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Ostwärts Reisen

Höllentour durch Japan

Ich hatte vor langer Zeit ein Studium der Japanologie abgeschlossen und zwischen 2005 bis 2009 mit einigen Unterbrechungen dreieinhalb Jahre in Japan gelebt. Zunächst mit einem Promotions-Stipendium und später als Korrespondent für verschiedene deutschsprachige Medien.

Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und musste dringend zurück nach Europa. Es hatte sich erwiesen, dass meine Persönlichkeit, mein Denken und meine Routinen maximal inkompatibel sind mit der Art der Japaner, die Welt zu sehen und durch sie hindurchzugehen. Die kontinuierliche Diskriminierung, das ständige Bequatsch-werden in Bussen und Bahn, bei dem allerlei Tantchen und Onkelchen, leider auch viele junge Leute, nicht für einen Moment daran denken, dass dieser Typ sie womöglich versteht, wenn sie sich untereinander, aber in Hörweite, über dessen Herkunft, seinen Phänotyp und mitunter äußerst delikate Dinge auslassen.

Hier an der renommierten Tokyo Universität hatte ich einige Jahre geforscht und gearbeitet.

Und all die Rolltreppen, Fahrstühle, Fähnchen schwenkende Männchen und allerlei andere Entitäten, die einem unaufhörlich Ansagen entgegenschreien. Wie man zu stehen und zu sitzen hat, auf was man achten möge und wie wahnsinnig gefährlich das Leben im Allgemeinen doch sei. Und bei jedem neuen Gesicht immer wieder die gleichen Klischees. Muss unaufhörlich über Kartoffeln, Autos, Fußball, Bier und später noch den Krieg geredet werden, nur weil ich aus Deutschland komme und meinem Gegenüber nichts anderes einfällt, als mich darauf zu reduzieren. Man muss es selbst erlebt haben, um zu verstehen, wie ermüdend das ist. Und aufregen darf man sich auch nicht, weil sich niemand richtig streiten kann und andauernd irgendjemand das Gesicht zu verlieren droht. All diese Umstände machten mich aggressiv. Nicht in dem Sinne, dass ich jemandem zu Leibe gerückt wäre, doch sonderlich freundlich war ich am Ende nicht mehr. Japan hat nicht die Aufgabe, mir zu gefallen, doch im Sinne meiner emotionalen Gesundheit mussten wir uns trennen, wurden meine Besuche und meine Befassung mit diesem eigenartigen Land zusehends weniger wurden, bis sie mit der Pandemie schließlich ganz versiegten.

Und dann doch wieder…

Im Januar 2022 gründete ich meine Reiseveranstaltung, musste aber ein Drittel meines Portfolios gleich wieder canceln, bevor es überhaupt begonnen hatte. Der Baikal und der Altai sind zwar mongolische Erde, werden aber (leider) von der Russischen Föderation verwaltet und weil diese die friedliche Ukraine und mit ihr zusammen das freie Europa angegriffen hatte, war an Reisen dorthin nicht mehr zu denken. Und auch die (Kern)Mongolei und der Kaukasus waren zumindest marketingtechnisch massiv betroffen. Anfangs konnte ich nicht sehr viele Gäste überzeugen, mit mir in diese unmittelbaren Nachbarregionen Russlands zu reisen. Das hatte sich 2023 zwar gebessert, doch nach wie vor suchte ich dringend Ersatz für den Süden Sibiriens. Ich bin mir bewusst, dass Japan so was von überhaupt nicht ins Konzept von abenteuerlichen Touren durch den wilden Osten passt, sich vom Kaukasus und der Mongolei maximal unterscheidet, doch immerhin stimmte die Himmelsrichtung, spreche ich noch immer fließend die Sprache, hatte ich das Land im wahrsten Sinne des Wortes studiert, war ordentlich herumgekommen und wusste, dass es bei allen Absonderlichkeiten auch sehr viele wahnsinnig schöne Orte gibt. Zumal Japan auf den ersten Blick noch jeden zu überzeugen wusste, und erst bei genauerem Hinsehen den einen oder anderen Riss offenbart. Und dann war da noch der schwache Yen, der trotz oder gerade aufgrund der allgemeinen Inflation Japan wieder in den Kreis der bezahlbaren Reiseziele hat rücken lassen. Und schließlich wollte der Reise-Know-how-Verlag aus Bielefeld ein Japan-Buch mit mir auf den Markt bringen. Davon wird man zwar nicht reich, aber dem Marketing für das neu aufgesetzte Japan-Programm könnte es durchaus dienlich sein.

2009 zusammen mit meiner späteren Frau am Großen Buddha von Kamakura.

Ich war im Sommer schon kurz vor Ort gewesen und wollte nun den Rest erledigen. Hokkaido ganz im Norden und die Ryukyu-Inseln im Süden würde ich nicht schaffen, doch dazwischen sollten möglichst alle Orte angefahren werden, an denen ich noch nicht war, die ich meinen Gästen aber anzubieten gedenke. Mein Reisetempo ist schon im Normalzustand ambitioniert, was Freunde und Familie immer wieder genervt bestätigen. Nun aber musste ich auf niemanden Rücksicht nehmen und schneiderte mir ein Programm zurecht, das mich – so viel sei vorweggenommen – an den Rand der totalen Erschöpfung brachte. Siebentausend Kilometer in zweieinhalb Wochen. 37 der 47 Präfekturen Japans. Morgens um sechs Uhr los, dann durch bis in den Abend und schließlich am jeweiligen Zielort noch der eine oder andere Termin. Alles im Laufschritt bzw. im Vollspeed auf der Autobahn.

Russlands Überfall auf die freie, unschuldige Ukraine hat auch mein Geschäft schwer getroffen.

Doch eins nach dem anderen. Flüge von Europa nach Japan sind in den vergangenen Jahren deutlich teurer und zumeist auch langwieriger geworden. Seinerzeit kam man noch für 500 Euro hin und wieder zurück. Das war der Standardpreis. Mit einer der großen europäischen Airlines an den jeweiligen Hub in London, Paris, Frankfurt, Kopenhagen etc. und dann weiter nach Tokyo. In der Regel zum Flughafen Narita, an dem damals noch fast alle Flieger aus dem Ausland ankamen.

So oder so hatte das immer um die zwölf bis 15 Stunden gedauert. Erst 90 Minuten in irgendeine europäische Metropole, dann dort zwei, drei Stunden für den Transfer und schließlich die knapp zehnstündige Langstrecke bis Tokyo. Im weiten Bogen knapp am Nordpol vorbei und anschließend über die unendlichen Weiten Sibiriens wieder runter nach Japan. Auf der Landkarte scheint das ein Umweg, doch die Erde ist eine Kugel und unter Zuhilfenahme eines Globus wird schnell klar, dass dies der kürzeste Weg ist. Nunmehr ist allerdings fast allen Airlines der freien Welt der Überflug über Russland verboten und weil dies leider ein sehr großes Land ist, muss ein riesiger Umweg in Kauf genommen werden. Und so werden aus zehn Stunden schnell 15. Helsinki fungierte einst als europäisches Tor nach Ostasien, liegt jetzt aber abseits der wichtigsten Flugrouten… Nun arbeiten sich die Airlines immer an der Südgrenze Russlands entlang und müssen im Zweifelsfalle auch Afghanistan südlich umrunden.

Meine Mama auf dem Altstädter Ring in Prag.

Mit Mama in der Goldenen Stadt

Und weil mit der längeren Flugzeit mehr Kerosin verbraucht wird, Kraftstoffe ohnehin in den vergangenen Jahren stetig teurer geworden sind, haben sich die Preise entsprechend entwickelt. Weder von Berlin noch von anderen deutschen Städten ließen sich Angebote finden, die auch nur in der Nähe der Tausend-Euro-Marke lagen. Das Günstigste waren 1.500 Euro von München nach Tokyo und mit etlichen Stunden Aufenthalt zwischendrin in Peking. Immerhin jedoch wäre Air China über Russland geflogen, hätte man sich die längere Flugzeit erspart.

Es war die pure Verzweiflung, die mich auch Prag und Warschau in die Suche hat einschließen lassen und – siehe da – hatte die taiwanesische China Airlines erst jüngst die Relation Prag-Taipeh ins Programm genommen und lockte mit Sondertarifen. 800 Euro hin und rück über Taipeh nach Osaka, was um die Hälfte günstiger war als das nächstbessere Angebot. Von Berlin nach Prag und zurück würde ich schon irgendwie kommen. Am Ende fuhr ich mit meiner Mama mit dem Auto in die Goldene Stadt und wir hatten einen schönen Abend zu zweit. In Taipeh hätte ich unfassbar gerne für ein, zwei Tage gestoppt, aber für solche Extravaganzen reichte die Zeit nicht. Muss aber unbedingt nachgeholt werden, denn über Taiwan hatte ich aus allerlei Ecken sehr viel Glorreiches gehört.

Ein schöner letzter Abend – im Bulinu-Restaurant in Vinohrady nahe Namesti Miru.

Die wichtigsten touristischen Höhepunkte Japans hatte ich schon etliche Male bereist. Tokyo kenne ich wie meine Westentasche, Kamakura, Nikko, Yokohama, das Umland des Fuji, Kyoto, Himeji und Hiroshima auch. Dieses Mal wollte ich explizit weg von der extrem dicht besiedelten Pazifikküsste Honshus. Dorthin, wo die Shinkansen nicht im Zehn-Minuten-Takt vorbeidonnern.

Das erste Mal mit dem Auto durch Japan, denn während meiner Jahre in Tokyo hatte ich keinen Führerschein und auch danach war ich immer nur mit der Bahn unterwegs. Deutsche Staatsbürger benötigen eine beglaubigte Übersetzung ihres Führerscheins. Die kann man entweder für knapp 80 Euro im Voraus über den ADAC in München herbeiholen oder aber vor Ort für etwa die Hälfte des Preises. Ich entschied mich für erstere Variante, weil ich gleich am Flughafen loslegen und nicht erst einen Tag warten wollte.

Der Taoyuan International Airport von Taipeh.

Zoll, Einreise, Geld und SIM-Karte

Im Gegensatz zum Sommer waren alle Corona-Auflagen gefallen. Kein Fiebermessen, keine Nachweise negativer Tests, keine Quarantäne, nichts dergleichen. Auch ist es nicht mehr notwendig, sich im Voraus online registrieren zu lassen. Empfohlen sei es trotzdem, weil man in diesem Falle sowohl für Zoll als auch für Einreise einen QR-Code generieren kann, Zeit spart und keine Zettel im Flieger mehr ausfüllen muss. Fingerabdrücke und ein Foto sind weiterhin obligatorisch, doch danach ist man endlich drin.

Mitgebrachtes Bargeld sollte man gleich am Flughafen tauschen. Die Raten im Land sind nicht besser und eine Woche später in Yamagata musste ich erleben, wie langwierig und bürokratisch ein solch einfacher Prozess von einer Provinzbank gehandhabt wird. Bei der SIM-Karte würde ich für die etwas teurere Variante mit Telefonie plädieren. Natürlich kann man die Daheimgebliebenen auch über WhatsApp und andere Online-Plattformen erreichen, Unterkünfte, Restaurants oder anderweitige Kontakte in Japan aber nicht.

Mein Kasten auf dem Berg Koya.

Der Kansai-Flughafen liegt auf einer künstlichen Insel südlich von Osaka in der Bucht. Hinter der Bahnstation, wo die Züge von Japan Rail und Nankai abfahren, haben sich die verschiedenen Mietwagenanbieter eingemietet. Ich hatte über rentalcars.com die günstigste Automatik-Variante gebucht und war zunächst äußerst positiv überrascht vom Preis. Knapp 600 Euro für zweieinhalb Wochen. Also mehr als in Ordnung. Hier konnte Japan sogar mit meinem notorisch niedrigpreisigen Lieblingsland Georgien konkurrieren. Allerdings bekam ich dafür keinen eleganten Geländewagen, sondern einen quaderförmigen Kasten von Suzuki. Als erstes hatte ich die Rückbank umgelegt, weil meine Klamotten sonst nicht hineingepasst hätten. Und weil der Fußraum derart beengt war, dass nach nur 30 Minuten die Beine einschlafen, lernte ich schnell, dass man seine linke Gehhilfe auch im Beifahrerbereich platzieren kann. Automatik halt. Und dann das japanische Navi, welches mir mit dauerhaftem Piepen und immer neuen Ansagen ständig eintrötete, doch langsamer zu fahren und die Spur zu halten. Hier hatte ich etwas länger gebraucht, um den Ausknopf zu finden. Google.maps reicht vollkommen aus, wiewohl es etwas Mühe gekostet hatte, dass Handy so an der Windschutzscheibe zu platzieren, dass man erstens rankommt, zweitens gut sieht und drittens das Ding nicht bei jedem der vielen künstlichen Pömpel auf der Straße gleich runterfällt.

Das Schlimmste war der Linksverkehr. Komplett neu für mich. Auf den ersten Metern auf der Flughafeninsel hatte ich noch gewaltig Blutdruck, konnte mich aber nach und nach beruhigen. Auf den langen Fahrten unterliefen mir zwar zwei, drei Fehler, die aber dankenswerterweise ohne Konsequenzen geblieben sind.

Das Mausoleum Kobo Daishis im Okunoin-Tempel auf dem heiligen Berg Koya.

Die ersten Kilometer

Osaka blieb links liegen. Schließlich war schon Nachmittag, wollte ich den heiligen Berg Koya erkunden und musste am folgenden Morgen schon weiter. Koya lag am Ende einer langen Serpentinenstraße. Sehr viele kleine Tempel, wenige Läden. Die Touristenbusse waren mir auf dem Weg nach oben entgegengekommen, sodass der Trubel offenkundig vorbei war.  Gerade noch rechtzeitig vor dem letzten Zutritt erreichte ich mit dem Kongobunii den Haupttempel der Shingon-Schule, einer buddhistischen Strömung, die im neunten Jahrhundert vom Mönch Kukai gegründet wurde, schnell Anhänger fand und bis heute eine der wichtigsten in Japan ist. Bemerkenswert am Kongobunji waren die kunstvollen Lackmalereien an den Schiebetüren sowie die Felsgärten hinter der Haupthalle. Eine kurze Autofahrt weiter westlich liegt mit dem Okunoin der Grabtempel des bis heute frenetisch verehrten Gründervaters. Der Weg dorthin strahlte in der hereinbrechenden Dämmerung eine herrliche Ruhe aus, war rechts und links gesäumt von tausenden Grabmälern, von Menschen, die möglichst nah an ihrem Heiligen zur Ruhe gebettet sein wollten, weil sie sich davon Glück im nächsten Leben versprachen.

Abendlicher Streifzug durch Koya.

Das war alles sehr schön, fast versöhnlich, doch am Parkplatz und auch schon am Tempel merkte ich schnell, was mich dereinst an diesem Land so getriggert hatte. Wieso sind die Leute nur so besessen von jedem Ausländer? Zumal ich hier an diesem Touri-Hotspot gewiss nicht der Erste und auch nicht der Einzige war. Wenn man mich höflich anspricht, bin ich jederzeit bereit zu einem kleinen Schwatz, aber über andere in deren Anwesenheit zu lästern, ist einfach grob unhöflich. „Komisch. Der fährt hier mit dem Auto rum. Wohnt bestimmt hier. Ah. Nee. Ist doch nur gemietet.“ „Ja. Genau. Gemietet. Und jetzt gib Ruhe und schwirr ab.“ Das Betrachten der konsternierten Gesichter vermittelt eine gewisse Befriedigung, doch es ist auch für mich nicht schön, sich ständig aufregen zu müssen, immer auf Krawall gebürstet zu sein. Doch Ignorieren geht auch nicht. Andere können das. Ich nicht. Ist womöglich die Voraussetzung, um sich länger in diesem Land aufhalten zu können.

Die erste Unterkunft war ein Ryokan, ein japanisches Gasthaus, bei dem die Zimmer mit Tatamis, also Matten aus getrocknetem Reisstroh, ausgelegt sind und die Waschräume gemeinsam genutzt werden. Gebucht hatte ich über Booking.com. Witzigerweise sammelten sich in den wenigen Gasthäusern, die auf dieser oder anderen internationalen Plattformen vertreten waren, stets die ganzen Ausländer vor Ort. Der Großteil gerade der kleineren Gasthäuser ist nach wie vor nur auf japanischen Seiten unterwegs, weil Englisch kaum gesprochen wird und man lieber unter sich bleibt.

Wenn die Tagestouristen weg sind, wirkt Koya wie ausgestorben. Bei noch immer äußerst milden Temperaturen unternahm ich einen kurzen Spaziergang durch die vielen herrlich angestrahlten kleinen Tempel. Der Beginn einer wilden Reise. Ich hatte Glück gehabt, denn das kleine Gasthaus betrieb offenkundig die einzige kleine Kneipe vor Ort.

Die Meoto-Felsen von Ise.

Von Koya nach Ise

Zwischenziel des ersten vollen Tages war der Ise-Schrein an der gleichnamigen Bucht auf der anderen Seite der wilden Kii-Halbinsel. Vom Großraum Osaka in die Metropolregion Nagoya. Meist über schmale Bergstraßen und nur die letzten Kilometer auf der Autobahn. In Ise steuerte ich zunächst die Meoto-Felsen an, die in der Bucht vor einem kleinen Schrein liegen und durch ein heiliges Seil verknüpft sind. Sie sollen Izanagi und Izanami versinnbildlichen, die beiden Gottheiten am Ursprung von Japans äußerst skurrilem Schöpfungsmythos. Mann und Frau, Bruder und Schwester, die in wilden Ritualen die japanischen Inseln selbst und alle weiteren Gottheiten zeugen bzw. gebären.

Kurz die Zusammenfassung: Bei der Geburt des Feuergottes verbrennt sich Izanami den Schoß, stirbt, muss daher in die Unterwelt. Ihrem Bruder und Mann verbietet sie, sie dort zu besuchen. Der kann aber nicht widerstehen, entzündet eine Fackel, sieht den von Maden zerfressenen Körper und kann seinen Ekel nicht verbergen. Aus Wut und Scham darüber will Izanami täglich tausend von Izanagis Kindern töten, der verspricht im Gegenzug täglich 1.500 Geburtshäuser zu errichten und so kommt der Kreislauf von Leben und Tod in die Welt samt eines respektablen Bevölkerungswachstums. Als sich Izanagi von seinem Ausflug in die Unterwelt reinigt, entsteht aus diesem Vorgang unter anderem die Sonnengöttin Ameterasu, die nun das Zepter übernimmt. Ihr wird im inneren Ise-Schrein gehuldigt, der das Heiligste ist, was Japan zu bieten hat und das spirituelle Zentrum der urjapanischen Shinto-Religion markiert. Als wichtigste Reliquie soll hier Amaterasus Spiegel verwahrt sein und auch hierzu gibt es eine wilde Geschichte. Die Göttin hatte sich aus Scham und Wut in eine Höhle zurückgezogen, weil ihr Bruder, der Windgott Susano-o, ein totes Pferd in die Webehalle geworfen und damit eine der Dienerinnen getötet hatte. Weil mit der Sonnengöttin auch das Licht aus der Welt verschwunden war, versuchten die anderen Götter mit großer Vehemenz, sie wieder herauszulocken, was erst spät und nur mit einer List gelang. Sie brachten einen Spiegel am Eingang zur Höhle an und ließen eine der versammelten Gottheiten eine Art Striptease aufführen. Als diese untenrum völlig blankzog, begannen alle Anwesenden wie wild zu lachen. Amaterasu wollte wissen, was denn so lustig sei, sah ihr Ebenbild im Spiegel, vergaß darüber ihren Groll und so trat aus einer Mischung von weiblicher Neugier und Eitelkeit das Licht wieder in die Welt.

Der Schrein von Ise wird alle 20 Jahre vollständig abgerissen und danach wieder aufgebaut.

Der Schrein liegt schön an einem kleinen Fluss. Er ist zwar super-heilig, doch rein visuell nicht sonderlich beindruckend. Dazu mag beitragen, dass die Gebäude alle 20 Jahre komplett abgerissen werden, um sie hernach wieder aufzubauen. Eine schintoistische Tradition, die die Vergänglichkeit symbolisieren soll, die heute aber nur noch im Ise-Schrein angewandt wird.

Ich habe den Fehler begangen, zuerst den inneren und dann den äußeren Schrein zu besuchen, aber der weitere, äußerst günstige Verlauf meiner wilden Reise würde zeigen, dass die Götter mir das nicht übelgenommen hatten. Üblicherweise beginnt man am äußeren Schrein, der in der Stadtmitte nahe der Bahnstation liegt. Von dort fahren Busse die vier Kilometer zum inneren Schrein. Am Eingang des äußeren Schreins informiert ein Museum über den regelmäßigen Wiederaufbau alle 20 Jahre.

Rasthaus in Magome.

Von Ise nach Kiso

Nach Ise waren es dreieinhalb Stunden, dann im Laufschritt durch die Schreine und wieder auf die Autobahn ins Kiso-Tal zum Ziel dieses Tages. Noch einmal dreieinhalb Stunden, bei denen mich zwischendrin heftig die Müdigkeit packte. Wenn diese Raststätte kurz vor Nagoya nicht gewesen wäre, wäre ich glatt eingeschlafen. Offenkundig hatte ich mir etwas viel zugemutet, schlug der Jetlag so richtig zu. Ramen-Nudelsuppe in den Magen, kaltes Wasser auf die Augen und eine Zigarette später kam ich durch Nagoya, die erste Megastadt auf meiner Reise. Die Autobahn verlief durchgehend im Obergeschoss oder im Keller, nie auf ebener Erde. Die Kreuze und Dreiecke waren außerordentlich komplex, zumal immer auch die Mautstationen passiert werden mussten. Eher aus Zufall hatte ich mich bei Buchung des Autos für die Variante mit der ETC-Karte (electronic toll collect) entschieden. Das kostete nur zwei Euro mehr und sparte mir an jeder Ausfahrt den mühseligen Bezahlvorgang, weil elektronisch abgerechnet wurde und sich die Schranken wie von selbst öffneten. Zumal an immer mehr Orten nur noch die Karte akzeptiert wird, man dort mit Barzahlung gar nicht mehr hinunterkommt. Bei Abgabe des Mietwagens würde ich den Gesamtbetrag begleichen müssen und war übermäßig gespannt, auf wieviel sich das dann addiert hätte.

Kiso, nordöstlich von Nagoya, zählt zum schönsten was die Japanischen Berge zu bieten haben. Ein 60 Kilometer langes, liebliches Tal, welches zu beiden Seiten gekrönt wird von tiefgrün bewaldeten Hängen, die bis auf fast dreitausend Meter aufragen. Während der Edo-Zeit zwischen 1603 und 1867 verlief hier einer der wichtigsten Handelswege, der Nakasendo, der Weg durch die Berge, welcher neben dem parallel verlaufenden Tokaido (Ostmeerweg) die wichtigste Verbindung zwischen Kyoto und Edo, dem heutigen Tokyo, darstellte. Einige der alten Poststationen sind liebevoll und detailgetreu restauriert worden, als historische Ensemble inmitten einer reizvollen Landschaft. Magome und Tsumago sind die schönsten Orte auf dieser Linie. Zwischen ihnen verläuft ein gepflasterter Wanderweg von acht Kilometern Länge. Reisende berichteten mir in hymnischen Elogen von dessen Schönheit, doch ich hatte leider nur Zeit für einige Schnappschüsse. Zuerst in Magome, dann an einer historischen Raststätte zwischendrin und schließlich in Tsumago, wo es heftig zu regnen begonnen hatte. Die letzten 20 Kilometer von Tsumago zu meinem Hotel in Nakatsugawa ging es durch fürchterlichen Starkregen und bei ausgesprochen schlechter Sicht. Insgesamt war ich an diesem Tag acht Stunden im Auto unterwegs gewesen. Tanken war einfach. Regula- heißt Super-Benzin und mantan- vollmachen.

Die alte Poststation von Tsumago.

Das Hotel war ein quadratischer Kasten, wie er typisch ist für das mittlere, untere Segment. Günstig, praktisch, gut. Sogar mit Parkplatz. Beim Rauchen ist Japan außerordentlich streng geworden. Das ist mittlerweile sogar draußen verboten. Neben der Rezeption gab es eine winzige abgeschlossene Zelle, wie man sie von den Raucherbereichen an Flughäfen kennt. Ideal zum Abgewöhnen…

Noch ein paar Tipps zum Schluss

Von Berlin nach Prag bestehen mit dem FlixBus täglich etliche Verbindungen. Fahrzeit etwa viereinhalb Stunden. Mit der Bahn sind es knapp vier Stunden. Mit dem eigenen Auto sollte mit dreieinhalb Stunden kalkuliert werden. Die Autobahnvignette für Tschechien kann mittlerweile nur noch online gebucht worden. Mindestzeitraum zehn Tage. Kosten 310 Tschechische Kronen, umgerechnet 12,70 Euro.

Parken in Prag funktioniert ebenfalls nur noch online, und zwar über die Webseite www.mpla.io.

Alternativ stehen an den Endpunkten der Metro günstige Park & Ride-Flächen zur Verfügung. Aus Berlin empfehlen sich Ladvi und Letnany in der Nähe der gleichnamigen Metro-Stationen.

Der Flughafen liegt westlich der Stadt und ist nur mit dem Bus zu erreichen. Und zwar in kurzen Taktzeiten von Zlicin ausgehend, dem Endpunkt der gelben Metrolinie. Am Flughafen darf 15 Minuten lang kostenfrei geparkt werden.

Unter Visit Japan Web https://vjw-lp.digital.go.jp/en kann man sich im Voraus der Reise für Zoll und Einreise registrieren und spart sich somit das Ausfüllen der Zettel im Flugzeug. Die beiden QR-Codes, jeweils einer für Zoll und einer für Einreise, kann man auf dem Handy speichern oder ausdrucken.

In Japan kann abseits der großen Städte Geld tauschen zum Problem werden. Also entweder gleich am Flughafen oder man nutzt die EC-Karte zur Barabhebung von Japanischen Yen.

Auf dem heiligen Berg Koya bieten verschiedene Tempel Zimmer für Übernachtungsgäste an. Der Standard entspricht dem eines handelsüblichen Ryokans, die Preise auch. Inbegriffen ist zumeist die Teilnahme an der buddhistischen Morgenandacht.

Der Eingang zum äußeren Schrein von Ise.

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Falk Schäfer
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