Almaty (Kasachstan)
Panfilov-Straße in Almaty. Foto: © Kolpak Travel
Ich fand es schade, dass Almaty bei der Wahl zum Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2022 so knapp gegen Peking verloren hatte. Denn aus meiner Sicht, wird es Zeit, dass sich dieses riesige Land abseits aller Borat-Klischees der Weltöffentlichkeit vorstellen kann. Almaty hatte mich schon als Kind interessiert, weil ich von der geradezu mythischen Medeo-Eisbahn gehört hatte, auf der dank der Höhenluft ein Eisschnelllauf-Weltrekord nach dem anderen geknackt wurde.
Zudem berichteten mir gute Freunde meiner Großeltern von einer höchst liebenswerten, geschmackvollen Metropole inmitten der zentralasiatischen Weiten und umgeben von spektakulärer Natur.
Die Region um Almaty ist seit mehr als 3.000 Jahren besiedelt. Während des 18. Jahrhunderts lag sie an der Grenze zwischen dem Khanat von Kokand und dem chinesischen Kaiserreich. Seitdem expandierte das russische Zarenreich immer weiter gen Osten und Süden. Zur Verteidigung der neuen Territorien errichteten Kosaken das Fort Verny, welches den Grundstock der bis heute russisch geprägten Stadt bildet.
Mit Gründung der Sowjetunion wurde die Stadt in die Turkestanische Autonome Sowjetrepublik integriert und man verlieh ihr nach Konsultation der lokalen Nomadenstämme den Namen Alma-Ata, den die Siedlung in früheren Zeiten vor der russischen Expansion schon einmal getragen hatte. 1930 wurde das heutige Almaty mit der Vollendung der Turkestanischen Eisenbahn an das sowjetische Eisenbahnnetz angeschlossen und nicht zuletzt aus diesem Grund zur Hauptstadt der neu gebildeten Kasachischen Sowjetrepublik erhoben.
Im Zweiten Weltkrieg bzw. dem Großen Vaterländischen Krieg konnte Almaty massiv davon profitieren, dass etliche Industriebetriebe und Institute vom europäischen Teil Russlands nach Zentralasien verlegt worden waren. Almaty wurde daraufhin zu einer vornehmlich russischen Stadt, doch seit der Unabhängigkeit Kasachstans hat sich der Anteil der Kasachen wieder auf 60 Prozent erhöht. Almaty ist die kosmopolitischste Stadt des Landes. Etwa ein Viertel der Einwohner ist russisch. Hinzu kommen sechs Prozent Uiguren und zahlreiche weitere Minderheiten.
Neben der vom Sowjetklassizismus geprägten Innenstadt zeichnet sich Almaty vor allem durch seine Lage aus. Es gibt keine andere Stadt auf der Welt, wo man von einer Metrostation auf fast 5.000 Meter hohe Berge blicken kann.
Almaty liegt auf lediglich 500 Metern Höhe, doch im Süden steigen die Berge enorm steil auf. Und weil die Nordwinde vor dem Tienschan abregnen, ist die Stadt – extrem ungewöhnlich für Kasachstan – sehr grün. Auf dem Kok Tobe – kasachisch für „Grüner Hügel“ – steht der knapp 400 Meter hohe Fernsehturm von Almaty, der aber leider nicht begangen werden kann. Von nahezu jedem Punkt der Stadt ist der fast 5.000 Meter hohe Pik Talgar zu sehen. Hinter dieser Kette liegt schon Kirgisistan. In Richtung Norden hingegen geht die Landschaft bald in plattebene Wüste und Halbwüste über.
Die weitläufige Innenstadt erstreckt sich nördlich der U-Bahnstationen Baikonur und Abay zwischen dem Palast der Republik und der Zentralmoschee. Nordöstlich liegt mit dem Zentralen Park für Kultur und Freizeit das wichtigste Naherholungsgebiet.
Unbedingt sollte man einen Ausflug in die Berge unternehmen. Hierfür bietet sich das Eisstadion Medeo bzw. die nicht allzu weit davon entfernte heiße Quelle an. In einem anderen Tal, welches sich ebenfalls mit dem Auto erreichen lässt, liegt der Große See von Almaty inmitten schneebedeckter Gipfel.
Der große See von Alma-Ata. Foto: © Igors Jefimovs
Nicht weit dahinter wird bereits die kirgisische Grenze erreicht, von wo es nicht mehr weit ist zum Yssykköl – dem sagenumwobenen Meer der Kirgisen. Leider aber lässt sich die Grenze hier nicht überqueren. Um von Almaty zum See zu gelangen, muss man zunächst Richtung Osten in die Halbwüste und überquert hinter Kökpek den atemberaubenden Canyon des Sharyn-Flusses. Bei Kegen zweigt eine Straße in Richtung Kirgisistan und Yssykköl ab. Auf dem Weg lohnt sich unter Umständen ein Abstecher zu den Kolsai-Seen im Tienschan.
Sharyn-Canyon 200 Kilometer östlich von Almaty. Foto: © Jonas Satkauskas
Der Flughafen von Almaty ist der größte des Landes. Air Astana und Lufthansa fliegen direkt aus Frankfurt, ansonsten bestehen mit Siberian Airlines und Aeroflot gute Verbindungen über Moskau. Auch mit dem Zug lässt sich die ehemalige kasachische Hauptstadt erreichen. Von Berlin aus muss nur einmal in Moskau umgestiegen werden, doch natürlich ist eine äußerst lange Strecke zu bewältigen.