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Ostwärts Reisen

Fergana-Tal (Kirgisistan/Usbekistan/Tadschikistan)

Zentralasien besteht zum weit überwiegenden Teil aus öder, karger Steppe, Wüste und Halbwüste. Auf der gesamten Ostflanke bilden vom Pamir, über den Tienschan bis zum Altai riesige Gebirgszüge eine natürliche Grenze nach China und Indien. Hier fällt zwar etwas mehr Niederschlag, dafür wird das ohnehin schon harsche Klima durch die Höhe verschärft. Kurzum: Diese Weltregion ist extrem dünn besiedelt.

Neben den wenigen Ballungsräumen zwischen Aschgabad, Taschkent, Almaty und Nur-Sultan bildet das Fergana-Tal die einzige Ausnahme. Das Gebiet wird im Norden vom Tienschan und im Süden vom Pamir begrenzt und von Ost nach West vom Syrdarja durchflossen. In diesem 300 Kilometer langen und hundert Kilometer breiten Korridor zwischen hohen Gebirgen liegt der zentrale Teil der historischen Seidenstraße und das kulturelle Herz Zentralasiens. Hier leben auf einer relativ kleinen Fläche mehr als zehn Millionen Menschen, also ein Fünftel der gesamten zentralasiatischen Bevölkerung. Die ethnische Mischung ist äußerst heterogen, was sich in verrückten Grenzziehungen und etlichen Exklaven widerspiegelt. Usbeken, Kirgisen, Tadschiken, Tataren und sämtliche andere Minderheiten Zentralasiens teilen sich dieses weite Tal. Und das nicht immer friedlich. Was zu Sowjetzeiten noch angenehm egal war, führt heute zu massiven Problemen. So wurden mit den neuen Grenzen auch etliche wichtige Verkehrsachsen abgeschnitten, die nun anders geführt werden bzw. erhebliche Wartezeiten an den vielen Grenzübergängen nötig machen.

Gemeinsame Klammer ist der Islam, wobei einerseits die eher liberalen Sufi-Schulen anzutreffen sind, anderenorts aber auch ein radikaler Sunnismus vorherrscht. Der Distrikt Isfara im tadschikischen Teil des Tals gilt als islamistische Hochburg.

Zu Sowjetzeiten wurde im Fergana-Tal sowie an den Flussläufen von Amudarja und Syrdarja eine extensive Baumwollwirtschaft implementiert. Noch immer ist das der wichtigste Wirtschaftssektor im Tal. Hinzu kommen der Anbau von Obst und Gemüse sowie die wachsenden Aktivitäten im Bergbau. Das Klima ist trocken und kontinental. Im Winter kann es in den Nachtstunden bis zu minus 20 Grad kalt werden, im Sommer steigt das Thermometer nicht selten auf über 40 Grad.

Historisch lassen sich in Fergana Relikte nahezu aller großer Zivilisationen zwischen Bosporus und Pazifik nachvollziehen. Griechen, Türken, Perser, Inder, Russen, Mongolen und Chinesen. Alle waren hier und haben ihren Stempel hinterlassen. Die Multikulturalität ist auch ein Erbe der Seidenstraße, für die das Fergana-Tal das zentrale Scharnier zwischen den peripheren Regionen des chinesischen Kaiserreiches und den persisch-türkischen Einflussgebieten darstellte.

Die großen Metropolen finden sich außerhalb des Fergana-Tals, doch dafür gibt es eine ganze Reihe teilweise äußerst traditionsreicher Mittelstädte. Es beginnt im Osten mit dem kirgisischen Osch. In der mehr als dreitausend Jahre alten Stadt leben heute etwa 300.000 Menschen. Von besonderem Interesse ist der heilige Suleyman-Felsen, die einzige UNESCO-Welterbestätte Kirgisistans. Nach Erkenntnissen verschiedener Forscher ist dieser Berg gleichbedeutend mit dem Steinturm, der früher als Mittelpunkt der Seidenstraße gegolten hatte. Mit Leitern lässt sich der Gipfel erreichen, auf dem sich seit dem 16. Jahrhundert eine kleine Moschee erhebt.

Der Suleyman-Felsen in der Nähe von Osch. Foto: © A. Savin

Direkt gegenüber liegt auf usbekischer Seite die Stadt Andijan mit 400.000 Einwohnern. Das ebenfalls usbekische Fargona mit 200.000 Einwohnern trägt zwar den Namen des gesamten Tals, hat selbst aber keine allzu lange Geschichte. Es bietet eine Mischung aus russischer Architektur mit usbekischen Einflüssen und wird vor allem für seine Gärten gerühmt.

Weitaus bedeutender ist die alte Stadt Kokand mit 200.000 Einwohnern. Hier bestand seit dem frühen 18. Jahrhundert das usbekische Khanat von Kokand, welches sich vom kirgisischen Bischkek über das gesamte Fergana-Tal bis nach Kyzyl-Orda in der kasachischen Wüste zog. Der riesige Palast des Khudayar Khan ist die wichtigste Sehenswürdigkeit. Nicht weit davon entfernt liegt mit der Juma-Moschee das größte Gebetshaus der Stadt.

Khujand ist das westliche Tor zum Fergana-Tal und mit knapp 200.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Tadschikistans. Erst seit 15 Jahren ist dieser Landesteil über einen Tunnel durch die Nordausläufer des Pamir mit dem Rest des Landes und der Hauptstadt Duschnabe verbunden. Sehenswert sind die Festung sowie das Historische Museum von Sughd.

Grundsätzlich reizen am Fergana-Tal die ethnische und kulturelle Vielfalt sowie die Rolle als riesige, dicht besiedelte Oase inmitten lebensfeindlicher Weiten.

Festung Khujand. Foto: © Shukhat Sadijev

Grenzen in dieser Weltregion sind ein Faszinosum an sich und Fergana bietet davon viele. Selbstverständlich sollten die nötigen Visa und die womöglich erforderlichen Reisepläne bereits im Voraus organisiert worden sein, wobei es in der jüngsten Zeit zu erheblichen Erleichterungen für deutsche Staatsbürger gekommen ist. Usbekistan und Kirgisistan sind für touristische Aufenthalte visafrei, für Tadschikistan lässt sich recht komplikationslos ein E-Visum online beantragen. An der Grenze selbst sollte man beachten, dass die Beziehungen zwischen Kirgisistan und Usbekistan recht angespannt sind. Weniger kompliziert dagegen ist der Übergang von Usbekistan nach Tadschikistan. Der Aufwand, einen Mietwagen von einem in das andere Land zu überführen, scheint dem daraus entstehenden Nutzen nicht zu entsprechen. Man sollte sich eher auf den ÖPNV bzw. auf Taxis verlassen. Das wird schon klappen, denn die Region ist vergleichsweise dicht besiedelt.

Drei Länder, ein Tal – Fergana. Die etlichen En- und Exklaven habe ich weggelassen.

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