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Ostwärts Reisen

Ferienspaß am Baikal und noch einmal die burjatische Hauptstadt

Schweißtreibende Tage in Moskau, eine erstaunlich gemütliche sibirische Großstadt und die ersten Impressionen vom Baikal. Als wir unsere Feriensiedlung in Goryachinsk verließen, bogen wir schon auf die Zielgerade unserer Reise ein. Nach Enkhaluk in Richtung Süden. Nicht weit entfernt vom ausgeprägten Delta der Selenge, des längsten mongolischen Stromes und des wichtigsten Zuflusses des Baikal.

Trubel und Regen in Enkhaluk

Den direkten Weg entlang der Küste versperrten die nordöstlichen Ausläufer des Khamar-Daban-Gebirges. So mussten wir zwei Drittel der Strecke nach Ulan-Ude wieder zurückfahren, um beim Ort Turuntajewo in die Straße in Richtung Selenge einzubiegen. Wir hätten nun den Weg an deren nördlichen Ufer nehmen können, doch Mikhail hatte uns davon explizit abgeraten. Gruntovka hieß es wohl, wenn die Wege einfach nur ausgefahrene Pisten seien und das sollten wir unserem klapprigen Renault Logan bitte nicht zumuten. Wir mussten also per Fähre über den Fluss. Die erste hatte gerade Mittagspause und würde erst nach drei Stunden auf unsere Seite zurückkehren, sodass wir zehn Kilometer weiter zur zweiten geschickt wurden, wo allerdings mehrere Holzlaster Priorität besaßen. Es war also ein wenig Zeit, um mit der Kleinen zusammen Steine in die Selenge zu werfen und spazieren zu gehen. Eine deutsche Reisegruppe stand ebenfalls in der Schlange und beobachtete recht aufmerksam unser Treiben. Ein älterer Herr aus Sachsen brach das Eis und erzählte mir, dass er uns schon auf der Heiligen Nase gesehen hätte. Jetzt würden sie weiterfahren in Richtung Irkutsk und von dort wieder nach Hause.

Auf der Fähre über die Selenge.

Ich hatte einen günstigen Moment erwischt und mich im Rahmen des Verantwortbaren auf die erste Fähre nach den Holzlastern gedrängt. Das Boot sah etwas klapprig aus, doch es würde schon gutgehen. Soana durfte vorne sitzen und so tun, als ob sie selber steuern würde. Auf der anderen Seite kamen wir auf die recht vielbefahrene Interkontinentale zwischen Moskau und Wladiwostok bzw. im Kleinen zwischen Ulan-Ude und Irkutsk. Nach 40 Kilometern zweigte nach rechts eine erst kürzlich eröffnete Brücke über die Selenge nach Nordwesten ab. Hier konnten wir zumindest einen Eindruck von den Weiten der Selenge-Mündung erhalten, einem der größten Binnendeltas der Welt.

Nach der Brücke folgte die gut ausgebaute Straße zunächst dem nördlichen Ende des Deltas, um nach 65 Kilometern bei der Ortschaft Enkhaluk den offenen Baikal zu erreichen.

Direkt hier lag unsere Unterkunft. Wir hatten eigentlich ein Zimmer mit Bad gebucht, bekamen aber für den gleichen Preis nur eines ohne. Das hatte uns geärgert, aber es ging auch so. Dennoch war die Anlage bestens geeignet für unsere Zwecke. Im Erdgeschoss des Haupthauses war ein riesiges Spielzimmer eingerichtet und im Garten konnten Hasen und andere Kleintiere gefüttert werden. Der Strand von Enkhaluk war voll und sehr lebendig. Das unvermeidliche gelbe Bananenboot brauste durch die Brandung und bis in die Nacht dröhnten laute Elektrorhythmen über die Dünen. Eine Stimmung, die wir so am Baikal nicht erwartet hätten.

Am Strand von Enkhaluk.

Den ganzen Urlaub schon fielen wir auf wie bunte Hunde. Mongolen waren in Burjatien ein bekannter Anblick und sicher hatte es auch schon den einen oder anderen Deutschen an den Baikal verschlagen. Dennoch – und wir wissen bis heute nicht warum –, schien unsere spezielle Kombination große Verwunderung hervorzurufen. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis wir irgendwo an den Tisch gebeten wurden. Dieses Mal von Nasstja und Jewgeni sowie Aljona und Sergej. Die Vier waren aus Irkutsk gekommen und betrieben gemeinsam eine kleine Restaurantkette mit traditioneller burjatischer Küche. Sie wollten im kommenden Jahr eine lange Tour in die Mongolei unternehmen und ich war froh, dass auch ich endlich einmal helfen konnte. Als russische Staatsbürger dürften sie ja den Grenzübergang nördlich des Khovsgol-Sees passieren und mit guten Autos würden sie an dessen Südufer gelangen. Dann die neue Straße nach Ulaanbaatar und über Kyakhta und Ulan-Ude zurück nach Irkutsk. Der perfekte Kreis, wie sie mir bald zustimmten.

Stary Enkhaluk.

Für den kommenden Tag war Dauerregen angesagt. Insofern war die heiße Quelle – weil überdacht – im Nachbarörtchen Sukhaja die erste Wahl. Der Baikal ist als Teil eines langen Grabenbruchs sowohl seismisch, als auch vulkanisch aktiv. Ein positiver Nebeneffekt sind die vielen heißen Quellen – von Zhelinda ganz im Norden des Sees im Delta der Unteren Angara, über Goryachinsk, Sukhaja bis in das berühmte Resort Arschan inmitten des Sajan-Gebirges.

Weil der Regen auch nach dem Bad in der Quelle nicht aufhörte, wollten wir Richtung Süden fahren und versuchen, den einen oder anderen Blick auf das Selenge-Delta zu erhaschen. Die Einheimischen im kleinen Örtchen Baikala Kudara konnten partout nicht verstehen, was wir dort wollten und tatsächlich hätten wir wohl eher ein Boot und kein Auto gebraucht. Dafür jedoch fanden wir in Oymuur einen beschaulichen Strand, wo sich die angestammte burjatische Bevölkerung verlustierte und der weit weniger touristisch war, als unser Ort Enkhaluk.

Im Örtchen Zarechye nördlich von Enkhaluk.

Das Wetter besserte sich am nächsten Tag etwas. Nach einem erneuten Bad in der heißen Quelle, fuhren wir die Straße bis an ihr baldiges Ende im Ort Zarechye. Dort gab es zwar nur einen Steinstrand, dafür aber unberührte Natur an der Mündung eines wilden Flusses und direkt unterhalb jener Berge, die uns den direkten Weg von Goryachinsk nach Enkhaluk  versperrt hatten.

Am nächsten Morgen ging es zurück nach Ulan-Ude. Dort war es sonnig und heiß. Um etwas Geld zu sparen, wollte ich das Auto direkt im Büro der Autovermietung abgeben, was mich in einen abgehalfterten Industriehof am anderen Ende der Stadt brachte. Gut, dass Sweta wieder zurück ins Zentrum musste und mich mitnahm.

Am Nachmittag zeigte ich meinen beiden Mädels die Stadt. In der Nähe der Fußgängerzone fanden wir eine bayerische Bierstube, in der wir mit großem Hallo begrüßt wurden. Ansonsten ein kurzes Reitvergnügen für Soana, noch einmal in die herrlich klapprige Straßenbahn, ein paar kleinere Andenken besorgen und Abschied nehmen von Burjatien.

Am Tag darauf brachte ich Solongo und Soana zum Flughafen, denn sie wollten mit einer kleinen mongolischen Airline nach Ulaanbaatar fliegen, um dort noch ein paar Tage mit der mongolischen Familie zu verbringen. Im Terminal begleitete ich die Mädels bis zur Passkontrolle, was offenbar nicht vorgesehen war und mir eine Standpauke des Grenzbeamten einbrachte. Zwei kurze Küsse konnte ich trotzdem noch loswerden und wir würden uns nach einer Woche ohnehin wiedersehen.

Ich blieb noch eine Nacht und würde erst am kommenden Morgen über Moskau zurück nach Berlin fliegen.

Die Mutter Burjatien in Ulan-Ude.

Der Taxifahrer auf dem Rückweg in die Innenstadt von Ulan-Ude war nicht ansatzweise so zuvorkommend, wie der freundliche Herr, der auf der Hinfahrt unablässig von Katarina Witt geschwärmt und uns ansonsten die sibirische Geschichte nahegebracht hatte.

Ein ungepflegter Kerl mit nur noch wenigen Zähnen im Gesicht wollte mir mehr als das Doppelte berechnen, als ich für den Hinweg bezahlt hatte. Begründet wurde dieses Ansinnen mit dem besonderen Prestige seines Taxiunternehmens, was allerdings nicht so recht mit dem erbarmungswürdigen Zustand des Fahrzeugs und der äußerlichen Erscheinung seines Fahrers korrespondieren wollte. Zuvor hatte er noch versucht, etliche Kreise um die Innenstadt zu drehen, bevor es mir zu bunt wurde und ich ihn stoppen ließ. Diese Erfahrung konnte meinen insgesamt sehr positiven Eindruck von Burjatien zwar nicht trüben, zeigte mir aber, dass man auch nicht allzu naiv sein sollte.

Noch ein paar Tipps zum Schluss

Enkhaluk ist ziemlich trubelig, aber das muss ja nicht schlecht sein. Wer seine Ruhe haben und eins mit der umgebenden Natur werden will, ist zwischen Gremyachinsk und Ust-Barguzin besser aufgehoben. Andererseits bietet Enkhaluk deutlich mehr Unterhaltung und sicherlich kann es interessant sein, wilde Strandpartys zu feiern, die man so am Baikal vielleicht nicht erwartet hätte. Ganz am Ende der Straße liegt das Dorf Zarechye. Der Strand hier ist steinig, aber mit Badeschuhen im Gepäck ist dieses Problem schnell gelöst. Man kann noch ein wenig Richtung Nordosten weiterwandern und wird eine menschenleere, von Bergen umrahmte, wildromantische Baikal-Kulisse erleben, für die die Anfahrt vergleichsweise bequem war.

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