Skip to main content
Ostwärts Reisen

Die Mongolei – zum ersten Mal

Meine Geschichte mit der Mongolei und den Mongolen beginnt mit einer Frau. Recht klein von Wuchs, dafür aber höchstdynamisch. In meinem zweiten Studienjahr saß sie in fast jedem meiner Kurse. Journalistische Praxis bei Meißner, Methoden der empirischen Sozialforschung bei Weiß, Medienökonomie bei Zerdick und drüben in der Japanologie bei Einführung in die Kulturwissenschaften, einem Seminar zur „ewigen“ Regierungspartei LDP oder in einem der vielen Sprachkurse. Sie sah gut aus und hatte eine bemerkenswerte Stimme mit einem für meine Ohren noch ungewöhnlichen Akzent.

Ich suchte in der Anwesenheitsliste nach einem passenden Namen, doch der Klang von M-U-N-K-H-T-S-E-T-S-E-G B-O-L-D-B-A-A-T-A-R kontrastierte derart massiv mit dem Erscheinungsbild dieser zierlichen Person, dass ich zunächst nicht glauben wollte, was sich mit den Listen der folgenden Kurse bestätigte. Mittlerweile habe ich mich an verschiedenste Wort- und Klangungetüme gewöhnt, doch die Namen in der Mongolei sind tatsächlich der erste Hinweis auf die phonetischen Herausforderungen der Landessprache.

Ich glaube, es war eine Statistik-Klausur, nach deren Ende ich auf dem Weg zum S-Bahnhof in Berlin-Lankwitz das erste Mal das Gespräch mit Munkhtsetseg suchte. Wir tauschten die Nummern aus und verbrachten in den folgenden Wochen immer mehr Busfahrten, Raucherpausen und Mensagänge miteinander. Wir meldeten uns für die gleichen Arbeitsgruppen und bereiteten zusammen Referate vor. Irgendwann gingen wir auch aus, hatten dabei großen Spaß und stellten uns sukzessive unseren engsten Freunden vor. Wir teilten offenkundig die Vorliebe für verrauchte, feucht-fröhliche Abende und für einen albernen Humor. Auch während meiner Jahre in Japan hielten wir engen Kontakt. Als meine Zeit dort langsam zu Ende ging, kam sie mich für zwei Wochen besuchen, was zu einem nicht enden wollenden Lachkrampf wurde.

Als ich aus Tokyo wieder nach Berlin zog, war sie gerade dabei, ihre Zelte abzureißen, um endgültig in die Mongolei zurückzukehren. Sie hatte sich nach dem Studienabschluss nicht sonderlich intensiv um eine berufliche Perspektive bemüht. Wohl auch deshalb, weil sie im Herzen stets wusste, dass sie nur eine begrenzte Zeit ohne ihre Familie sein kann.

Zuvor verkuppelte sie mich noch mit ihrer besten Freundin Solongo – im Nachhinein der beste Freundschaftsdienst, den ich mir vorstellen kann. Munkhtsetseg stiftete damit eine wunderbare kleine Familie und war acht Jahre später die selbstverständliche Wahl als unsere Trauzeugin. Das hieß allerdings, dass meine erste Reise in die Mongolei ein vollkommen neues Thema erhalten würde. Nun ging es um die Eroberung der künftigen Schwiegerfamilie bzw. deren Herzen. Es wurde in jeder Hinsicht gut.

Ulaanbaatar – unfassbar anders

Neben den Jahren in Japan hatte ich – bis auf Nordkorea – schon alle Länder Ostasiens bereist. Doch die Mongolei unterschied sich in fast allem von dem, was ich bis dahin erlebt hatte. Schon der Flughafen von Ulaanbaatar glich in keiner Weise den riesigen, hochautomatisierten Effizienzmaschinen, die ich aus anderen ostasiatischen Metropolen kannte. Er war klein, übersichtlich und etwas heruntergekommen, erstrahlte in einem sowjetischen Stil, der mich an meine Ost-Berliner Kindheit erinnerte. Alles wirkte recht familiär und entspannt.

Bis zur Wohnung meiner späteren Schwiegermama waren es etwa 15 Kilometer. Die Straße führte zuerst über karge Steppenlandschaft und dann durch eine verfallene sowjetische Planstadt mit all ihren Zumutungen. Ich begann zu ahnen, dass die Mongolei wohl mit anderen Eigenschaften überzeugen würde, als mit strahlender Perfektion. Solongos Mama wohnte in einem zwölfstöckigen Plattenbau, der fast überall Risse aufwies. Ich wundere mich noch heute, wie ich den Mut aufbrachte, in den verdächtig rumpelnden und extrem überalterten Fahrstuhl sowjetischer Bauart zu steigen. Flure und Treppen schienen verwahrlost, doch hinter der schweren Wohnungstür wurde es schnell gemütlich. Strom gab es zwar gerade nicht, doch immerhin konnte ich kalt duschen. Es war noch Morgen. Ich ging auf den Balkon und schaute auf die Stadt. Da war ich nun. Ulaanbaatar, Mongolei.

Wenig Schlaf und viel Wodka

Die Flüge von Berlin nach Ulaanbaatar starten immer am Nachmittag und kommen aufgrund der Zeitverschiebung erst am darauffolgenden Morgen an. Ich hatte kaum ein Auge zugetan, doch jetzt war dafür auch keine Zeit. Zusammen mit meiner künftigen Schwiegermama wollten wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt besichtigen. Ulaanbaatar ist auch heute keine Schönheit, hat sich aber seit den Wirren der postsozialistischen Transformation erheblich gemausert. 2009 zeigte sich noch ein anderes Bild. Es gab kaum moderne Gebäude, die Gullydeckel waren offen, die Verkehrsströme ein einziges Chaos, auf den Straßen lag Müll und an etlichen Ecken lungerten Besoffene herum. Ich muss zugeben, dass mich die ersten Eindrücke der mongolischen Hauptstadt etwas verunsicherten, gleichzeitig aber auch faszinierten. Das Zentrum bestand aus einem riesigen leeren Areal, flankiert von den üblichen Repräsentativbauten des Sowjetklassizismus – Staats-Oper, -Museum, -Theater, -Bank, -Bibliothek etc. Eine Reiterstatue in der Mitte des Platzes war dem Revolutionshelden Sukhbaatar gewidmet, an der Stirnseite wurde das Nationale Parlament bewacht von einem riesigen Dschingis Khan.

Es ging noch zum Gandan-Kloster, dem wichtigsten buddhistischen Heiligtum, und schließlich zum in allen Ostblock-Metropolen obligatorischen Monument für den Sieg über Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg. Gelegen auf einem Hügel südlich des Zentrums, bot sich eine schöne Aussicht auf die Stadt.

Blog Mongolei 04

Am Weltkriegsdenkmal hoch über Ulaanbaatar.

Mittlerweile war es Abend geworden und es erwartete uns das Nachtleben von Ulaanbaatar. Ich hatte nicht nur nicht geschlafen, sondern auch die Kraft der sommerlichen mongolischen Höhensonne massiv unterschätzt. Ich sah aus wie ein Tintenfisch, als wir in einer Hotelbar direkt über der Friedensbrücke endlich auf Munkhtsetseg trafen. Nach einem Getränk zogen wir weiter ins Ikh Mongol, um mit Batu und Mina ein weiteres deutsch-mongolisches Pärchen zu begrüßen. Das Ikh Mongol ist eine Institution in Ulaanbaatar, das erste Brauereirestaurant der Stadt und zudem versehen mit einem gemütlichen Biergarten. Hier hätte Schluss sein können, aber daran war nicht zu denken. Es musste noch getanzt werden. Das Riversounds spricht eher gesetzteres Publikum an, war aber die einzige Alternative, wenn man – wie ich – keine elektronische Musik mochte. Als Munkhtsetseg die erste Flasche Wodka orderte, merkte ich, wohin die Reise geht. Irgendwann landeten wir im berüchtigten Stadtteil Sansar. Ich kann mich nur noch schemenhaft an wummernde Bässe, zuckende Körper und schlechte Luft erinnern. Um sechs oder sieben Uhr morgens brachte uns ein Schwarztaxi zurück zu Mamas Wohnung.

Heftiger Kater, schlechte Straßen und eine unerwartete Freundschaft

Kann ja keiner damit rechnen, dass Deegii um neun Uhr klingeln wird. Ich hatte schon viel über die notorische Unpünktlichkeit der Mongolen gehört und gelesen. An diesem Tag wärs mir ganz recht gewesen, zumal ich ohnehin in Planung und Gestaltung unserer kleinen Reise in die Steppe nicht eingeweiht war. Solongos Mama hatte ein Auto und einen Fahrer organisiert, der uns ins mongolische Herzland bringen sollte. An die Ufer des Orkhon-Flusses in die zentral gelegenen Provinzen Öwörkhangai und Arkhangai. Nach zwei Stunden Schlaf ging es los. Der Schädel brummte gewaltig und die holprige Straße machte es nicht besser. Asphalt hörte schon kurz hinter Ulaanbaatar auf und die weiteren knapp 300 Kilometer mussten nahezu komplett offroad bewältigt werden. Neben diesen widrigen Umständen wurde ich zunehmend gewahr, dass ich die Reise wohl als stiller Zuhörer äußerst fremder Klänge verbringen würde. Meine spätere Frau war erstens noch immer intensiv mit dem vorherigen Abend beschäftigt, fiel als Übersetzerin weitgehend aus und hatte sich darüber hinaus natürlich Vieles mit ihrer Mama zu sagen.

Als Mutter und Tochter nacheinander die sanitären Anlagen (Plumpsklo) eines Imbiss-Verschlags besuchten, saß ich mit dem Fahrer an einem Tisch und versuchte – genauso wie er – recht verzweifelt eine Kommunikation aufzubauen. Do you speak English? вы говорите на русском языке? parlez vous francais? bis er schließlich fragte 日本語が分かりますか? Es stellte sich heraus, dass Deegii-san (so nannten wir ihn von nun an) etliche Jahre in Japan gearbeitet hatte. Nach seiner unfreiwilligen Rückkehr aufgrund des strengen japanischen Visa-Regimes verdingte er sich nun unter anderem als Fahrer für Touristen. In dieser Rolle hatte er sogar einmal den heutigen japanischen Kaiser und damaligen Kronprinzen Naruhito in die Zentralmongolei geführt. Japanisch war ein großes Glück und ein entscheidender Mehrwert für unsere Reise. Solongo und ihre Mama konnten sich ungestört unterhalten, Deegii-san und ich tauschten unsere Erfahrungen aus.

Blog Mongolei 01

Deegii-san (links) ich und die heutige Schwiegermama.

Die erste Nacht verbrachten wir in Kharkhorin. Immerhin die historische Hauptstadt des mongolischen Weltreiches, des größten Imperiums der Menschheitsgeschichte. Ich hatte also mindestens so etwas wie die alte japanische Kaiserstadt Kyoto erwartet, doch diese Hoffnungen konnten kaum stärker enttäuscht werden. Wer beeindruckende Bauwerke und andere zivilisatorische Errungenschaften bestaunen möchte, ist in der Mongolei fehl am Platze. Es sind die Menschen, die einzigartige und reiche Nomadenkultur sowie die endlose Weite, die das Land ausmachen.

Vergorene Stutenmilch und die klingonische Sprache

Kharkhorin ist eine Brettersiedlung. Hinter notdürftig zusammengezimmerten Zäunen lebten die Menschen zumeist noch in Jurten. Solongos Tante und Onkel bewohnten eines der wenigen gemauerten Häuser, wo wir unser erstes Obdach aufschlugen. Die Begrüßung war herzlich. Man wird im wahrsten Sinne des Wortes berochen. Keine Bussis, keine Umarmungen, keine Verbeugungen, keine Handschläge, in der Mongolei werden tiefe Atemzüge vom Odeur der beiden Gesichtshälften genommen. Danach trank ich meinen ersten Airag, vergorene Stutenmilch mit dem Alkoholgehalt eines leichten Bieres. Man muss sich daran gewöhnen. Schmeckt ein wenig nach saurer Milch und „lässt einen laufen“, wie die Mongolen sagen. Letzteres bezieht sich auf die Wirkungen im Darmtrakt, die einen schnell aufs Plumpsklo oder in die Steppe befördern.

Der kommende Tag war den Highlights des Orkhon-Tales gewidmet. Das alte Kharkhorin ist komplett unter Steppensand verschwunden. Ein befreundeter Archäologe aus Berlin hatte selbst an den Ausgrabungen teilgenommen, doch ohne ausreichende kulturhistorische Kenntnisse konnten die vereinzelt ausgestellten Artefakte keinen Wow-Effekt entfalten – zumindest nicht bei einem Laien wie mir. Interessanter war das Kloster Erdene Zuu, welches dereinst zu großen Teilen aus den Steinen des mittelalterlichen Kharkhorin entstand, nach den anti-religiösen Übergriffen während Stalins Großem Terror jedoch nahezu vollständig zerstört wurde. Ein kleiner Teil wurde nach der Wende wiederaufgebaut und von einigen Mönchen bewohnt. Den Buddhismus hatte ich in Japan schon intensiv kennengelernt, doch hier erschien er mir deutlich spiritueller, authentischer und geerdeter.

Blog Mongolei 03

Meine Freundin Solongo hoch über dem Orkhon nahe Kharkhorin.

Nach einer weiteren Nacht brachen wir auf in die Provinz Arkhangai. Ziel war die heiße vulkanische Tsenkher-Quelle, der Weg dorthin war wieder recht beschwerlich. Deegii-san entschied sich für die direkte Route ohne jegliche Befestigung und ohne Hinweisschilder. So rumpelten wir dahin. Aus dem Autoradio plärrten schon seit Ulaanbaatar die immergleichen Melodien. Best of Modern Talking in Dauerschleife und enervierender Lautstärke. Nachdem wir allesamt bei „Cheri, cheri lady“, „You’re my heart, you’re my soul“, „Brother Louie“ und anderen Klassikern vollständige Textsicherheit erlangt hatten, war es Solongo endlich gelungen, auf eine andere Musikauswahl zu insistieren. Der herrlich schnulzige mongolische Schlager war eher etwas für unser Gemüt und passte auch viel besser zur Landschaft. Dargebracht wurden vornehmlich Loblieder – auf Pferde, Mütter, Vieh, Land, Weite, Himmel und Liebe.

Plötzlich schaltete Deegii-san das Radio aus, um mitten im Nirgendwo bei einer einsamen Jurte nach dem Weg zu fragen. Zuerst stürzten die obligatorischen Hunde auf uns zu. Dahinter folgte ein mürrisch dreinblickender Nomade von kräftiger Statur. Erwähnt sei bei dieser Gelegenheit, dass die mongolischen Männer physisch deutlich eindrucksvoller daherkommen, als die meisten anderen Asiaten. Es entspann sich ein Dialog, den ich anhand Mimik und Tonfall nur als Anbahnung einer Schlägerei interpretieren konnte. Der Nomade bellte mit finsterem Blick und ohne jede Regung zu uns ins Auto. Genauso ernst, kühl und hart gab Deegii-san es ihm zurück. Das wechselte ein paar Mal hin und her, wurde stetig intensiver. Doch dann startete Deegii-san unvermittelt den Wagen und fuhr davon. Ich fragte ihn, wo das Problem gewesen sei und er antwortete: „Kein Problem. Super Typ. Hab gefragt, ob es genug geregnet hätte und das Vieh über den nächsten Winter kommen wird. Er meinte. Ja. Dieses Jahr sei ganz gut gewesen und unsere heiße Quelle läge im Übrigen gleich hinter dem Hügel dort vorn.“ Ich war verblüfft. Anschein und Inhalt hätten kaum stärker kontrastieren können. Die Nomaden – Frauen auch, doch vor allem die Männer – zeigen keine Mimik. Sie tragen dickfellige, lange Mäntel, hohe Stiefel und Hut, fügen sich stolz in die wilde Natur. Aus ihren Gesichtern lässt sich nichts herauslesen, außer vielleicht das harsche Klima. Und dann die Sprache. Nicht umsonst wurde das Klingonische bei Star Trek dem Mongolischen entlehnt. Es sollte rau, roh und wild klingen, wenn sich die Krieger gegenseitig anblafften. Keine andere Sprache hätte diesem Zweck so gut entsprechen können, wie das Mongolische, das im Übrigen nur wenig Raum für den Austausch von Überflüssigem vorsieht. Bitte, danke, das ist aber lieb, keine Ursache, sorry für die Umstände. Ich hatte mir in Japan einen betont höflichen Umgang angelernt. In der Mongolei kann das nach hinten losgehen. Schon an unserem ersten Abend hatte mich Munkhtsetseg mehrfach angezählt, dass ich diesen Scheiß gefälligst lassen solle. Dabei war ich so stolz, mir die Floskel „ich möchte bitte gerne ein Bier bestellen“ draufgeschafft zu haben und fehlerlos vortragen zu können. Es hieße „Bier“ und sonst nichts, so Munkhtsetseg. Und die Kellnerin hätte schließlich auch nur „was?“ gefragt und würde mir das Glas später wortlos auf den Tisch knallen. Diesen Umgangston muss man nicht mögen, doch als Mongolei-Reisender sollte man sich bewusst machen, dass übertrieben gute Manieren auch als snobistisch und arrogant gedeutet werden können. Mir persönlich wäre eine Mischung aus Tokyo und Ulaanbaatar ganz recht gewesen, doch irgendwie tendierte ich eher zur mongolischen Seite. Vielleicht hat das ein wenig mit meiner Berliner Sozialisation zu tun.

Ein japanischer Schmetterlingssammler und ein seltsames Reitvergnügen

Heiße Quellen kannte ich aus Japan. Sie lagen zumeist in pittoresken Berglandschaften, boten sämtlichen Komfort und waren geschmackvoll hergerichtet. In der Mongolei wird das Quellwasser in alten Schläuchen in ein Becken gepumpt, welches von einer notdürftig gezimmerten Baracke umgeben ist. Ansonsten Hügelsteppe überall. Für Übernachtungsgäste sind ein paar Jurten aufgestellt, von denen eine als Kantine dient. Die größtmögliche Variationsbreite an Speisen lautet Lapscha (Suppe mit Fleischeinlage) , Nisle salad (deftiger Kartoffelsalat), Buuz (gedämpfte Teigtaschen), Khoshuur (gebratene Teigtaschen) und Tsuivan (gebratene Nudeln mit Fleisch und Gemüse). Meist fehlen mindestens drei Angebote aus der Liste.

Männer und Frauen mussten getrennt baden. Das war in der Mongolei nicht überall so, aber hier schon. Und weil Deegii-san zu den Klassikern von Modern Talking das Auto schrubbte, machte ich mich allein auf den Weg. Ich traf einen japanischen Schmetterlingssammler, der nicht aufhörte, von der Artenvielfalt in der Mongolei zu schwärmen. Er verbrachte hier in der Steppe regelmäßig seinen Sommerurlaub. Allein mit der Weite des Landes.

Blog Mongolei 02

Meine erste Nacht in einer mongolischen Jurte.

Am Nachmittag sollte geritten werden. Deegii-san hatte ganz in der Nähe einen Nomaden aufgetrieben, der sich für ein kleines Zusatzgeschäft bereiterklärte. Ich wollte eigentlich gar nicht so recht, doch Deegii-san insistierte, dass man nicht wirklich in der Mongolei gewesen sei, wenn man nicht mindestens einmal im Sattel gesessen hätte. Wir wurden nach unseren Reiterfahrungen befragt und einzig Solongos Mama sah sich in der Lage. Der Nomade konnte jedoch nur ein Pferd gleichzeitig führen und erklärte kurzerhand, dass Solongo mit ihren mongolischen Genen das schon irgendwie wuppen werde. Während ich also im Schritttempo durch ein kleines Wäldchen geführt wurde, ging der Gaul mit meiner Freundin durch. Es muss komisch ausgesehen haben, wie der Nomade seelenruhig mein Pferd führte, während Solongo kreischend versuchte, sich auf ihrem zu halten und gleichzeitig den Ästen auszuweichen. In regelmäßigen Abständen hörte ich, wie sie an uns vorbeistürmte. Aus wechselnden Richtungen, aber immer schreiend. Sie überlebte unverletzt, was dem Nomaden in seiner ursprünglichen Zuversicht Recht gab.

Es folgte meine erste Nacht in einer mongolischen Jurte. Urgemütlich, aber auch sehr intim. Die Betten waren etwas kurz, doch am Ende hatten wir alle einen guten Schlaf. Wir saßen bis kurz vor Mitternacht noch draußen, quatschten und tranken Bier. Außer uns gab es nur noch den japanischen Schmetterlingssammler, doch der schlief vermutlich schon. Und er kannte sicher bereits, was sich über uns ausbreitete. Ein Sternenhimmel, der sich in Pracht und Dichte schlichtweg nicht beschreiben lässt.

Close Menu

 
 

Kontakt

Vielen Dank, dass Sie sich diese Webseite angeschaut haben. Ich freue mich über jede Resonanz und bin auf allen Kanälen erreichbar.

Falk Schäfer
Wartburgstraße 42
10823 Berlin

Tel.: +49 / (0)30 / 2850–8050
Fax: +49 / (0)30 / 2850–8049
mobil: +49 / (0)173 / 617–4627
Email: falk.schaefer@ostwaerts-reisen.de