagen wurden. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde die nomadische Lebensweise vollständig aus Kasachstan verdrängt.

Die zunehmende Verdrängung der kasachischen Kultur und der anhaltende Landraub durch russische Siedler führte dazu, dass sich viele Kasachen und andere Zentralasiaten in der sogenannten Basmachi-Bewegung gegen eine Einberufung in die russische Armee wandten. Doch auch dieser Aufstand endete mit einer Niederlage, mit weiteren Okkupationen von Ländereien und mit der Musterung zehntausender kasachischer Männer für den auf Europas Schlachtfeldern tobenden Ersten Weltkrieg.

In den Wirren des russischen Bürgerkrieges riefen kasachische Nationalisten einen eigenen Staat aus. Diese nach dem mythischen Gründer Kasachstan benannte Alash Horde hielt sich bis ins Jahr 1920, wurde aber schließlich durch die Bolschewiken überworfen.

1920 wurde auf dem Boden Kasachstan die Kirgisische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik ins Leben gerufen. Trotz des Namens hatte sie mit dem heutigen Kirgisistan nichts zu tun. Die Bolschewiken vermieden zunächst die Volksbezeichnung Kasach, weil sie, wie das Wort Kosake, vom türkischen Wort für „freier Mann“ abgeleitet ist. Erst 1929 wurde das Territorium offiziell von der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik abgetrennt, um nunmehr als eigenständige Kasachische Volksrepublik zu firmieren. Zuvor wurden allerdings einige Gebiete im Norden der Russischen Sowjetrepublik zugeschlagen. Kyzyl-Orda diente zunächst als Hauptstadt der kasachischen Sowjetrepublik bis selbige nach Almaty im äußersten Südosten verlegt wurde.

In den späten 1920er und frühen 1930er Jahren führte die Kollektivierung der Landwirtschaft unter Stalin zu fürchterlichen Hungerkatastrophen, denen mehr als eine Million Menschen und 80 Prozent des Viehbestandes zum Opfer fielen. Zudem tobte ab 1937 der Stalinsche Terror in der Region. Im Zuge der sowjetischen Bevölkerungspolitik wurden ganze Völkerschaften aus dem europäischen Russland vertrieben und in Kasachstan wieder angesiedelt. Ein Beispiel sind die Wolgadeutschen, doch es betraf auch Krimtataren, Menschen aus dem zur Sowjetunion gefallenen Osten Polens sowie viele muslimische Bewohner des nördlichen Kaukasus.

In den 1960er und 1970er Jahren wurden Boni ausgezahlt, wenn sich Arbeiter bereiterklärten, nach Kasachstan zu ziehen und die reichen Ressourcen näher an deren Quellen zu verarbeiten.

All diese Effekte führten dazu, dass Kasachstan in den 1970er Jahren die einzige Sowjetrepublik war, in der die Titularethnie nicht die Mehrheit der Bevölkerung stellte.

1985 setzte das Politbüro in Moskau den langjährigen Generalsekretär der Kasachischen Kommunistischen Partei ab. Sein Nachfolger wurde mit Gennady Kolbin ein Russe, was heftige Proteste auslöste. Als dieser die kritische Kommunistische Jugend-Liga auflösen wollte, wurde aus Moskau Einhalt geboten und im September 1989 mit Nursultan Nazarbajew wieder ein ethnsicher Kasache eingesetzt.

Wie in anderen Sowjetrepubliken wurde der jeweilige Generalsekretär der Kommunistischen Partei zum Parlamentspräsidenten und in weiterer Folge zum Präsidenten berufen. So war es auch bei Nazarbajev, der der UdSSR allerdings lange loyal blieb. Nach dem Augustputsch von 1991 war es jedoch Russland selbst, welches die Union auflöste. Kasachstan rief als letzte der 15 Sowjetrepubliken die Unabhängigkeit aus. Zusammen mit Russland, der Ukraine und Weißrussland wurde die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten ins Leben gerufen, die die bestehenden ökonomischen und gesellschaftlichen Verbindungen erhalten wollte.

Das Verbot der Kommunistischen Partei erlaubte es Nazarbajev, 90 Prozent der kasachischen Wirtschaft unter seine Kontrolle zu bringen. Viele Führungsstrukturen aus der Sowjetzeit wurden in die kasachische Unabhängigkeit überführt. Nazarbajev wurde 1991 zum kasachischen Präsidenten gewählt und unternahm in der Folge weitere Schritte zur Sicherung seines Machterhalts.

Als Verdienste werden ihm angerechnet, dass Kasachstan vergleichsweise glimpflich durch die Transformationsphase gelangte, dass ethnische Spannungen trotz der demografischen Heterogenität ausblieben und verschiedene liberale Reformen durchgeführt wurden.

1997 wurde beschlossen, die kasachische Hauptstadt von Almaty nach Aqmola zu verlegen und letztere in Astana umzubenennen, was schlicht „Hauptstadt“ bedeutet. Dieser Schritt sollte das politische Zentrum in die Mitte des Landes rücken, auf diese Weise die dünnbesiedelten Steppen des Nordens stärken und die exekutive Gewalt näher an die reichen Rohstoffquellen am Kaspischen Meer und in Nordkasachstan bringen.

Kasachstans engster außenpolitischer Partner ist nach wie vor die Russische Föderation. In den vergangenen Jahren wurden jedoch Bemühungen deutlich, die außenpolitischen Kontakte zu diversifizieren und enge Beziehungen auch mit China, den USA sowie den zentralasiatischen Nachbarn zu stiften.

Nach ungewöhnlich heftigen Protesten erklärte Nazarbajev 2019 seinen Rücktritt vom Amt des Staatspräsidenten. Als Nachfolger wurde Kassym-Jomart Tokayev installiert, die Führung der Staatspartei Nur-Otan blieb jedoch bei Nazarbajev. In der Folge wurde vorgeschlagen, die Hauptstadt nach Nazarbajevs Vornamen Nursultan umzubenennen, was vom Parlament – wenig überraschend – bestätigt wurde.

Im Januar 2022 kam es rund um Almaty und in der rohstoffreichen Region Mangystau am Kaspischen Meer zu gewalttätigen Unruhen, in deren Folge Präsident Tokayev sein gesamtes Kabinett entließ. Hintergrund war der abrupt gestiegene Gaspreis. Nach offiziellen Angaben kamen 225 Menschen ums Leben. Auf Bitten der kasachischen Regierung entsandte Russland “Friedenstruppen” ins Land.

Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine vermied Kasachstan eine klare Positionierung. Aktuell leben viele russische Emigranten im Land, die der Mobilisierung entfliehen wollten. Das kasachische Volk lehnt den russischen Überfall in breiter Mehrheit vehement ab.

Die Umbenennung der Hauptstadt von Astana in Nursultan ist im Jahre 2023 wieder zurückgenommen worden.

Nach der Teilmobilisierung in Russland sind in den Jahren 2022 und 2023 viele ethnische Russen vor der Einberufung nach Kasachstan geflohen.

Politik

Kasachstan ist ein autoritärer Staat. Von demokratischen Strukturen kann kaum die Rede sein, wiewohl in den vergangenen Jahren durchaus Fortschritte zu erkennen waren. Verfassungsrechtlich hat sich Kasachstan die Form einer Präsidialrepublik gegeben. Aktueller Präsident ist Kassym-Jomart Tokayev. Er setzte sich im Juni 2019 mit 70 Prozent der Stimmen gegen seine Mitbewerber Amirjan Qosanov und Dania Espajeva durch. Die Wahlbeobachter der OSZE identifizierten zwar keine flächendeckenden, aber doch signifikante Unregelmäßigkeiten.

Im Nachgang bekannte sich der neugewählte Präsident Kassym-Jomart Tokayev zu demokratischen Elementen der Politikfindung. Wie glaubhaft dies sein wird, werden die kommenden Jahre zeigen. Die maximale Regierungszeit eines kasachischen Präsidenten beträgt zwei Amtszeiten á fünf Jahre. Für Nursultan Nazarbajev wurde bereits eine Ausnahme gemacht, möglicherweise wird man in einigen Jahren sehen, wie ernst es der neue Präsident mit der Verfassung nimmt.

Das Regierungsviertel der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan. Foto: © Ken & Nyetta

Der Mazhilis ist das Parlament Kasachstans. Bei der letzten Wahl im März 2023 erhielt die Regierungspartei Nur-Otan 54 Prozent der Stimmen und 71 Prozent der Sitze. Vorsitzender ist mit Erlan Qosanev ein enger Alliierter von Präsident Tokayev. Auf die Sozialdemokraten entfielen zehn, auf die Demokraten neun, auf die Liberalen acht und auf zwei weitere sozialdemokratische Parteien sieben bzw. fünf Prozent. Auch bei dieser Wahl beklagte die OSZE zwar keine massiven, aber doch vereinzelte Unregelmäßigkeiten sowie eine gelenkte Berichterstattung der Massenmedien.

Administrativ gliedert sich Kasachstan in 14 Regionen und drei regierungsunmittelbare Städte – Almaty, Nur-Sultan und Schymkent. Diese Gliederungen besitzen keine eigenen legislativen Kompetenzen, sondern führen nahezu ausschließlich exekutive Aufgaben aus. Kasachstan ist somit stark zentralisiert.

Demografie

In Kasachstan leben derzeit 18,7 Millionen Menschen, was einer Wachstumsrate von etwa anderthalb Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

1990 siedelten bereits annähernd 17 Millionen Menschen im Land. Bis Ende der 1990er Jahre sank die Einwohnerzahl jedoch auf weniger als 15 Millionen. Nach diesem Tiefstwert wendete sich die Kurve wieder nach oben, erreichte 2013 ein neues Allzeithoch und steigt seitdem weiter.

Vor diesem Hintergrund haben sich die ethnischen Verteilungen deutlich gewandelt. Während 1970 die Russen mit einem Anteil von 42,8 Prozent eindeutig die stärkste Gruppe stellten, konnten die Kasachen noch vor dem Ende der Sowjetzeit auf- und überholen. 1989 lebten etwa 40 Prozent Kasachen und 38 Prozent Russen in der Sowjetrepublik. Aktuell stellen die Russen nur noch 19,8 Prozent der Bevölkerung, während der kasachische Anteil auf mehr als zwei Drittel (67,5 Prozent) gestiegen ist.

In den knapp 30 Jahren seit der kasachischen Unabhängigkeit hat fast jeder zweite Russe das Land verlassen, doch nicht nur sie sind gegangen. Die massive Abwanderung betraf auch Angehörige anderer Minderheiten. Weil die Wolgadeutschen unter Stalin in großer Zahl nach Kasachstan umgesiedelt wurden, waren Deutsche 1989 noch die drittgrößte ethnische Gruppe im Land. Die meisten von ihnen sind jedoch als Aussiedler in die Heimat ihrer Vorfahren zurückgekehrt. Auch der Anteil der Ukrainer hat sich von 1989 bis heute mehr als halbiert. Sie bilden mit zwei Prozent Bevölkerungsanteil nur noch die viertgrößte Bevölkerungsgruppe, sind hinter die Usbeken mit 2,8 Prozent zurückgefallen. Weitere nennenswerte Gruppen sind die Uiguren (1,4 Prozent) und die Tataren (1,2 Prozent).

Diese Effekte lassen sich vornehmlich mit einer massiven Rückwanderung in die ethnischen Herkunftsgebiete erklären, daneben aber auch mit der Einwanderung ethnischer Kasachen aus benachbarten Staaten, etwa aus China, der Mongolei und Russland – sowie mit der signifikant höheren Geburtenrate kasachischer Frauen. Kasachstan ist noch immer ein sehr heterogenes Land, doch der Trend deutet auf eine wachsende Homogenität.

Gemäß seinen demografischen Strukturen ist Kasachstan zweisprachig. Kasachisch ist die Muttersprache von etwas weniger als zwei Dritteln der Bevölkerung, allerdings wird Russisch von fast allen in Kasachstan lebenden Menschen verstanden. Nursultan Nazarbajev hat eine Sprachreform angekündigt, wonach das Kasachische ab dem Jahr 2025 mit lateinischen Buchstaben geschrieben werden solle. Die Folge wird vermutlich eine Schwächung des Russischen sein. Bei seiner Abdankung forderte der Präsident, dass die Kasachen in Zukunft drei Sprachen gleichberechtigt beherrschen sollten – Kasachisch, Russisch und Englisch. Aufgrund der linguistischen Verwandtschaft und verschiedener familiärer Bindungen gewinnt das Türkische vor allem unter jungen Kasachen an Relevanz.

Die religiösen Bekenntnisse entsprechen in etwa den ethnischen Verteilungen. 70 Prozent der in Kasachstan lebenden Menschen bezeichnen sich als Muslime, wobei der kasachische Islam als moderat gilt. 26 Prozent zählen sich zu den Christen, während etwa drei Prozent ausdrücklich jedwede Religion ablehnen. Eine Mehrzahl der kasachischen Muslime ordnet sich keiner gängigen Richtung des Islam zu, während die meisten Christen den orthodoxen Kirchen anhängen. In einigen Regionen des Landes spielen auch Schamanismus und Buddhismus eine gewisse Rolle.

Siedlungsschwerpunkte bilden der Norden entlang der Grenze zu Russland sowie der Südwesten entlang der usbekischen und kirgisischen Grenze. Im Norden besteht teilweise noch immer eine russische Mehrheit, der Süden ist stark kasachisch geprägt. Dazwischen liegen mit der Hungersteppe oder den Wüsten an Aralsee und Kaspischem Meer riesige, nahezu unbewohnte Weiten.

Größte Stadt ist weiterhin die alte Hauptstadt Almaty mit knapp zwei Millionen Einwohnern. Die neue Hauptstadt Nur-Sultan verzeichnet jedoch ein schnelleres Wachstum und hat bereits 1,15 Millionen Einwohner erreicht. Die dritte regierungsunmittelbare Stadt liegt ebenfalls über der Eine-Million-Einwohner-Grenze. Wie Nur-Sultan ist auch Schymkent seit 1990 um mehr als das Doppelte gewachsen, liegt aktuell bei 1,05 Millionen. Schymkent und Almaty finden sich im Süden des Landes, Nur-Sultan im Norden. Die Städte Karaganda und Aqtobe mit ihren jeweils etwa 500.000 Einwohnern liegen ebenfalls eher im Norden.

Geografie und Klima

Kasachstan ist der größte Binnenstaat der Erde und liegt auf Rang neun der flächengrößten Staaten der Welt. Das Land dehnt sich im Zentrum der eurasischen Festlandsmasse aus. Der nächstgelegene Ozean ist mehrere tausende Kilometer entfernt. Da der die europäisch-asiatische Grenze markierende Ural-Fluss vor seiner Mündung ins Kaspische Meer durch den äußersten Nordwesten Kasachstans fließt, gehört ein kleiner Teil des Landes noch zu Europa.

Die kasachisch-russische Grenze ist mit 7.644 Kilometern die längste kontinuierliche Staatsgrenze der Welt. Im Osten grenzt Kasachstan an das chinesische Autonome Gebiet Xinjjiang, im Westen an das Kaspische Meer und im Süden an die zentralasiatischen Nachbarn Turkmenistan, Usbekistan und Kirgisistan.

Der größte Teil des Landes entfällt auf die weiten, ebenen Steppen und Wüsten West- und Nordkasachstans. Die Kaspische Senke liegt teilweise unter dem Meeresspiegel. Südlich schließt die ebenfalls sehr niedriggelegene Turanische Senke an. Im äußersten Nordosten erreichen die Ausläufer des Ural-Gebirges immerhin etwas mehr als 600 Höhenmeter. Die Kasachische Schwelle im östlichen Zentrum des Landes hat Mittelgebirgscharakter und steigt auf maximal 1.500 Meter an.

Hochgebirgslagen finden sich lediglich an der östlichen Grenze. Hier hat das Land Anteil am höchsten Gebirgssystem der Erde. Der höchste Berg Kasachstans liegt im Tienschan am Dreiländereck zwischen Kasachstan, Kirgisistan und China. Es ist der Khan Tengri mit einer Höhe von 7.010 Metern. Weiter nordöstlich schließt der Dzungarische Alatau mit Höhen bis zu 4.600 Metern an. Und ganz im Nordosten liegen die goldenen Berge des Altai. Die Belukha ist mit 4.506 Metern der höchste Gipfel dieses Gebirges und liegt unmittelbar an der Grenze zwischen Kasachstan und Russland.

Der längste kasachische Fluss ist der Irtysch. Er entspringt im Mongolischen Altai, fließt durch den Norden des autonomen chinesischen Gebiets Xinjiang und erreicht kurz vor dem Saissansee das Territorium Kasachstans. Er durchfließt die kasachischen Großstädte Öskemen, Semej und Pawlodar und durchsticht kurz vor Omsk die Grenze zu Russland. Bei Khanty-Mansijsk vereinigt er sich mit dem Ob und fließt dem Arktischen Ozean zu.

Zweitlängster Fluss Kasachstans ist der Syrdarja im Südwesten des Landes. Seine Quellflüsse entspringen im fruchtbaren kirgisischen Hochland und vereinigen sich im usbekischen Fergana-Tal zum Syrdarja. Kurz darauf tritt der Fluss auf kasachisches Territorium über und bildet dort den Nordrand der Wüste Kyzylkum. Der Syrdarja mündet in den Aralsee, obwohl dieser stetig verdunstet und auch der Fluss selbst in seinem Unterlauf immer öfter trockenfällt.

Drittlängster Fluss ist der im gleichnamigen Gebirge entspringende und nach 2.500 Kilometern Länge im Nordwesten Kasachstans ins Kaspische Meer entwässernde Ural.

Kasachstan hat mit 1.422 Kilometern die längste Küste am Kaspischem Meer – dem größten See der Erde. Diese Region ist zwar kaum bewohnt, aber äußerst reich an Bodenschätzen. Der größte, ausschließlich in Kasachstan liegende, See ist der Balkhasch. Er liegt mit mehr als 16.000 Quadratkilometern an Nummer 15 der weltweit größten Seen, als typischer Steppensee weist er mit einer durchschnittlichen Wassertiefe von lediglich fünf Metern ein geringes Volumen auf.

Der Aralsee an der usbekischen Grenze war mal der drittgrößte See der Welt, ist bis heute aber fast vollständig verschwunden – eine Umweltkatastrophe ungekannten Ausmaßes.

Der Alakol ist ein großer Salzsee an der chinesischen Grenze unweit der Dzungarischen Pforte. Etwa 300 Kilometer nördlich wird der Irtysch zu einem großen Stausee aufgestaut – dem Saissan.

Zwar nicht so groß, landschaftlich aber umso bemerkenswerter, ist der Markakol im äußersten Nordosten Kasachstans.

Das Klima in Kasachstan ist äußerst trocken und kontinental. Nur-Sultan ist nach Ulaanbaatar die zweitkälteste Hauptstadt der Welt. Niederschläge sind selten, fallen – wenn überhaupt – in den Sommermonaten. Die durchschnittlichen Wintertemperaturen liegen bei minus 15 (Nur-Sultan, Karaganda, Pawlodar) und null Grad (Schymkent). Im Sommer werden in Schymkent und Almaty durchschnittlich 25 Gard erreicht, wobei die Tageshöchsttemperaturen weit darüber liegen. Der Norden des Landes ist etwas milder, doch auch hier kann es im Hochsommer sehr heiß werden.

Die niederschlagsreichste Region ist der kasachische Altai im äußersten Osten des Landes. Hier hat Kasachstan Anteil an der borealen Nadelwaldzone, der sibirischen Taiga. Auch die südöstliche Grenzregion zwischen Schymkent, Almaty und der Dzungarischen Pforte ist vergleichsweise fruchtbar. Der absolut überwiegende Teil des Landes wird jedoch geprägt von Steppe, Halbwüste und Wüste. Die eurasische Steppe erstreckt sich über etwa drei Viertel der Landesfläche. Im Südosten in Richtung Aralsee und Kaspischem Meer geht die Steppe in Halbwüste und Wüste über.

Wirtschaft und Verkehr

Kasachstan ist eines der rohstoffreichsten Länder der Erde, was bis heute zu einem recht hohen Wohlstandsniveau geführt hat. In den vergangenen Jahrzehnten wurden nahezu kontinuierlich hohe Wachstumsraten verzeichnet. Allerdings ist es dem Land bislang nicht gelungen, einen veritablen verarbeitenden Sektor aufzubauen. Der Großteil der Ressourcen wird unbehandelt nach China, Russland oder Europa transportiert. Da Kasachstan über die weltweit größten unerschlossenen Gas- und Ölfelder verfügt, erscheint dennoch ein anhaltendes Wachstum möglich.

Die Landwirtschaft ist aufgrund der schwierigen klimatischen Rahmenbedingungen nur von geringer Relevanz, nimmt einen Anteil von fünf Prozent am Bruttoinlandsprodukt ein.

Der Tourismus spielt eine nur geringe Rolle. Der langjährige Staatspräsident Nazarbajev bedauerte, dass Touristen weit mehr von der Mongolei angezogen würden, obwohl diese sehr ähnliche topografische und klimatische Bedingungen aufweise. Aktuell läuft eine großangelegte Tourismusoffensive, in deren Zusammenhang gar über eine Änderung des Landesnamens debattiert wurde. Die Endung -tan würde, laut Nazarbajev, falsche Assoziationen wecken und internationale Gäste abschrecken.

Die Infrastruktur ist insgesamt eher schlecht ausgebaut, in den vergangenen Jahren wurde jedoch intensiv investiert.

Das Straßennetz umfasst knapp 100.000 Kilometer, von denen 85.000 asphaltiert sind. Längere Autobahnabschnitte bestehen lediglich nördlich von Nur-Sultan in Richtung russischer und westlich von Almaty in Richtung usbekischer Grenze. Insbesondere die Verbindung zwischen Nur-Sultan und Almaty bedarf eines zeitnahen Ausbaus.

International bedeutend ist die Relation zwischen dem russischen Omsk über Pawlodar und Semej durch Ostkasachstan nach Almaty, dazu jene zwischen Almaty, Karaganda, Nur-Sultan, Kökschetau, Qostanai ins russische Tscheljabinsk. Westkasachstan wird über eine Trasse von Shymkent über Kyzyl-Orda nach Aqtobe und weiter ins russische Samara erschlossen. Von Nur-Sultan gen Norden führt eine Verbindung ins russische Tjumen. Die Schnellstraße von Almaty über Schymkent in die usbekische Hauptstadt Taschkent ist eine der wichtigsten Relationen in und für Zentralasien.

Der wichtigste Übergang nach China liegt bei der Siedlung Khorgos. Der leistungsfähige Anschluss an das 350 Kilometer entfernte Almaty war ein wesentlicher Teil des chinesischen Neue-Seidenstraße-Projektes. Auch die Verbindung von Almaty in die kirgisische Hauptstadt Bischkek ist in gutem Zustand.

Das kasachische Eisenbahnsystem stammt im Wesentlichen aus sowjetischer Zeit und ist noch immer das Rückgrat des Transportwesens. Mehr als zwei Drittel des Güter- und mehr als die Hälfte des Personenverkehrs wird über die Schiene abgewickelt. Alle Regionen des Landes sind an das Schienennetz angebunden. Die Verbindungen zwischen Almaty, Schymkent, Nur-Sultan und Pawlodar an der russischen Grenze sind elektrifiziert. Für die kommenden Jahre ist die Schaffung einer normalspurigen Schienentrasse von China über Kasachstan und Russland bis nach Europa geplant.

Die wichtigsten Flughäfen sind jene von Almaty und Nur-Sultan. Aufgrund der Größe des Landes spielen Flüge auch im inländischen Verkehr eine wesentliche Rolle.

In Almaty wurde im Jahre 2011 die erste kasachische U-Bahn und neben Taschkent die einzige Zentralasiens eröffnet. Aktuell besteht sie jedoch nur aus einer Linie mit neun Stationen.

Derzeit ist auch für Nur-Sultan eine Metrolinie geplant, doch die chinesische Firma, die das Projekt ausführen sollte, ist im Jahre 2019 in Insolvenz gegangen. In Pawlodar und Temirtau bestehen Tramsysteme. Ansonsten wird der ÖPNV über Busse, Trolleybusse und Sammeltaxis abgewickelt.

In Kasachstan bestehen jeweils mehr als 10.000 Kilometer lange Öl- und Gas-Pipeline-Netze. Wichtigster Hafen ist Aqtau am Kaspischen Meer. Etwa 70 Kilometer südlich liegt der Fährhafen Kuryk mit regelmäßigen Verbindungen nach Baku.

Im Süden des Landes liegt der Weltraumbahnhof Baikonur, von wo recht regelmäßig Raketen zur internationalen Raumstation ISS abheben.

Der Weltraumbahnhof Baikonur. Foto: © Bill Ingalls

Kasachstan

Einwohner: 18,71 Mio. (vgl. Niederlande 17,29 Mio.)

Fläche: 2,725 Mio. qkm (vgl. EU-gesamt 4,233 Mio. qkm)

Bevölkerungsdichte: 7 EW/qkm

Hauptstadt: Nur-Sultan – 1,1 Mio. EW (vgl. Köln 1,1 Mio. EW)

Amtssprache: Kasachisch, Russisch

Währung: Kasachischer Tenge (KZT)

Regierungsform: Autoritäre Präsidialrepublik

Zeitzone: +4 (West) – + 5 (Ost) MEZ

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