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Ostwärts Reisen

Eine echte Metropole, weite Strände, die lettische Schweiz und eine mittelalterliche Fototapete.

Mit dem Skoda aus Berlin rund um die Ostsee. Polen, das heute russische Königsberger Gebiet und Litauen lagen hinter uns. Lettland, Estland, Finnland und Schweden standen bevor. Weil es hier aber um die Post-Sowjetunion gehen soll, wird schon mit der Fähre nach Helsinki Schluss sein.

Riga – besser abseits der Altstadt

Riga ist die rechtmäßige Hauptstadt des Baltikums. Weder Kaliningrad, Vilnius, Tallinn oder Kaunas können in puncto Dynamik, Pracht und Vielfalt mit der lettischen Metropole mithalten. Bekannt ist Riga vor allem für die gut erhaltene mittelalterliche Altstadt, die allerdings schon lange kein Geheimtipp mehr ist. Das Areal zwischen dem Schwarzhäupterhaus im Westen, der St. Jakobskirche im Norden, der berühmten Laima-Uhr im Osten und den Hotels im Süden ist geradezu exzessiv vom Tourismus geprägt. Besonders störend war, dass Riga offenbar bei britischen und skandinavischen Jungmännergruppen hoch im Kurs stand und entsprechend viel gesoffen wurde.

Natürlich machten auch wir unsere Fotos, doch wir merkten bald, dass es uns jenseits der alten Stadtmauer besser gefallen würde.

Wir nahmen eine wunderbar antike Straßenbahn in den Norden und spazierten durch die umfassenden Gründerzeitquartiere mit ihren herrlich verspielten Fassaden. Mit dem Bus fuhren wir auf die westliche Seite der Daugava und fanden auf der Flussinsel Kipsala ein paar trendige Bars inmitten alter lettischer Holzbauarchitektur.

In Richtung Osten waren wir zu Fuß unterwegs. Hier lagen mit der russisch-orthodoxen Geburtskirche und der lutherischen Gertrudenkirche die wichtigsten Gotteshäuser der Stadt. Mit den Berga Bazars erschlossen wir uns ein mondänes Shoppingzentrum mit einigen ausgezeichneten Restaurants und am Rande des Vermanes-Parks tranken wir – zusammen mit der ziemlich hippen Rigaer Jugend – in einem ehemaligen Kino unser abendliches Bier.

Darüber hinaus sollte man unbedingt einen Spaziergang entlang der Parkgürtels unternehmen, welcher die Altstadt östlich abschließt – entlang des Pilsetas-Kanals von der Oper über das Freiheitsdenkmal zum Kronwaldspark mit der Rigaer Universität. Einfach schön.

Blick vom Wissenschaftspalast in Richtung Stadtmitte. Die Hallen in der linken Bildmitte sind der Rigaer Zentralmarkt.

Unser ganz persönliches Highlight war jedoch der Süden der Innenstadt. Zunächst besichtigten wir mit dem Gebäude der Lettischen Akademie der Wissenschaften einen der größten stalinschen Zuckerbäckerpaläste überhaupt – übertroffen lediglich vom Warschauer Kulturpalast und den sogenannten sieben Schwestern in Moskau. Der Besuch kostet nichts. Man nimmt einfach den Fahrstuhl, fährt in die oberste Etage und öffnet die Tür zu einer umlaufenden Terrasse. Ringsherum wird normal gearbeitet. Die Aussicht ist phänomenal.

Kurze Pause auf der Flussinsel Kipsala in der Daugava inmitten lettischer Holzbauarchitektur.

Das war schon mal gut und wir spazierten weiter durch das hübsche Speicherviertel zum Rigaer Zentralmarkt. Schon ein Jahr zuvor hatten wir uns in die Märkte von Sankt Petersburg verliebt, doch das hier toppte alles, was wir bisher gesehen hatten. Riesige Hallen, unzählige Stände mit üppigen Auslagen. Wenn die Berga Bazars eher lettisch geprägt waren, war das hier eindeutig eine russische Domäne. Das fing mit der Sprache an, denn wir vernahmen so gut wie kein Lettisch und verständigten uns wie selbstverständlich auf Russisch. An einem Stand sollten wir eine russische Fleischwurst probieren, die von einer matronenhaften Verkäuferin mit leuchtenden Augen als „как советские времена“ (wie zu sowjetischen Zeiten) angepriesen wurde, was zwischen uns beiden mittlerweile zu einem vielzitierten Running Gag geworden ist und das Treiben auf dem Markt recht treffend zusammenfasste – abgesehen vom nunmehr deutlich reichhaltigeren Angebot.

Am Nachmittag unseres zweiten Tages in Riga wollten wir noch einmal ans Meer. Ein Vorortzug brauchte 40 Minuten bis nach Jurmala mit seiner klassischen Bäderarchitektur. Die meisten historischen Gebäude stammten aus dem ausgehenden 19. bzw. beginnenden 20. Jahrhundert und wurden von deutsch-baltischen oder lettischen Architekten geschaffen, die Klassizismus, Romantik und Moderne auf wohltuende Art miteinander kombinierten.

Zu Sowjetzeiten urlaubten in Jurmala viele wichtige Parteigrößen. Die Stadt stand diesbezüglich in einer Reihe mit Sotschi im Kaukasus, Dilijan im armenischen Hochland oder Jalta auf der Krim. Auch heute zieht es viele wohlhabende Russen an diesen langen Strand am Rigaer Meerbusen. Gut, dass die Bahnen bis spät in die Nacht fuhren und unser Hotel in der Nähe des Hauptbahnhofes lag. Jurmala sollte unbedingt auf dem Zettel eines jeden Riga-Reisenden stehen. Insgesamt hatte uns die lettische Hauptstadt schwer begeistert, was allerdings nur bedingt für das vollkommen überlaufene und in den Nächten nicht selten zugekotzte Zentrum gelten kann. Abseits davon zeigt sich eine Vielfalt und Dynamik, die wir im sonst eher beschaulichen Baltikum so nicht erwartet hatten.

Auf dem Weg nach Tallinn wollten wir noch in Sigulda vorbeischauen – der lettischen Schweiz. Mir war die Stadt vor allem als Heimat der erfolgreichen lettischen Rodel-, Bob- und Skeletonteams bekannt, doch sie hatte mehr zu bieten als den einzigen olympiareifen Eiskanal der ehemaligen Sowjetunion.

Wir parkten am Bahnhof und spazierten durch das historische Zentrum in den Norden der Stadt. Von hier fährt die einzige Seilbahn des ansonsten plattebenen Baltikums zum Krimulda-Schloss auf der anderen Seite des Flusses. Die Bahn überwindet immerhin mehr als einen Kilometer und bietet wunderbare Blicke auf das liebliche Tal des Gauja. Wenn wir etwas mehr Zeit gehabt hätten, wären wir den vier Kilometer langen Weg von Sigulda zum Turaida-Schloss zu Fuß gegangen, aber weil wir noch nach Tallinn wollten, nahmen wir das Auto. Etwa auf halbem Weg lohnt die kleine Gutman-Höhle einen Besuch.

Das Tal des Gauja ist eines der wichtigsten Erholungsgebiete Lettlands. Auch viele Hauptstädter zieht es an den Wochenenden an die beschaulichen Windungen des Flusses mit seinen Stränden, den Schlössern und Parkanlagen. Für Flachlandmenschen, wie die Balten, vermag die fast mittelgebirgig anmutende Landschaft samt der Seilbahn einen besonderen Reiz entfalten. Und auch wir waren angetan von der allgemeinen Gemütlichkeit dieses zufriedenen Städtchens. Sigulda lässt sich übrigens auch per Bahn erreichen. Vom Rigaer Hauptbahnhof verkehren stündlich Züge. Die Fahrt dauert etwas mehr als eine Stunde.

Tallinn und der Rest

Tallinn erreichten wir von Sigulda aus in sportlichen dreieinhalb Stunden. Die estnische Hauptstadt kommt insgesamt ziemlich nordisch perfekt daher. Während Riga Assoziationen zu anderen mittel-/osteuropäischen Metropolen, wie Prag, Budapest oder Sankt Petersburg weckt, wirkt Tallinn eher wie eine gut geordnete, ruhige, skandinavische Großstadt. Die Vitalität und Dynamik sind in Riga deutlich ausgeprägter, Tallinn bietet dafür mehr Kuscheligkeit und insgesamt die spektakuläreren Fotomotive.

Die Altstadt gliedert sich in den Domberg und die Unterstadt. Ersterer liegt auf einem kleinen Felsplateau hoch über dem Finnischen Meerbusen – mit entsprechend grandiosen Aussichten auf das Meer und den Fährhafen. Die Unterstadt ist das eigentliche Zentrum. Hier breitete sich die vormals dänische Feste Reval aus, die über Jahrhunderte hinweg weite Teile der Ostsee beherrschte und von einem umfassenden Burggrabensystem sowie einer Stadtmauer umgeben ist.

Blick auf die Altstadt von Tallinn.

Die Innenstadt gefiel uns in Tallinn weitaus besser als jene in Riga. Sie ist ein einzigartiges, fast vollständig erhaltenes Ensemble mittelalterlicher, nordischer Baukunst. Natürlich ist auch Tallinn touristisch geprägt, doch trotz des nahen Fährhafens in Richtung Finnland ist die Kundschaft gesetzter und gediegener, genießt die Atmosphäre der Stadt, anstatt sich schon am Mittag die Kante zu geben. Uns gefiel vor allem der Domberg mit seinen vielfältigen Aussichten, aber auch das Viertel rund um das Parlament und die Newskii-Kathedrale sowie die Gegend um die östliche Stadtmauer mit ihren gemütlichen Bars und Restaurants wussten zu überzeugen.

Abseits davon hat Tallinn nicht mehr viel zu bieten. Erwähnt sei aber der weite Präsidentenpark im Osten der Stadt. Hierhin fahren aus dem Zentrum die Tramlinien 1 und 3. Der Präsident wohnt im Schloss Katharinental, das rundherum von einer schönen Parklandschaft umgeben ist, in der sich in verschiedenen Pavillons allerlei kleinere Museen finden. Am Russalka-Monument erreicht der Park die Ostsee und geht über in einen gemütlichen Stadtstrand.

Den Abend verbrachten wir in einer kleinen Bar etwas abseits der Altstadt. Wir wollten das Finale des Eurovision Song Contest sehen, suchten schon den ganzen Tag nach einer geeigneten Lokalität und konnten nicht ahnen, dass wir gleich hinter unserem Apartment fündig werden sollten. Alle hatten sich prächtig zurechtgemacht und gingen ordentlich mit. Estland wurde immerhin siebter, die für Deutschland angetretene Ann-Sophie mit null Punkten Letzte. Es gewann Schweden. Alles wie gehabt.

Blick zurück auf Tallinn von der Fähre nach Helsinki.

Am Mittag des folgenden Tages legte unsere Fähre nach Helsinki ab. Dort hatten wir zwei wunderbare Tage mit herrlichem Wetter. Turku war eher enttäuschend, doch immerhin wusste die Fährfahrt von dort über die Aland-Inseln und weiter entlang der mittelschwedischen Schären-Küste bis hinein nach Stockholm mit grandiosen Blicken zu überzeugen. Stockholm ist sicherlich die schönste Stadt der fünf nordischen Länder und schmiegt sich auch landschaftlich wunderbar in die Schärenküste. Jönköping und Lund waren eher unspektakulär. Im Nachhinein wären wir besser nach Göteborg gefahren, um die westschwedische Metropole zu erkunden und mit der dortigen Fähre in den Norden Dänemarks nach Fredrikshavn und damit auf das europäische Festland überzusetzen. An der Nordspitze Jütlands hätten wir sehen können, wie sich Nord- und Ostsee vereinigen und wären in der Folge über Hamburg nach Berlin zurückgefahren.

Das war aber der einzige kleine Fehler und im Baltikum hatten wir tatsächlich alles richtiggemacht. Es war der schönste Teil der Reise, weil besonders spannend, heterogen und – nebenbei gesagt – auch deutlich günstiger als Skandinavien.

Noch ein paar Tipps zum Schluss

Eine Unterkunft in Riga sucht man sich am besten abseits des touristisch überlaufenen Zentrums. Insbesondere das Viertel nordöstlich der Innenstadt scheint geeignet. Hier finden sich viele gute Restaurants, Bars und Clubs, die auch von den Rigaern selbst frequentiert werden.

Vom Hauptbahnhof fahren stündlich Züge nach Sigulda. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde. In die andere Richtung lässt sich Jurmala in noch engeren Taktzeiten in etwa 30 Minuten erreichen.

Tallinn ist deutlich kleiner und ruhiger als Riga. Hier empfiehlt sich eine Unterkunft innerhalb der Altstadt oder aber in Hafennähe. Jenseits des Kadriori-Schlosses findet sich nahe dem Russalka-Monument ein schöner Stadtstrand am Finnischen Meerbusen.

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Falk Schäfer
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