Lenkaran und der äußerste Südosten Aserbaidschans
Das Kaspische Meer ist ein trockener Ort. Der mit Abstand größte See der Welt kommt vor allem an seinem östlichen Ufer nahezu lebensfeindlich daher. Im Norden bildet das breite Delta der Wolga eine Ausnahme, doch auch die westliche Seite ist eher von Steppe, als von fruchtbaren Wäldern und Feldern geprägt. Anders im Süden, wo sich der ansonsten so karge Iran von seiner fruchtbarsten Seite zeigt. Dieser wohltuende Grüngürtel beginnt bereits auf aserbaidschanischem Territorium rund um die Stadt Lenkaran mit ihren knapp 70.000 Einwohnern in der Stadt selbst und etwas mehr als 230.000 im Ballungsraum.
Lenkaran hat nicht allzu viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Allerdings lohnen die weiten Sandstrände und die nahegelegenen Thermalquellen bei Andjin einen Besuch. 40 Kilometer südlich liegt direkt an der iranischen Grenze das kleine Städtchen Astara. Das nahegelegene Talysch-Gebirge erreicht Höhen von 2.500 Metern und weist etliche Thermalquellen auf.
Das Talysch-Gebirge am Südwestufer des Kaspischen Meeres. Foto: © داود مجتهدی
Besonders eindrucksvoll muss jedoch sein, wie sich die Landschaft auf der Reise von Baku ins nur 250 Kilometer entfernte Lenkaran und weiter an die iranische Grenze massiv verändert. Von der Wüste rund um die Abseron-Halbinsel zu den Schlammvulkanen im halbwüstenartigen Gobustan-Nationalpark über das Delta der Kura hinein in die lieblichen Landschaften am Südufer des Kaspischen Meeres. Natürlich ist das auch kulturell von Interesse. Von der mondänen, abseits der Aliyev-Diktatur gesellschaftlich recht liberalen Hauptstadt Baku in das Gebiet der ethnischen Minderheit der Talyschen, die ein deutlich konservativeres Familienbild pflegen. Und natürlich ist für einen Grenz-Enthusiasten wie mich der Blick von Astara in den Iran von Interesse, wiewohl ich im besten Falle gleich weiter nach Teheran und Shiraz fahren würde.
Einen Mietwagen zu organisieren, scheint in Aserbaidschan kein größeres Problem zu sein, etwaige Grenzgebietsbescheinigungen müssen nicht beigebracht werden. Der Flughafen Lenkaran lässt sich von Deutschland über Moskau mit nur einem Umstieg erreichen, üblicherweise wird man aber von Baku kommen und vorher die Hauptstadt und den Qobustan-Nationalpark erkundet haben. Möglicherweise macht ein Gabelflug Sinn, weil in Aserbaidschan – anders als in den meisten anderen Teilen der ehemaligen Sowjetunion – die Abgabe des Mietwagens an einem anderen Ort als der Übernahme kein größeres Problem darzustellen scheint.