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Ostwärts Reisen

Südgeorgien – von Kutaissi zur armenischen Grenze

Mal wieder im Kaukasus. Mit vier Geschäftsleuten aus dem Münsterland, denen ich bzw. Ostwärts Reisen von einem befreundeten Unternehmer empfohlen wurde. Sie waren am Ende hochzufrieden – so viel sei gesagt. Alles Weitere fällt unter Datenschutz und Persönlichkeitsrechte.

Die Gruppe wollte nicht nur nach Georgien, sondern auch nach Armenien und es war in der Hochreisezeit im September nicht einfach, jemanden zu finden, der sich hier wie dort auskannte, perfekt Deutsch sprach, gleichzeitig auch als Fahrer fungieren konnte und bereit war, auch jenseits der armenischen Grenze zu führen. Ich habe es dann selbst gemacht, weil es mir terminlich passte und ich vor Ort ohnehin noch das eine oder andere zu klären hatte.

Der wilde Rioni im Zentrum Kutaissis.

Hin mit Wizz Air nach Kutaissi in die drittgrößte Stadt Georgiens. Die ungarische Fluggesellschaft bietet den üblichen Standard einer Billigairline, mit Flugsteigen ganz hinten im Airport, Preisaufschlägen für den kleinsten Service, schlecht gelauntem Personal, engen Sitzen, fürchterlichen Flugzeiten und regelmäßigen Verspätungen. Leider ist dies die einzige Verbindung, mit der sich von Ostdeutschland aus Georgien auf direktem Wege erreichen lässt. Immerhin ging an diesem Tag alles rund. Und weil ich im Rekordtempo die Anmietung des Autos klären, Geld tauschen, eine georgische SIM-Karte kaufen und mein Apartment beziehen konnte, blieb unerwartet noch Gelegenheit, zumindest die zweite Hälfte des Basketball-WM-Finales zwischen Deutschland und Serbien zu schauen. Ich war recht allein mit mir in der Hoegaarden-Sports-Bar von Kutaissi, aber doch beseelt vom deutschen Gold. Ein wunderbarer erster Aufschlag.

Zekari-Pass zwischen Sairme und Abastumani.

Über den wilden Zekari-Pass

Bis zur Ankunft der Gäste blieben anderthalb Tage, die ich für die letzten Vorbereitungen und eine längere Recherchefahrt nutzen wollte. Der Markt mitten im Zentrum von Kutaissi gehört zu den schönsten im Kaukasus und leistet Abhilfe bei fast allen Bedarfen. Bei mir ging es vor allem um Socken und Zigaretten. Erstere hatte ich vergessen, Letztere sind mit knapp 2,50 Euro deutlich günstiger als in Deutschland. Nachdem das erledigt war, fuhr ich gen Süden zum Zekari-Pass, an dem ich zu Ostern vergangenen Jahres mit Frau und Tochter noch gescheitert war. Knapp vor der Passhöhe hatten Schneefelder den Weg versperrt, war im tiefen, nassen Tauwetter kein Weiterkommen. Jetzt im September war das nicht zu erwarten, doch ich kannte die Nordseite des Passes noch nicht und weil es zu meiner Philosophie gehört, nur solche Reisen bzw. Orte anzubieten, die ich aus erster Hand kannte, musste das noch geprüft werden. Bis zum Kurort Sairme war die Straße asphaltiert. Danach folgten 25 Kilometer Offroad-Piste zur Passhöhe. Vollkommen ungefährlich ohne steile Abhänge rechts und links. Mein achtsitziger Toyota Sienna war zwar kein Geländewagen, konnte die Herausforderungen aber gut bewältigen. Ein wenig Bodenfreiheit hätte dennoch nicht geschadet, weil sich der eine oder andere Aufsetzer nicht ganz vermeiden ließ. Nach einigen Mühen war die Baumgrenze erreicht und bei Kaiserwetter boten sich hervorragende Aussichten auf Kutaissi im Norden, auf den waldreichen Borjomi-Kharagauli-Nationalpark im Osten und die Steppenlandschaft rund um Abastumani im Süden. In den Hohen Kaukasus würde ich meine Gäste nicht führen können. Dafür reichten die knapp zehn Tage mit zwei Ländern, Grenzen und Hauptstädten, dem Sewan-See, dem Tal der Kura und der Debed-Schlucht nicht aus. Doch hier würden sie immerhin einen Eindruck von den fantastischen Bergwelten des Kaukasus erhalten.

Hier oben leben nur wenige Hirten.

Ein einstmals prächtiger Kurort kurz vor seiner Renaissance

Am folgenden Tag war das Wetter mau. Immerhin aber riss es oben kurz auf. An der Passhöhe kamen wir ins Gespräch mit einigen Hirten, die sich sichtbar freuten, dass wir keine Russen waren. Die Politik würde diese Reise dominieren. Das deutete sich an. Selbst an diesem denkbar abgelegenen Ort. Talabwärts waren es noch einmal 15 Kilometer bis im reichlich verfallenen Kurort Abastumani wieder eine befestigte Straße erreicht war. Abastumani im Westen des Borjomi-Kharagauli-Nationalparks steht im Schatten von Borjomi weiter im Osten. Alleiniger Grund ist die schlechte Erreichbarkeit. Schließlich liegt Borjomi an der hervorragenden Straße im Tal der Kura und nicht am Fuße eines mühseligen Passes, den kaum jemand befährt. Wenn die historische Gebäudesubstanz in einigen Jahren restauriert sein wird, erstrahlt das Kurensemble aus zaristischer Zeit aber wieder im alten Glanz. Dann wird auch die Straße über den Goderdzi-Pass nach Batumi am Schwarzen Meer fertig sein und das Städtchen aus dem Dornröschenschlaf erwachen. An den massiven Investitionen und der intensiven Bautätigkeit ließ sich erkennen, dass diese Prognose auch von anderen geteilt wird.

Bei der Gelegenheit sei erwähnt, dass ich bei meinem ersten erfolgreichen Passversuch am Tag zuvor auf zwei holländische Weltreisende getroffen war, die mir aus erster Hand berichteten, dass es auch im Hohen Kaukasus vorangeht. Ushguli, das höchstgelegene Dorf Georgiens am Fuße des höchsten Gipfels, der Schchara, war über Jahrzehnte nur von bestausgerüsteten und waghalsigen Touren zu erreichen, wird aber bald von beiden Seiten an das Straßennetz angebunden sein. Von Westen aus Mestia und von Osten über den 2.621 Meter hohen Zagari-Pass, sodass es sehr bald möglich sein wird, von Kutaissi über Lentekhi nach Ushguli und weiter über Mestia hinunter ans Schwarze Meer zu fahren. Laut Aussage der Holländer fehlte vor und hinter Ushguli lediglich auf jeweils zehn Kilometern der Asphalt.

Nach einem kurzen Spaziergang durch Abastumani ging es weiter zum Zielort ins 45 Minuten entfernte Akhalzikhe. Die Hauptstadt von Samtskhe-Javakheti, der ethnisch heterogensten georgischen Region, hat selbst nicht viel zu bieten, liegt aber unterhalb der prächtigen, aufwendig restaurierten Rabati-Burg und ist aufgrund ihrer zentralen Lage der ideale Ausgangspunkt für Touren durch den Süden Georgiens.

Die Rabati-Burg in Akhalzikhe.

Rundtour durch den Borjomi-Kharagauli-Nationalpark

Meine Gäste waren – ebenfalls mit Wizz Air – von NRW nach Kutaissi geflogen, sollten mitten in der Nacht landen und waren auch noch eine Stunde verspätet. Nach wenigen Stunden Schlaf dann die mühselige Passstraße, sodass sie erst in Akhalzikhe etwas zur Ruhe kommen konnten. Das Mimino-Restaurant bot hierfür die beste Gelegenheit. Einfach, aber gut, mit durchweg leckeren Speisen und vorzüglichem Service. Wie die Inhaberin unseres Gasthauses war auch die Wirtsfamilie armenischer Herkunft. Hier im Süden Georgiens leben etwa zu gleichen Anteilen Armenier und Georgier, daneben kleinere Minderheiten wie Griechen, Juden, Osseten und Azeris.

Der Borjomi-Kharagauli-Nationalpark bietet einige hervorragende Wanderrouten. Hoch auf den Zekari-Pass, durch die Likani-Schlucht, zu den Dabatsvali-Seen oder – für besonders ambitionierte und fähige Tourengänger – die lange Route von Bakuriani über den Thratskaro-Pass zum Tabatskuri-See und weiter durch ausgedehnte Vulkanfelder hinunter zum Paravani, Georgiens größtem See. Wer nicht wandern möchte, weil Zeit, Lust oder Kraft fehlen, dem sei die Tour empfohlen, die auch ich mit meinen Gästen absolvierte. Zunächst zum Grünen Kloster kurz vor Borjomi und dann in den Kurpark. Letzteres muss sein, weil sich hier ein historisches Ensemble wunderbar restaurierter Gründerzeitbauten in der sich schnell verengenden Schlucht des Borjomula-Flüsschens erstreckt. Höhepunkt ist die Jekaterinen-Quelle, die dereinst von zaristischen Kavalleristen entdeckt worden war und den Grundstein für den bis heute blühenden Kurtourismus bildete. Nicht nur im Kaukasus selbst, sondern im gesamten Riesenreich mit all seinen Nachfolgestaaten. Richtig lecker ist das Wasser nicht, doch es soll gegen eine Unzahl von Krankheiten helfen. Die Marke Borjomi ist weit über die Grenzen Georgiens erhältlich und das meistverkaufte Mineralwasser in der post-sowjetischen Sphäre.

Die Kurpromenade von Borjomi.

Am Ende des Kurparks offerieren Quads eine Fahrt am Flüsschen entlang zu den drei Kilometer entfernten Schwefelquellen. Die Preise sind allerdings astronomisch, sodass man besser mit dem Auto hinauf zum Dorf Sadgeri fährt und vom dortigen Parkplatz den steilen, aber nicht sehr langen Abstieg hinunter zu den Quellen absolviert. Das Wasser ist lauwarm, soll aber gesund sein. Zudem badet man inmitten herrlicher Natur in den dichtbewaldeten Höhen des Kleinen Kaukasus.

Vom Parkplatz in Sadgeri sind es 30 Minuten mit dem Auto nach Bakuriani in den wichtigsten Skiort Georgiens. Im letzten Winter hatten hier die Snowboard-Weltmeisterschaften stattgefunden und in mittelfristiger Zukunft will man sich für die Olympischen Winterspiele bewerben. In Kooperation mit der zweieinhalb Stunden entfernten Hauptstadt Tbilissi, wo dann die Eiswettbewerbe stattfinden würden. September ist allerdings Saure-Gurken-Zeit, weil zwischen der Wandersaison im Sommer und dem Skiurlaub im Winter die meisten Hotels, Pensionen und Restaurants ihre Räumlichkeiten auf Vordermann bringen oder selbst in den Urlaub fahren. Ein kleiner Streifzug hatte sich aufgrund der herrlichen Lage jenseits der Baumgrenze dennoch gelohnt. Auf dem Weg zurück nach Akhalzikhe ließen wir das Timotesubani-Kloster aus und steuerten stattdessen das ungleich spektakulärere Sapara-Kloster an. Fantastische Blicke hoch über dem Tal der Kura auf die karge Steppenlandschaft ringsherum.

Blick vom Sapara-Kloster auf das Tal der Kura.

Eisenbahnenthusiasten sei an dieser Stelle empfohlen, die Fahrt von Borjomi nach Bakuriani mit der Schmalspurbahn zu absolvieren. Der Kukushka-Zug kommt zwar nur sehr langsam voran, dies allerdings auf spektakulärer Strecke. Unter anderem mit einer Hochbrücke, die dereinst von Gustave Eiffel persönlich entworfen wurde. Abfahrt vom Bahnhof Borjomi im Norden der gleichnamigen Kurstadt und nicht von Borjomi Park in deren Zentrum.

Über Vardzia zur Grenze

Für den nächsten Tag stand die längste Fahrt an. Dazu die Grenze nach Armenien mit all den Dingen, die man dort verrichten muss. Geld tauschen, SIM-Karte kaufen und den Propusk besorgen, den man mit einem ausländischen Auto auf armenischen Straßen benötigt. Zunächst jedoch wollten wir – noch in Georgien – das spektakuläre Höhlenkloster Vardzia ansteuern. Tausende von Kammern, die vor etlichen Jahrhunderten in den Fels über der Kura gehauen wurden und vornehmlich der Landesverteidigung dienten, sodass die hier lebenden Mönche eher mit dem Kampf als mit dem Gebet beschäftigt waren. Mitten in der Corona-Pandemie war ich mit meiner Frau und meiner Tochter noch vollkommen allein an diesem wunderbaren Ort. Nun begleiteten uns Buslandungen chinesischer Touristen. Den geheimen Gang hinter der Kirche haben die aber nicht gefunden und auch nicht den langen Tunnel, über den es wieder hinab auf Flussniveau ging, sodass wir den hinteren Teil auch dieses Mal exklusiv für uns hatten.

Das Höhlenkloster von Vardzia hoch über der Kura nahe dem Dreiländereck zur Türkei und zu Armenien.

Der Grenzübergang nach Armenien wurde vor einigen Jahren mit viel Brimborium vom damaligen armenischen Präsidenten Armen Sarkissjan eingeweiht. Er liegt abseits der großen Verkehrswege auf mehr als 2.000 Metern in einer weiten Hochebene. Ein georgischer Mietwagen darf nur mit einer notariellen Beglaubigung des Inhabers eingeführt werden. Das funktioniert gut, aber dieses Mal hatte die Firma meine alte Passnummer aufgeführt, sodass das Dokument erneut ausgestellt und am letzten Tag vor der Einreise extra zu mir nach Akhalzikhe gebracht werden musste. Grundsätzlich sind die armenischen Grenzer deutlich weniger entspannt als die Kollegen auf der georgischen Seite, ist insbesondere das Fotografieren strengstens untersagt. Die Passagiere müssen aussteigen und werden separat kontrolliert. Immerhin jedoch war der Verkehr überschaubar, wurden dieses Mal auch die Koffer nicht durchleuchtet, sodass wir nach knapp 30 Minuten durch waren. Das Niveau bei Infrastruktur und Servicekultur ist in Armenien signifikant geringer als in Georgien, die Bürokratie dafür umso präsenter.

Die georgische Abfertigung an der Grenze zu Armenien zwischen Ninotsminda und Bavra.

Noch ein paar Tipps zum Schluss

Am Flughafen von Kutaissi bitte nicht auf die teilweise aggressiv für ihre Dienste werbenden Taxifahrer eingehen, sondern die Apps von Bolt oder Yandex nutzen. Deutlich verlässlicher und vor allem günstiger. In Kutaissi haben in den vergangenen Jahren immer mehr Hotels und Pensionen ihre Pforten geöffnet. Am schönsten ist es direkt am Rioni.

Sairme ist der letzte Ort nördlich des Zekari-Passes. Vor allem georgische Familien kommen hierher für Kur und Entspannung. Die Landschaft ist herrlich und einen Ausflug aus Kutaissi allemal wert. Womöglich in Kombination mit den Bädern und Ausgrabungsstätten von Vani.

Auf der anderen – südlchen – Seite des Passes liegt ziemlich genau dort, wo die Straße wieder einsetzt, ein hervorragendes Fischrestaurant mit eigener Zucht, das Sakalmakhe.

Wer in Borjomi wandern will, muss sich vorher in der Nationalparkverwaltung anmelden. Es wird nicht sehr engmaschig kontrolliert, doch sicher ist sicher und die Ausstellung der Genehmigung ist kostenfrei.

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Falk Schäfer
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