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Ostwärts Reisen

Abschied vom Baikal und zurück nach Moskau

Olkhon war der Höhepunkt einer an besonderen Eindrücken nicht armen Reise. Vom Moskauer Kreml nach Irkutsk Dann mit dem Mietwagen in die Berge des Sajan, mit der Baikalrundbahn an die Angara-Quelle, mit dem Schnellboot nach Olkhon und mit dem UAZ an die spektakuläre Nordspitze der Insel. Nun auf die Zielgerade. Zunächst zurück nach Irkutsk, dann mit dem Flieger nach Moskau, zwei Tage dort und schließlich der Rückflug nach Berlin.

Ein entspannter Tag auf Olkhon und ein Bad im Irkutsker Stausee

Den letzten Tag auf Olkhon hatten wir für Badefreuden und anderweitige Entspannung reserviert. Die Sonne schien zwar, doch die Temperaturen gingen merklich zurück. Mama und Solongo badeten trotzdem noch einmal im See, während Soana und ich uns beim Mau-Mau fetzten. Der alte Hafen war eine Mischung aus Müllhalde und moderner Kunst. Am Abend speisten wir in einem Terrassenrestaurant hoch über dem Schamanenfelsen. Und die letzten Stunden verbrachten wir mit den neuen Nachbarn Denis und Swetlana in unserem Garten bei hochspannenden Gesprächen über Russland, die Demokratie, Gott und die Welt.

Abschied vom Baikal.

Am nächsten Morgen. 40 Kilometer noch und wir würden uns vom Baikal verabschieden. Dieses Mal kamen wir gleich mit der ersten Fähre mit. Die Landschaft war mittlerweile wohlvertraut, konnte uns aber noch immer begeistern. Wir kamen gut voran und weil es in Irkutsk erst früher Nachmittag war, blieb noch Zeit für einen kurzen Abstecher zum Staudamm. Hier lag im Angara-Stausee einer der beiden Eisbrecher, die um die Wende zum 20. Jahrhundert vor dem letzten Lückenschluss der Transsibirischen Eisenbahn Fracht und Personen über den See gebracht hatten. Dieses schwimmende Museum war zwar wegen Renovierung geschlossen, doch direkt daneben gab es einen schönen Badestrand, an dem wir alle noch einmal in die Angara sprangen.

Den Abend verbrachten wir im bereits vertrauten Holzbauviertel Kvartal 130.

Nochmal Baden in der Angara.

Die letzte Unterkunft, Waschtag und essen wie in der Kommunalka

Tjungur war dieses Mal pünktlich und nahm am Flughafen unseren Miet-Skoda in Empfang. Zwei Stunden später hob dann um 8 Uhr unsere Pobeda-Maschine in Richtung Moskau ab. Obgleich sich an den widrigen Rahmenbedingungen nichts geändert hatte, fühlten wir uns deutlich wohler als auf der Hinreise. Die Zeitverschiebung sorgte dafür, dass wir schon um zehn Uhr in Moskau ankamen. Mit dem Zubringerzug ging es zum Kiewer Bahnhof und von dort dieses Mal mit dem Taxi zu unserem Apartment an der Tverskaya-Straße. Auch hier durften wir wieder trotz der frühen Stunde gleich in die Wohnung. Es war ein typisch sowjetischer Komplex mit elfstöckigen Blöcken zu allen Seiten, zwischen denen sich ein geräumiger Hof samt Spielplatz ausbreitete. Ein altersschwacher Fahrstuhl brachte uns zu unserer Wohnung im sechsten Stock. Das Apartment war zweckmäßig eingerichtet. Gut, dass es eine Waschmaschine gab, denn so langsam gingen uns die Klamotten aus.

Zwischen den Waschgängen spazierten wir durch unser Viertel mit seiner bemerkenswerten Dichte an Polohemden und Luxuskarossen. Hier stießen wir auf das Mari-Vanna-Restaurant, das wir schon aus Sankt Petersburg kannten. Auch die Moskauer Filiale war wieder eingerichtet wie eine Kommunalka, jene Gemeinschaftswohnungen aus der Sowjetzeit, mit denen viele Russen äußerst nostalgische Erinnerungen verbinden. Vielleicht gehörte es zum realsozialistischen Konzept, dass ein Großteil der auf der Speisekarte aufgeführten Gerichte nicht verfügbar war, aber das, was es gab, war lecker.

Mari Vanna-Restaurant in Moskau.

Für den Abend hatte Solongo den Zentralny Rynok vorgeschlagen. Allerdings war dies trotz des irreführenden Namens keiner der von uns so heißgeliebten russischen Großmärkte, sondern ein mondäner Foodcourt mit astronomischen Preisen. Für die Schale Himbeeren unten beim Obsthändler und den kleinen Schluck Riesling oben auf der Terrasse hätten wir in Irkutsk weniger als ein Zehntel bezahlt. Und wir hätten uns in wesentlich sympathischerer Gesellschaft befunden. Mit weniger Chi-Chi, Bling-Bling, Selfieposen und aufgespritzten Lippen.

Ausflug zum Goldenen Ring

Nun blieb ein letzter Tag, an dem ich endlich auch in Moskau etwas Neues sehen wollte. Der Goldene Ring ist eine Kette von acht bis zehn historischen Städten, die allesamt im Nordosten zwischen der russischen Hauptstadt und der Wolga liegen. Am nächsten dran und auch am schnellsten erreichbar ist Sergijew Posad. Hierhin fuhr etwa alle Stunde eine Elektritschka, die zwischen anderthalb und zwei Stunden für die Strecke benötigte. Das war länger als ich zunächst gedacht hatte und so war es doppelt ärgerlich, dass wir erst kein Taxi fanden und dann am Jaroslawer Bahnhof fast eine Stunde auf den nächsten Zug warten mussten. Dafür jedoch entschädigte uns die Fahrt in einem klassischen Regionalzug. Alle Nase lang kam jemand herein und bot irgendwelche Sachen feil. Vom Ventilator bis zum Diadem. Der Zug selbst und mit ihm sein Interieur waren reichlich in die Jahre gekommen und knarzten gewaltig. Die Sitzreihen waren vollbesetzt und um Corona kümmerte sich kaum jemand. Nach ziemlich genau hundert Minuten hielten wir am Bahnhof von Sergijew Posad. Hier war alles selbsterklärend und gut ausgeschildert. Zum Dreifaltigkeitskloster sind es etwa 20 Gehminuten. Die Anlage besteht aus zahlreichen Kirchen, die allesamt sehr farbenfroh gestaltet und prächtig verziert waren. Besonders beeindruckten uns die gülden strahlenden Altarräume. Auf dem Weg zurück zum Bahnhof durchstreiften wir allerlei Souvenirstände und hatten an einem kleinen Hügel eine großartige Sicht auf den Klosterkomplex. In der Tat bemerkenswert, doch darüber hinaus gibt es in Sergijew Posad nicht allzu viel zu sehen.

Dreifaltigkeitskloster in Sergiyev Posad.

Wir nahmen dieses Mal den Expresszug, der uns gegen einen kleinen Aufpreis eine halbe Stunde schneller zurück nach Moskau brachte. Vom Jaroslawer Bahnhof ging es mit der Metro zur Station „Bibliothek imeni Lenina“ mitten im Zentrum. Wir wollten uns von Moskau verabschieden und spazierten noch einmal rund um dem Kreml. Durch den Alexandergarten mit dem Mahnmal für die Toten des Großen Vaterländischen Krieges über das Historische Museum auf den Roten Platz und weiter in den Park Zarjadje. Letzterer war auch für mich neu. Unmittelbar hinter der Basilius-Kathedrale und direkt an der Moskwa gelegen, waren hier auf landschaftsgärtnerisch äußerst geschmackvolle Weise die wesentlichen Vegetationszonen Russlands nachgestellt. Tundra, Taiga, Steppe und die Hartlaubgewächse der Subtropen. Höhepunkt ist der bogenförmige Steg, der weit in die Moskwa ragt und einen herrlichen Blick auf den Kreml und die gesamte Innenstadt ermöglicht.

Park Zarjadje im Moskauer Zentrum.

Zurück ging es von der nahegelegenen Metrostation Kitay-Gorod auf direktem Wege zu unserem Viertel an der Tverskaya. Wieder war es nicht einfach, etwas Bezahlbares zum Essen zu finden. Fündig wurden wir in einem kleinen georgischen Restaurant, wo wir uns kulinarisch gleich auf die nächste Reise einstimmen konnten. Soana war vom Jetlag reichlich mitgenommen und ratzte uns noch während des Essens weg. Ich trug sie die anderthalb Kilometer zurück zu unserem Apartment, wir packten die Koffer und staunten bei einem letzten Glas Wein noch einmal über die Aussicht auf das Moskauer Wolkenkratzerviertel.

Der Zubringerzug zum Flughafen Scheremetjewo fuhr am nächsten Morgen sehr unregelmäßig, weshalb wir dann doch ein Taxi für die gesamte Strecke nahmen. Der Fahrer stammte aus dem uns wohlbekannten georgischen Kurort Borjomi und berechnete umgerechnet weniger als zehn Euro für die knapp halbstündige Fahrt. Am Flughafen waren wir gespannt, ob meine Recherchen stimmten und wir tatsächlich keinen PCR-Test für die Rückreise nach Berlin benötigen würden. Dem war so. Das Impfzertifikat und die digitale Einreiseanmeldung reichten aus und Soana war ohnehin von allen Auflagen befreit, weil eben noch nicht ganz sechs Jahre alt. Nach zweieinhalb Stunden Flug und elender Warterei an der Passkontrolle hatte uns Berlin wieder. Mein Papa holte uns ab und wir alle waren erleichtert, dass es so gut geklappt hatte. Es war ein Urlaub auf der Rasierklinge und irgendwo in Moskau müssen wir, ohne es zu wissen, einen Ovoo umrundet haben. Jene mongolischen Steinpyramiden, an denen man die Geister um Reiseglück bittet.

Flughafen Moskau-Scheremetjewo.

Noch ein paar Tipps zum Schluss

Der Irkutsker Stausee ist ein kleines Highlight im eher beschaulichen Irkutsk. Das Museum im Angara-Eisbrecher gibt einen hervorragenden Einblick in die technologische Pionierzeit an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Direkt daneben liegt ein kleinen Badestrand mit flachem Wasser. Noch schöner ist jedoch die weitläufige und feinsandige Yakov-Beach auf der anderen Seite der Staumauer – der beliebteste Stadtstrand der Irkutsker. Wieder zurück am Nordufer des Irkutsker Stausees liegt nicht weit vom Angara-Eisbrecher entfernt der Stadthafen, von wo aus Boote in Richtung Listwjanka am Baikal ablegen.

Der Goldene Ring ist eine Kette von acht bis zehn historischen Orten zwischen Moskau und dem Lauf der Wolga im Nordosten. Sergiyev Posad lässt sich am schnellsten erreichen, doch auch die anderen Städte lohnen einen Besuch. Jaroslawl sticht etwas heraus, denn es liegt direkt an der Wolga, ist eine veritable Großstadt, war im 17. Jahrhundert eine Zeit lang russische Hauptstadt, besitzt noch immer ein gut erhaltenes historisches Zentrum und ist seit 2005 als Weltkulturerbe gelistet. Vom Jaroslawer Bahnhof verkehren regelmäßige Züge. Der schnellste von diesen braucht etwa dreieinhalb Stunden, weshalb sich angesichts der langen Anfahrt eine Übernachtung vor Ort anbietet.

Die Gegend rund um die Moskauer Twerskaya-Straße lohnt einen Spaziergang, denn hier sind Moskau und Russland am mondänsten und auch ziemlich dekadent. Letztlich ist es eine Frage des Geschmacks, ob man hier länger verweilen möchte, für das eigene Portmonee sind der Arbat westlich des Zentrums sowie das Areal rund um die Tretjakow-Galerie im Süden günstiger.

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